„Die Prämie ist schon ausbezahlt!“
W.-E., 4. Oktober 2010:
Mein erster Arbeitstag nach meinem wohlverdienten Urlaub. Aber wie an jedem normalen Arbeitstag, so ging ich auch an diesem Tag, kurz vor 8:00 Uhr morgens von meiner Vermieterin zu Fuß in die Arbeit. Doch kaum am Firmengelände angekommen, sah ich einen schweren Audi Q7 quattro am Parkplatz des Chefs stehen. Zuerst dachte ich mir, der Chef selbst, Herr D., hätte sich ein neues Auto gekauft, doch bald im Laufe des Vormittags stellte sich heraus, der neue Geschäftsführer und nunmehrige Miteigentümer Markus R. hat ein neues Dienstfahrzeug erhalten. Und dies, obwohl er bereits kurz nach Ostern, als er in das Unternehmen gekommen war, ein neues Auto erhielt. Aber tatsächlich, Markus R. der neue Geschäftsführer, der Nachfolger von Herrn D. hat ein neues Auto erhalten.
Doch es dauerte nicht lange bis die ersten Kommentare dazu gefallen sind. Da hieß es von meinem Kollegen, Armin L. doch glatt,
„die Prämie ist schon ausbezahlt!“
Und er meinte tatsächlich jenen Beschleunigungsvergütung, welche D. doch so sehnlichst erhofft hatte, welche ich mit meinem Einsatz bei der Projektleitung dieses Auftrages, wodurch wir doch glatt den gesamten möglichen Rahmen dieser Beschleunigungsvergütung erhalten hatten, da wir so rechtzeitig und vor der ursprünglich geplanten Verkehrsfreigabe unsere Leistungen abgeschlossen hatten, sodass der Verkehr 12 Tage vor dem Plan der Verkehr wieder frei gegeben werden konnte. Und diese 12 Tage für die vorzeitige Freigabe multipliziert mit der Summe, welche für jeden Tag dafür vertraglich festgesetzt wurde, diese 20.000 Euro, ergab satte 240.000 Euro Beschleunigungsvergütung, welche zusätzlich zur Abrechnungssumme für den ersten Abschnitt in Rechnung gestellt werden konnte und mittlerweile auch ausbezahlt wurden. Und Armin L. meinte lapidar, die Prämie wäre schon ausbezahlt worden – und dies in Verbindung mit der Tatsache, dass der neue Geschäftsführer ein neues Auto erhalten hatte. Dabei hatte doch D. zu mir selbst und von sich aus gesagt, er wolle sich dies mit mir nachher ausmachen, wer und wie viel jeder der Beteiligten am Projekt erhält. Geglaubt hatte ich ihm dies ohnedies nicht. Aber dass im gesamten Unternehmen, unter der gesamten Belegschaft, eine derartige Missgunst herrscht, hätte ich auch nicht gedacht.
Aber er wird sich noch herausstellen, wozu diese Prämie, diese Beschleunigungsvergütung tatsächlich verwendet werden wird.
„Damit alle etwas davon haben“, so wie D. dies immer formulierte.
Wenige Tage später, als ich wieder einmal kurz nach der Mittagspause vor dem Firmengebäude stand um eine Zigarette zu rauchen, stellte sich D. zu mir, ließ sich eine Zigarette geben, gab mir allerdings dafür nicht, wie üblich, eine zwei Euro Münze, und sagte zu mir, während er mit dem Kopf in Richtung dieses neuen Autos von R. deutete,
„dem R. sein altes Auto, das ist immer wieder stehen geblieben, hat er gesagt, darum hat er jetzt ein neues Auto bekommen!“
Ich musste regelrecht schmunzeln, als er dies sagte und dachte mir, und deshalb fährt jetzt der zweite neue Geschäftsführer, Norbert J., mit dessen altem Auto herum – und da geht es wieder. Zudem hatte Armin L. dafür das alte Auto des zweiten, kaufmännischen Geschäftsführer, Norbert J., erhalten.
Seltsame Rocharden sind dies in diesem Unternehmen und die Begründungen dafür lassen auch keine Wünsche offen …