Die Projektübernahme
W.-E., Montag, der 19. April 2010:
Kaum zwei Wochen nachdem D. seinen Nachfolger präsentiert hatte, gab es für mich die ersten Auswirkungen daraus. Markus R. hatte sich dieses Projekt näher angesehen und die bereits allseits befürchtete Ansicht geteilt, unter dem derzeitigen Projektleiter Thomas T. würde dieses Projekt niemals zum Erfolg führen. Ich wurde also in das neue Büro von Markus R. gebeten und dieser erklärte mir, er habe den bisherigen Projektleiter Thomas T. nach Absprache mit D. in seiner Funktion abgesetzt. Mich wunderte dies überhaupt nicht, den T. hatte, seit dem ich in dieses Unternehmen eintrat, keinen guten Stand. Selbst der Bereichsleiter Markus R., von dem sonst zu dieser Zeit nicht viel zu hören und sehen war, meinte über T., „der ist so schlecht, dem kann man nicht einmal helfen.“
Nun hatte allerdings der neue zweite Geschäftsführer Markus R. ein Problem. Er hatte keinen Projektleiter mehr für dieses Projekt. Warum auch immer, aber keiner der anderen Projektleiter in diesem Unternehmen, es waren nicht viele, welche in dieser Funktion in diesem Unternehmen tätig waren, gerade mal zwei, konnte oder wollte dieses Projekt übernehmen. Dies, obwohl es eigentlich sonst zu dieser Zeit keine weiteren Projekte gab. Also fragte Markus R. mich, ob ich denn dieses Projekt übernehmen wolle. Ob ich es könnte war gar keine Rede wert, weder für R. noch für D. Warum auch. Bin ich doch in meiner Branche bestens bekannt und hatte bereits mehr als genügend Projekte erfolgreich geleitet – und dies war hier in diesem Unternehmen jedem voll und ganz klar! Vielleicht war es auch von D. so vorgesehen, dass kein anderer dieses Projekt übernehmen durfte, denn immerhin stand sehr viel Geld für ihn auf dem Spiel. Und viel zu oft, so hatte es den Anschein, haben meine Kollegen in der Vergangenheit bewiesen, kaum Anstrengungen zu unternehmen einen vorgesehenen Fertigstellungstermin für ein Projekt auch tatsächlich einhalten zu wollen. Hier standen jeweils ganz andere Interessen im Vordergrund, welches offensichtlich auch schon sehr oft zu größeren Problemen zwischen dem Unternehmen und Auftraggebern geführt hatte.
Es gab allerdings auch noch eine, für mich seltsame Entscheidung, denn Thomas T. wurde nicht etwa ganz von diesem Projekt abgezogen, nein, er wurde als Bauleiter eingeteilt und sollte ab Beginn der Arbeiten vor Ort, diese auch vor Ort leiten. Dass dies keinesfalls gut gehen würde, war mir zu diesem Zeitpunkt klar, aber, was sollte ich daran ändern. Mir war es aber auch egal, denn viel zu gering war der Rückhalt von Thomas T. in dieser Firma, sodass ich durch ihn kaum etwas zu befürchten hatte.
Markus R. meinte noch, ich hätte auch die dafür notwendige Ruhe um ein Projekt zu dieser Zeit mit dieser Größe zu übernehmen und auch dieses Chaos, welches teilweise auch in diesem Unternehmen bezüglich dieses Projekt herrschte, in Griff zu bekommen. Somit lag es nun an mir, dieses Projekt zu einem Erfolg zu bringen und für D., die ihm so wichtige Beschleunigungsvergütung zu lukrieren.