„Wir haben andere Anordnungen!“
Stuttgart, Sonntag, der 14. März 2010:
Mitte März 2010 wurde mir zum ersten Mal richtig mulmig in Stuttgart. Es war an einem Sonntag Abend. Ich war, wie jeden Sonntag, am Weg zurück aus dem Wochenende zur Arbeit und zu meiner Unterkunft. Zu dieser Zeit fuhr ich meist mit dem Railjet 66 um kurz nach 19.00 Uhr von Salzburg nach München, damals hatte ich auch noch meine Wohnung in Salzburg, stieg dort in den ICE 990 Richtung Hamburg um und kam dann kurz nach 23.00 Uhr in Stuttgart am Hauptbahnhof an. Als ich an diesem Tag, es muss der 14.3.2010 gewesen sein, aus dem Zug ausgestiegen war, rauchte ich noch, wie immer, eine Zigarette und ging dann zu den Gleisen des Tiefbahnhofs um mit der S-Bahn zu meiner Unterkunft zu fahren. An der zweiten Rolltreppe am Weg zu den Gleisen der S-Bahn, kamen mit plötzlich zwei Polizisten entgegen. Weit und breit war sonst kein Mensch zu sehen, da meinte einer der beiden Polizisten plötzlich, er sprach dabei auch seinen Kollegen keinesfalls nicht direkt an,
„die haben gesagt, wir sollen auf den aufpassen, wir haben aber ganz andere Anordnungen.“
Es war nicht so, dass ich mich jetzt direkt angesprochen fühlte, jedoch, es war sonst niemand zu sehen und zudem, solche Begegnungen hatte ich schon viel zu viele gehabt, als dass ich nicht davon ausgegangen wäre, nicht ich wäre damit gemeint. Dazu kommt noch, egal wohin ich in den letzten Jahren auch gegangen war, ob im Dezember 2004 nach München, ob im September 2005 nach Wien, überall kamen mir Personen unter, welche ich zwar nicht kannte und auch sonst nichts mit ihnen zu tun hatte, sie aber immer wieder auf Personen zugingen, mit welchen ich in der neuen Umgebung zu tun bekam, um ihnen zu sagen, sie sollten auf mich aufpassen.
Ich hatte mir deshalb nie etwas gedacht, denn dies geschah bei weitem nicht in einer Art, als dass ich deshalb beunruhigt sein sollte. Für mich hatte dies vielmehr immer den Eindruck erweckt, ich wäre nicht der Einzige, welcher sich mit diesem Unwesen dieser „Organisierten“ beschäftigt und es wären ihnen bereits ohnedies mehr als genügend Personen auf der Spur, sodass ich denen lediglich die Zusammenhänge zeigen müsste. Woher diese Personen kamen, darüber zerbrach ich mir eigentlich nie den Kopf, denn es hatte immer wieder bei mir den Eindruck erweckt, darunter müssten ohnedies bereits Ermittler aus allen nur erdenklichen Dienststellen sein, denn sie hatten Detailkenntnisse über Vorkommnisse in meinem Leben, darüber, was ich in meinem Alltag in der Arbeit erlebe, das war sensationell. Und nicht nur aus gerade eben vergangenen Tagen, sondern auch aus längst vergangener Zeit. Zudem hatte ich schon damals den Eindruck, es wäre auch längst bekannt, welche Rolle von diesen „Organisierten“ zugeteilt wurde und, dass ich eben jenes Feindbild verkörpere, worum sie eine neue Gemeinschaft aufbauen wollen. Daher war ich zu diesem Zeitpunkt immer der Meinung, man wäre diesem Unwesen längst auf der Spur und es bedürfte nur mehr eines auslösenden Momentes, um all diese dubiosen Personen dieser „Organisierten“ einzusammeln. Ich konnte diese Personen aber auch nie fragen, woher sie kamen, dazu waren die Gespräche, welche ich dabei auch über mich mitbekommen hatte, viel zu indirekt als dass ich hier eventuell sogar direkt mit einsteigen konnte. Dazu kam noch, dies waren keinesfalls nur Personen aus Österreich oder Deutschland. Nein! Die kamen aus all nur erdenklichen Ländern. Aber Bedenken hatte ich deshalb keinesfalls. Wie auch! Ich hatte Zeit meines Lebens nie etwas angestellt, auch nie etwas vorgehabt und sonst keine Ansichten oder Vorstellungen, welche auch nur ansatzweise gegen auch nur irgendein Gesetz verstoßen würden!
Diesmal war allerdings eine dieser Begegnungen der sonderbaren Art ganz anders!
Auch diese beiden Polizisten sprachen miteinander in einer Weise, sodass ich nicht auf sie hätte zugehen können um sie zu fragen, was sie denn damit meinten, dazu war dies, wie sonst auch immer, viel zu indirekt. Es passte allerdings in all das, was ich diesbezüglich bisher mitbekommen hatte, allerdings diesmal eben ganz anders.
Als ich an ihnen vorbei war, dachte ich mir, „na super, auf die kann ich wohl nicht zählen, wenn etwas ist.“ Zudem war dies die Zeit, in der es permanent Zwischenfälle mit Demonstranten gegen das Projekt „Stuttgart 21“ gegeben hatte. Man fühlte sich ab einer gewissen Zeit am Abend richtig unwohl am Bahnhofsgelände. Auch an den Bahnsteigen der S-Bahn lungerten immer wieder äußerst dubiose Gestalten herum. Es gab allerdings auch eine sehr hohe Polizeipräsenz. Manchmal waren im Bahnhofsgelände mehr Polzisten unterwegs als Bahnreisenden, wenn ich Sonntag abends mit dem Zug in Stuttgart ankam.
Ich war auch bei weitem nicht der Einzige, welcher sich äußerst unwohl um diese Zeit am Bahnhof fühlte. Viele der Bahnreisenden bewegten sich etwas, man könnte es schon fast verängstigt nennen, im Bahnhof herum oder warteten auf ihre Zuge. Auch in der S-Bahn war dies nicht anders. Die S-Bahn-Linie, mit welcher ich zu meiner Unterkunft fahren musste, kam direkt vom Flughafen und meist befanden sich auch in der S-Bahn spät am Abend aus dem Urlaub, mit einem der letzten Flieger, ankommende Reisende, welchen man ihre Erleichterung ansah, sobald sie ihr Ziel mit der Bahn erreicht hatten.
So stellte ich mich auf dem Bahnsteig an das Gleis 101 und wartete bis meine S-Bahn mich zu meiner Unterkunft bringen würde. Eines war mir nun aber klar, hier scheint man mir nicht gerade wohlgesonnen zu sein. Obwohl ich dies überhaupt nicht verstand, denn ich war doch, bevor ich in Stuttgart zu arbeiten begann, mein Bewerbungsgespräch ausgenommen, gerade zwei Mal zuvor in Stuttgart gewesen. Also, kennen konnte mich hier eigentlich niemand. Das Erschreckende für mich an diesem Tag war, dieser Mann meinte nicht etwa, sie hätten andere Ansichten, sie hätten etwas anderes vor, eine andere Einstellung, nein, er sagte definitiv, sie hätten andere Anordnungen, also Vorgaben von einer übergeordneten Stelle und es entsprach nicht seiner persönlichen Einstellung!