Endersbach, Dienstag, der 3. Februar 2010:
Irgendwann hatte ich mir angewohnt, bei so einem Projekt niemals eigenständig Entscheidungen zu treffen, auch wenn dies eigentlich Aufgabe und im Verantwortungsbereich eines Projektleiters wäre. Nun war ich allerdings bei diesem Projekt noch nicht Projektleiter. Thomas T., der zu diesem Zeitpunkt offiziell als solcher bei Firma D. geführt wurde, genoss allerdings, für jeder deutlich erkennbar, nicht das Vertrauen von Herrn D. und auch sonst sah die Situation für ihn im Unternehmen nicht gerade rosig aus. Meist wurde er daher, man kann schon fast sagen, einfach links liegen gelassen und nur formell als Projektleiter angesehen. Irgendwie hat er wohl zu diesem Zeitpunkt seine Situation selbst erkannt und hat sich damit abgefunden. Seine Hauptaufgabe bestand eigentlich nur darin, die Restarbeiten bei einem vorangegangenen Auftrag abzuschließen und die Einladungen für interne Besprechungen per e-mail zu verfassen.
Ich wandte ich mich daher in allen entscheidenden Fragen direkt an Herrn D. Er war ja auch sonst bei all den Besprechungen, auch intern, stets jener, welcher die Führung übernahm und auch die Richtung vor gab. Das steht ihm ja auch als Unternehmensleiter zu. Daher saß ich beinahe fast jeden Tag mindestens einmal bei Herrn D. in seinem Büro um mit ihm etwas zu besprechen. Meine Aufgabe war es ja die Planung für dieses Projekt zu führen und wir standen mitten in der Erstellung der Ausführungs- und Montageplanung.
So geschah dies auch an diesem Tag im Februar. Da meinte er plötzlich in seinem für ihn so typischen abgehakten Redestiel,
„heut‘ ist der Auftrag gekommen!“
Also muss es kurz nach der ersten Projektbesprechung beim Auftraggeber gewesen sein, denn da wurde uns mitgeteilt, der Auftrag würde nun schriftlich an Firma D. erteilt.
Dann meinte er weiter,
„und da bekommen wir eine Prämie – 500.000,- Euro sind das!”
„Für jeden Tag, an dem wir früher fertig werden, bekommen wir 20.000,- Euro!“
„Das sind, wenn wir die voll ausschöpfen, 500.000,- Euro!“
„Die teilen wir dann auf – wir zwei“, meinte er zu mir, „wir zwei machen uns dann aus, wer wie viel bekommt!“
Herr D. hatte also mir gegenüber gemeint, als ich bei ihm im Büro saß, er wolle diese Beschleunigungsvergütung von maximal 500.000,- Euro an die Mitarbeiter in seinem Unternehmen, welche bei diesem Projekt beteiligt sind, aufteilen. Und diese Aufteilung, wer wie viel bekommt, will er sich gemeinsam mit mir ausmachen. Ich war zwar etwas überrascht, war ich doch zu diesem Zeitpunkt in keiner wirklich leitenden Funktion bei diesem Projekt, aber gut, wenn er sich dies mit mir ausmachen will, soll mir dies recht sein. Mir wäre dies egal gewesen, ich hätte meine Arbeit auch so erledigt. Aber er versprach mir, wenn wir es schaffen, die maximale Beschleunigungsvergütung zu bekommen, will er dieses Geld als Prämie an die Beteiligten Mitarbeiter entsprechend ihres Anteils am Erfolg aufteilen und wer wie viel erhalten sollte, darüber will er gemeinsam mit mir entscheiden.
Ich will nur erwähnen, zu diesem Zeitpunkt war niemand anderer außer Herrn D. und mir in seinem Büro! Und ich weiß nicht, ob es geschickt von mir gewesen wäre, dies schriftlich festzuhalten. Ich dachte mir lediglich, dabei wird sich herausstellen, ob Herr D. in Ordnung ist und zu seinem Wort steht, oder nicht!
Hier noch das Auftragsschreiben, welches gestern per Post im Unternehmen eingetroffen ist. Das allerdings offenbar auch Ingo W. am Tag zuvor bei der Baubesprechung in Kopie überreicht bekommen hat. Ich dachte, es würde sich dabei um ein Vorab Exemplar handeln:
(2017-07-26, 2022-04-12)