Endersbach und Annweiler, Dienstag, der 19. Jänner 2010:
Gleich am Morgen, als ich in die Arbeit gekommen bin, gab ich Jürgen St. aus der kaufmännischen Leitung des Unternehmens meine Anmeldung bei der TKK. Zudem nannte ich ihm auch mein neues Konto bei der Volksbank Remstal als mein neues Gehaltskonto, auf welches er mir mein Gehalt von nun an überweisen soll. Interessanter Weise hatte er nun nichts mehr von einer Notwendigkeit eines internationalen Führerscheins gesagt. Aber dies hatte er wohl selbst eingesehen, dass dies vollkommener Blödsinn war.
Am Vormittag kam dann auch noch Thomas T., der eigentlich Projektleiter bei der Tunnelgruppe Annweiler gewesen wäre, bei mir am Arbeitsplatz vorbei und meinte, sich bei mir einschleimen zu können, indem er mir erzählte, Herr W., einer der Geschäftsführer des Planungsbüros, welches für die Planung der Tunnelgruppe Annweiler verantwortlich war, würde an diesem, spätestens am folgenden Tag, vorbeikommen und DWG-Dateien der Pläne des Ingenieurbüros vorbeibringen. Diese könnte man, so meinte er, dann auch für unsere Planung verwenden. Doch da erstens, an diesem Tag noch der erste Besuch des Projektes vor Ort bevorstehen würde, würde dies wohl an diesem tag nichts mehr werden. Und zweitens, da es von den einzelnen Anlagen keine Pläne des Ingenieurbüros gab, sondern lediglich den Übersichtsplan der gesamten Tunnelgruppe würde uns auch dieser Plan nicht viel bringen, da wir für die Montage- und Werkplanung viel mehr Planunterlagen erstellen müssen.
Allerdings sollte dabei auch der Schriftkopf für die Pläne enthalten sein. Denn ohne vom Auftraggeber freigegebenen Schriftkopf für die Pläne ließ unser Abteilungsleiter Markus E. Tamara F., meinem Tischgegenüber und CAD-Konstrukteurin, keinen einzigen Plan erstellen. Sonst müsste diese, falls sich dieser noch ändern würde, alle bisher erstellten Pläne noch einmal erstellen. Zwar ein vollkommener Blödsinn. Aber Markus E. musste eben auch etwas zum Projekt beitragen. Auch wenn dies keinesfalls konstruktiv war.
Am späten Vormittag ging es dann nach Annweiler zur Besichtigung des Projektes. Allerdings glich dies mehr einem Betriebsausflug aller wesentlich am Projekt Beteiligten. Denn mit ganzen vier Fahrzeugen waren beinahe zehn Personen nun nach Annweiler unterwegs. Ich sollte dabei auf Wunsch von Herrn D. mit ihm in seinem Wagen mitfahren.
Für mich war es nicht uninteressant, denn so viele solcher Projekte hatte ich nun auch noch nie in natura gesehen. Daher war ich ganz froh darüber, zu sehen, was ich nun planen sollte. Zudem war ich auch ganz froh darüber, dass so viele der Kollegen mit dabei waren, denn Herr D., wenn man mit ihm zu lange alleine zu tun hatte, konnte ganz schön anstrengend sein. Seine Erzählungen waren zwar auch manchmal ganz amüsant. Aber auf Dauer nervten sie doch ziemlich.
Zudem schien es, als gäbe es ein zentrales Problem bei diesem Projekt: Die Sanierung der Schachtdeckel für die Kabeltrassen unterhalb des Gehweges in den Tunnels, welche im Zuge der Erneuerung der Kabel eben geöffnet werden müssen. Diese waren allerdings in den letzten Jahren niemals geöffnet worden, auch nicht gewartet worden, weshalb längst bekannt war, dass viele davon stark eingerostet und daher kaum mehr zu öffnen sein werden. Etwas, dass nach Meinung von Herrn D. auch ein sehr großes Problem bei den Kosten für dieses Projekt darstellen werde. Da dies eben nicht entsprechend in der Kalkulation berücksichtigt worden war.
Den ganzen Nachmittag verbrachten wir vor Ort in Annweiler. Erst spät ging es wieder zurück nach Endersbach, wobei ich auch bei der Rückfahrt wieder bei Herrn D. im Auto saß.
Kaum in Endersbach angekommen fragte mich Herr D., ob ich noch etwas zu essen möchte. Denn schließlich gab es an diesem Tag auch keine Mittagspause. Weshalb ich dem zustimmte und Herr D. meinte, er möchte noch zu meiner Vermieterin in die Gaststube gehen, um dort etwas zu essen.
So kamen wir dann bereits nach neun Uhr abends in die Gaststube meiner Vermieterin und setzten uns auf „Einladung“ der Wirtin an den Stammtisch. Wobei mir dies gar nicht recht war. Hatte ich mich doch am Abend zuvor bewusst vom Stammtisch ferngehalten, da mir dies einfach zu anstrengend war, mich dort mit den Einheimischen zu unterhalten. Hatte ich doch mehr als Mühe ihnen bei ihren Gesprächen zu folgen, da ich sie einfach nicht verstand. Zudem waren gerade die Gäste am Stammtisch im Mittel mindestens um zwanzig Jahre älter als ich. Und dies zusammen, so hatte ich in der Vorwoche feststellen müssen, tat mir gar nicht gut. Ganz abgesehen von den Themen, über welche am Stammtisch gesprochen wurde.
Nun saß ich eben schon wieder am Stammtisch. Diesmal mit Herrn D. Aber wirklich ins Gespräch, wie ich es eigentlich gehofft hatte, kam ich mit ihm dort ohnedies nicht mehr.
(2022-01-28)