Weinstadt, Donnerstag, der 26.November 2009:
An diesem Tag, um 14:00 Uhr nachmittags, sollte ich mein Vorstellungsgespräch in diesem in Deutschland führenden technischen Ausstatter von Tunnelanlagen haben. Daher fuhr ich schon am Morgen, kurz nach acht Uhr, mit einem Inter City Zug, welcher von Wien kommend direkt von Salzburg nach Stuttgart und dann weiter nach Frankfurt fährt, von Salzburg ab.
Ich wollte gerade in der Zug in Salzburg einsteigen, da stieg zuvor noch ein älteres Paar aus dem Waggon aus. Wobei mich allerdings offenbar beide sofort erkannt haben mussten. Meinte doch der ältere Mann,
„dann wird er ihnen wieder abgehen, wenn er nicht mehr da ist!“
Worauf allerdings die frau meinte,
„naja, wer weiß. – Aber ich glaube, jetzt nicht mehr. Denn der hat ja in der letzten Zeit gar nichts mehr getan!“
Somit war klar, es wird längst wieder genauestens mit verfolgt, was ich gerade erlebe. Nicht nur von meinen „Freunden“, sondern auch von anderen. Aber dieses „tun“, gerade weil ich längst wusste, was damit gemeint war und ist, ärgerte mich unvorstellbar. Denn es schien so, als würde sich das gesamte Leben nur um eines drehen.
Das zog sich die ganze Bahnfahrt bis Stuttgart durch. Immer wieder musste ich Dialoge vernehmen, welche sich um mich und dem, was ich mit meinen „Freunden“ erleben musste. Aber nicht nur dies. Sondern waren durchaus ablehnende Gespräche über dieses Unwesen zu vernehmen. Wurde doch auch während der Fahrt von anderen Fahrgästen teilweise heftig telefonier, da sie sich auf Geschäftsreisen befanden. Wobei darunter jene, welche diesem Unwesen angehörten, leicht zu eruieren waren. Haben sie doch stets irgendetwas „Besonderes“ an sich. Den einen erkennt man ihre Zugehörigkeit an ihren Aussagen sofort an. Andere wiederum fallen auch schon mal durch ausgefallene Namen auf. Viele davon aber auch durch ihre laute Stimme. Etwas, das immer wieder schnell auszumachen ist.
So meinte ebenfalls ein älterer Mann zu seiner Begleitung, offenbar seine Frau, als endlich ein Fahrgast in Augsburg ausgestiegen war, der zuvor besonders intensiv im Zug telefonierte,
„laut müssen sie alle sein – und besonders deutlich. Sodass alle genau verstehen, was sie sagen. – Da hat er eben keine Chance bei denen, so durchschnittlich, wie der ist!“
Aber es war ohnedies schon üblich, dass ich keinen Schritt mehr außer Haus gehen konnte, ohne nicht irgendetwas über mich und meine „Freunde“ zu hören. Daher hatte mich das auch nicht mehr weiter beeindruckt.
In Stuttgart, kurz nach Mittag angekommen, musste ich mir erst einmal diesen Tiefbahnhof suchen. Denn ich hatte noch eine halbe Stunde mit der S-Bahn zu fahren, bis ich dann viel zu früh am Zeil angekommen war. Dort fand ich dann auch gleich jene Tankstelle, gleich am Abgang vom S-Bahnhof, wie es mir diese Personal Managerin, welche mir dieses Vorstellungsgespräch vermittelt hatte, am Telefon erklärte. Doch als ich diese gesehen hatte, ließ ich doch davon ab, mir dort noch einen Kaffee, welchen ich gerne noch vor meinem Vorstellungsgespräch gehabt hätte, zu kaufen. Auch wenn ich mir gut vorstellen konnte, eben jene Personal Managerin dort anzutreffen. Denn vielleicht wollte sie mich noch vor dem Vorstellungsgespräch sehen. Aber dies sah mir nicht danach aus, als wäre es gerade jene Gelegenheit vor einem Vorstellungsgespräch einen Kaffee zu trinken, wie ich es mir vorstellte.
Daher ging ich erst weiter, um zu sehen, wohin ich nun musste. Jedoch war dieses Unternehmen schnell zu finden. Wenngleich ich, als ich das Firmengebäude sah, schon einmal mehr als enttäuscht war. Denn für das führende Unternehmen in Deutschland in der technischen Ausstattung von Tunnelanlagen hätte ich doch etwas anderes erwartet. Das glich mehr einem kleinen Elektrikerladen, denn jenem Unternehmen, wie es in der Stellenausschreibung beschreiben war. So ging ich erst einmal eine Runde durch das gesamte Industriegebiet, in welchem sich dieses Unternehmen befand.
Pünktlich um 14:00 Uhr erschien ich dann zu meinem Vorstellungsgespräch. Jedoch Frau P., die Personal Managerin, fehlte noch. Sie hatte tatsächlich auf mich in dieser Tankstelle gewartet, um mich noch vor dem Gespräch zu treffen. Jedoch hatte ich ihr knallhart erklärt, dass dies nicht jenes Umfeld gewesen wäre, in welchem ich vor diesem Gespräch noch einen Kaffee trinken wollte. Und um noch jene Stadt zu besuchen, welche ich aus der S-Bahn entdeckt hatte, da war mir dann doch die Zeit etwas zu knapp.
Auch bei diesem Gespräch ließ sich einer meiner vorher angekündigten Gesprächspartner, Herr H., krankheitsbedingt durch Ingo W., der damals für die Kalkulation und den Verkauf zuständig war, vertreten. Somit war die Gesprächsrunde komplett und ich lernte Herrn D., als er sein Unternehmen vorstellte, kennen. Auf mich erweckte er einen etwas sonderbaren Eindruck. Wie ein Tüftler, der stets viel zu viel im Kopf hat und daher kaum in der Lage ist, einen klaren Gedanken zu fassen. Denn wirklich schlau wurde ich aus seinen Erzählungen über sein Unternehmen nicht gerade. War es ihm doch zum Beispiel auch besonders wichtig zu erwähnen, dass das Unternehmen im ehemaligen Osten, in Halle, auch eine Parkgarage betreibt. Daher dachte ich mir schon, es würde wohl nicht alles den Tatsachen entsprechen, was in der Stellenausschreibung zu lesen war. Denn, als er mir erzählte, dieses Unternehmen hätte an diesem Standort ungefähr vierzig Mitarbeiter, scheine s mir doch etwas übertrieben, dann von dem führenden Unternehmen in der technischen Tunnelausstattung in Deutschland zu sprechen. Zudem, da die Niederlassung in Österreich gleich dreimal so viele Mitarbeiter haben soll. Was er dann mit der höheren Zahl an Tunnelanlagen in Österreich denn ich Deutschland begründete.
Als ich dann an der Reihe war, über meinen bisherigen beruflichen Werdegang zu sprechen, schien es, als wüsste Herr D. bereits Vieles darüber. Denn dies glich nun eher einer lockeren Plauderei darüber, in welcher ich vereinzelte Stationen in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn erwähnte. Wobei Frau P., die Personal Managerin, richtig gut darin war, sich in meine Erzählungen immer wieder kurz einzumischen und dann daraus besonders positive Aspekte dabei herauszuholen. So erzählte ich darüber, gerade in den letzten Jahren, in welchen ich bei meinen vorherigen Arbeitgebern meist nur ein Jahr beschäftigt war, dort in Wirklichkeit auch nur für lediglich ein einziges Projekt eingestellt worden zu sein. Wobei es sich dabei meist um Projekte handelte, welche schon von der Ausgangslage nicht gerade einfach waren. Dann allerdings durch ungünstige Umstände im Unternehmen auch noch zu scheitern drohten. Worauf die Personal Managerin mich als eine Art Feuerwehr Mann für solche Projekte darstellte, der diese dann doch noch zum Erfolg brachte. War dies doch meist, auch für mich, das größte Problem bei einem Vorstellungsgespräch, meine bisher schon sehr häufigen Wechsel der Arbeitgeber richtig rüberzubringen. Ohne dabei etwas zu erzählen, was erstens ich nicht erzählen wollte und zweitens mein Gesprächspartner auch nicht verstanden hätte, oder nicht verstehen möchte. Daher ging Herr D. auch gar nicht weiter auf meinen Lebenslauf ein.
Allerdings ließ ich es mir auch bei diesem Gespräch nicht nehmen, wie schon bei allen anderen Vorstellungsgesprächen, welche ich in letzter Zeit hatte, meinen Unmut darüber zum Ausdruck zu bringen, wenn ich in Unternehmen mit einem regulären Dienstvertrag eingestellt wurde. Sich danach allerdings herausstellte, ohnedies nur für ein bestimmtes Projekt eingestellt geworden zu sein. Spätestens nach Beendigung dieses Projektes war auch meine Zeit in diesem Unternehmen schon wieder vorbei. Was ich nun allerdings keinesfalls noch einmal erleben möchte. Denn schließlich müsste ich für diese Stelle meinen bisherigen Wohnort aufgeben und hier her umziehen. Daher käme es für mich nicht in Frage, solch eine Stelle noch einmal anzunehmen. Sollte sich herausstellen, dass dies auch hier der Fall sein könnte. Jedoch erwiderte mir Herr D. darauf, hierbei würde es sich um eine langfristige Stelle handeln, nach der ich auch hier in Rente gehen könnte.
Zudem stellte ich auch klar, wie schon in den Vorstellungsgesprächen zuvor, diesmal besonders, dass ich nicht zu jenen gehören würde, für die es in einem Projekt wichtigere Dinge geben würde als den Projekterfolg selbst. Die ein Projekt als eine Art Betätigungsfeld für ganz andere Ziele ansehen, Kosten und Termintreue keine Rolle spielen würden. Die danach darauf bauen würden, dass ihnen ihm Rahmen einer Gemeinschaft geholfen werde, wenn es nicht so laufen würde, wie vorgesehen. Worauf Herr D. meinte,
„wir wissen ja, wovon wir reden! Was wir brauchen, dass sind wieder richtige Projektleiter! Die so etwas anpacken und dann auch zu Ende bringen. Und auch gerne mal eine Entscheidung alleine treffen, damit etwas weitergeht!“
Dies hatte mich richtig überrascht, als er mir das erzählt hatte. Denn damit hatte ich nicht gerechnet. Weshalb ich nun fast zur Ansicht gekommen wäre, er wüsste tatsächlich, wovon ich spreche, weil er dies von Mitarbeitern nur allzu oft schon erlebt hatte. Dies allerdings nun eben nicht mehr haben möchte. Weshalb er sich offensichtlich auch über mich erkundigt hatte und ich nun gerade deshalb hier bei ihm zum Vorstellungsgespräch saß, weil er eben erfahren hatte, dass ich eben nicht zu jenen gehöre. Daher dachte ich mir nun, dies würde somit gar nicht so schlecht aussehen.
Zuletzt erwähnte ich noch meine doch fehlende Erfahrung als Projektleiter in diesem Bereich. Kannte ich diesen zwar. Jedoch eben in erster Linie nur von meinen ehemaligen Kollegen bei diesem Ingenieurbüro in Salzburg, welches zu zwei Drittel in diesem Bereich tätig wäre, ich jedoch im anderen Drittel, im Bereich von elektrischen Anlagen bei Immobilien tätig gewesen war, welches sicher auch hier bekannt sein müsste. Worauf Herr D. meinte, dieses Ingenieurbüro sehr wohl zu kennen. Allerdings war ihm dabei deutlich anzukennen, dass er dies wohl nicht in bester Erinnerung hätte und mir dann auch noch erzählte, dass er von diesem Ingenieurbüro tatsächlich einmal als Bestbieter ausgeschieden wurde. Er klang nun richtig verärgert darüber. Weshalb ich auch gleich erwähnte, ich wüsste, welches Projekt er meinte, da ich bei diesem Projekt für meinen Kollegen Klaus W. eben auch mitgearbeitet hatte, dabei die Verteileranlagen plante, allerdings sonst überhaupt nichts mit diesem Projekt, und schon gar nichts mit der Angebotsauswertung zu tun hatte.
Nun schien das Gespräch beinahe zu kippen, derart verärgert klang Herr D. plötzlich. Weshalb ich dieses Projekt zum Anlass nahm, darauf hinzuweisen, woher ich meine Kenntnisse in diesem Bereich hatte. Eben darin, bei anderen Projekten mitgearbeitet zu haben, wobei ich selbst nie ein Projekt ganz leitete. Was ihn wieder etwas beruhigte.
Doch als ich dann auch noch erwähnte, er kürzlich bei der Asfinag bei einem ähnlichen Vorstellungsgespräch gesessen zu sein, wobei ich dort das Gleiche erzählt hatte und auch dort festgestellt wurde, dass dies kein Grund wäre, mich nicht für solch eine Position einzustellen, da ich eben genügend Erfahrungen als Projektleiter mitbringen würde und es sich eben dabei „nur“ um einen Bereich handeln würde, in welchem ich bisher noch kein Projekt leitete. Jedoch sicher schon bei vielen Projekten mit Bereichen zu tun gehabt hätte, in welchen ich zuvor auch keine Erfahrungen gesammelt hatte. Weshalb ich auch solch ein Projekt durchaus auch führen könnte. So schlug plötzlich die Stimmung bei Herr D. schon wieder um. Da er nun meinte, ja wenn ich in Österreich arbeiten möchte, denn dort hätte er auch eine Niederlassung, dann müssten wir nun ganz anders reden! Denn dort würden ganz andere Verhältnisse herrschen als hier. Weshalb nun ich mehr als verwundert war. Denn worin möge wohl der Unterschied bei einem Projekt in Deutschland und einem Projekt in Österreich liegen, sodass wir nun, wie er sagte, ganz anders reden müssten?
Aber auch da konnte ich ihn schnell wieder beruhigen, da ich ihm erklärte, mich hier in Deutschland beworben zu haben, weil ich eben auch nach Deutschland beruflich gehen möchte. Was eben auch mit meinen bisherigen Erfahrungen, gerade in den letzten Jahren, vor allem aber mit VA Tech, welche ich auch erwähnte, zusammenhängen würde.
So war dieses Vorstellungsgespräch, nach meinem Empfinden, gar nicht besonders gut verlaufen. Was mir allerdings auch nicht mehr besonders wichtig war. Denn schließlich schien doch Etliches nicht zu stimmen, was in der Stellenausschreibung zu lesen war und mir auch die Personal Managerin erzählt hatte. Meinte doch Herr D. unter anderem weiters noch, derzeit, es war ein äußerst kalter Novembertag, in den Tagen zuvor hatte es zudem auch geschneit, sodass in Weinstadt Schnee abseits der Straßen gelegen war, könnte man nicht „schaffen“. Weshalb bei ihm auch viele Firmenwagen am Hof stehen würden. Ich dabei zur Ansicht kam, dann würden eben auch die unzähligen Aufträge, sodass das Unternehmen erst gar nicht mehr wisse, wie sie all die Aufträge bearbeiten könnte, auch nicht unbedingt stimmen.
So schien es für mich, als nach gut einer Stunde das Gespräch zu Ende war, dies wäre es auch gewesen. Doch dann, als sich alle bereits zu verabschieden begannen, meinte Herr D., ich sollte noch etwas bei ihm bleiben, denn er hätte mir noch etwas zu zeigen. Das müsste auch die Personal Managerin nicht mitbekommen. Daher blieb ich, ziemlich überrascht, im Besprechungszimmer stehen. Wartete, bis sich Frau P. verabschiedet hatte und Ingo W. wieder zu seinem Arbeitsplatz ging. Danach meinte Herr D., er möchte mir noch das Unternehmen etwas zeigen. Weshalb er mich in die Werkstätte führte. Dort befand sich als einziger Mitarbeiter der Werkstätten Leiter, dem er mich sofort vorstellte und ihm auf dessen Nachfrage erklärte, ich würde als neuer Mitarbeiter, als Projektleiter, anfangen. Wobei ich allerdings zuerst einmal bei Projekten mitarbeiten sollte, bis ich dann selbst Projekte leiten sollte. So klang dies nun, als wäre für ihn die Entscheidung bereits gefallen und ich würde auch in diesem Unternehmen eingestellt werden. Worüber ich nun gar nicht einmal traurig war, denn so hatte ich wenigstens schon mal den von mir dringend benötigten neuen Job. Damit ich nicht ab Jänner wieder in größere finanzielle Schwierigkeiten geraten würde. Schließlich schien das Gehalt, sollte er meinen Vorstellungen nachkommen, auch zu stimmen. Somit war ich nun wieder etwas positiver über dieses Gespräch eingestellt.
Dann fragte mich Herr D. auch noch, ob ich denn Raucher wäre. Allerdings glich dies einer rhetorischen Frage. Hatte er dies doch angenommen, als hätte er es schon gewusst, und auch erwartet, dass ich ihm nun auch eine Zigarette anbieten würde. Was ich dann auch tat. Jedoch meinte nun der Werkstätten Leiter Herr D. würde mit mir vor die Tür gehen. Doch dieser blieb einfach in der Werkstätte und wir plauderten weiter. Aber nicht nur das. Als er die Zigarette zu Ende geraucht hatte, ging er nicht etwa nun zum Ausgang, wo sich auch ein Aschenbecher an der Eingangstür in das Gebäude befand. Sondern war die noch brennende Zigarette einfach in einen Abfalleimer neben dem Schreibtisch des Werkstätten Leiters! Welcher nur kopfschüttelnd daneben stand und hoffte, dass dieser nun nicht zu brennen beginnen würde. Worauf allerdings Herr D. meinte,
„soll sie doch abbrennen, diese Hütte da!“
Somit war ich nun wieder äußerst irritiert, was ich nun miterlebte.
Herr D. wollte mich noch immer nicht gehen lassen und zeigte mir weiter den Werkstätten Bereich. Dann auch noch das Lager. Bis zum Ende des Gebäudes ging er mit mir. Als er sich dann etwas zur Seite wandte und mit dem Kopf nach ober deutete und meinte,
„na? Sehen Sie das?“
Da fand ich ein Schild an einem der Regale, an welchem zu lesen war:
„Zum jährigen Firmenjubiläum der D. Elektrotechnik“
Und Herr D. meinte, als er sah, dass ich das Schild gelesen haben musste,
„na? Such‘ ein’ Nachfolgen! – Wäre das was?“
Worauf ich mir dachte, nicht schon wieder! Da bin ich gleich wieder zu Beginn in der gleichen Situation, in welcher ich mich schon bei all den Unternehmen in den letzten Jahren befand. Als ich durch gezielt verbreitete Gerüchte für die naheliegende Erlangung einer Führungsposition ins Gespräch gekommen war. – Und die Auswirkungen waren mir noch bestens bekannt. Denn die wohl größte Auswirkung war jene, dass ich mich nun in diesem Unternehmen beworben hatte, weil ich nach Deutschland gehen wollte, um hier in meinem Leben noch einmal von ganz vorne an zu beginnen! Nun kam dies allerdings vom Chef, vom Eigentümer des Unternehmens, selbst! Ich hätte die Hände über den Kopf zusammenschlagen können!
Daher hatte ich Herrn D. erklärt, daran überhaupt kein Interesse zu haben. Vielleicht nach einigen Jahren, wenn ich mich in diesem Unternehmen richtig eingearbeitet hätte, dann vielleicht. Aber so schon gar nicht. Denn da wüsste ich, was auch mich zukommen würde. Worauf ich ihm auch noch erzählt hatte, was ich denn alles bei VA Tech erlebt hatte, weshalb ich schlecht auf dieses Unternehmen zu sprechen wäre. Aber auch dies schien Herr D. längst alles zu wissen.
Worauf er mir auch noch seinen eigenen Werdegang erklärte. Wie er nach dem Studium an der TU in München bei einem Unternehmen tätig war. Doch allerdings nicht gerade gut behandelt wurde. ER sich danach mit einem Ingenieurbüro selbstständig gemacht hätte, ein Ingenieurbüro, welches es übrigens immer noch geben würde, und er danach, unter Einsatz seines gesamten Geldes, das er zur Verfügung hatte, mit einem Unternehmen, eben diesem Unternehmen, in der Ausführung einen Auftrag in einer großen Veranstaltungshalle in Stuttgart übernommen hatte und dabei dieses Unternehmen gegründet hätte.
Nachdem wir den gesamte Werkstätten- und Lagerbereich abgelaufen waren, standen wir wieder am Parkplatz vor dem Firmengelände. Wobei Herr D. noch einmal meinte, welch schreckliches Wetter denn nicht für das Geschäft herrschen würde, denn so stünden viele der Firmenwagen am Hof. Zuletzt meinte er noch, als ich mich dann – Endlich – von ihm verabschiedete, ich sollte mir noch einmal überlegen, was ich ihm gerade erzählt hatte.
So begab ich mich auf den Rückweg zur S-Bahn und begann auch wirklich darüber nachzudenken, was mir Herr D. eben alles erzählt hatte. Denn es war mit Sicherheit das seltsamste Vorstellungsgespräch, welches ich bisher hatte! Dabei kam ich zur Ansicht, dass es sich bei Herrn D. auch um einen alten Mann handeln könnte, der eben keinen Nachfolger für sein Unternehmen finden würde, weil er eben keine Sohn hätte, und die Mitarbeiter in diesem Unternehmen, so wie Herr D. sich verhalten würde, bis zum Letzten ausgenützt werden könnte, weshalb er auch dort niemanden finden würde. Aber wirklich schlau wurde ich aus diesem Gespräch nun wirklich nicht. Ich dachte mir sogar, hoffentlich geht dieser Kelch an mir vorüber und es bleibt er erspart, in diesem Unternehmen tatsächlich zu arbeiten beginnen zu müssen. Falls ich doch noch eine andere Stelle erhalten würde.
Kaum stand ich wieder in der S-Bahn, hörte ich, wie eine junge Frau neben mir an einem Sitz zu ihrer Sitznachbarin meinte,
„und? – Will er nicht?“
Worauf die zweite meinte,
„ich weiß nicht!“
Weshalb ich nun noch mehr irritiert war. Denn es schien so, als würde man mich hier sogar schon erwarten. Dabei war ich in meinem Leben zuvor ein einziges Mal in Stuttgart, sogar in ganz Baden-Württemberg gewesen, als ich diese Auftragsverhandlung mit VA Tech bei diesem Unternehmen hatte, wobei es um ein Automobilwerk in der Slowakei ging.
Am Hauptbahnhof stieg ich aus der S-Bahn aus, ging hoch zu den Gleisen der Bahn, und kaum war ich in den letzten Waggon des Zuges nach Salzburg eingestiegen, fuhr dieser auch schon los. Die ganze Fahrt über dachte ich noch über dieses Gespräch nach, wusste damit aber wirklich überhaupt nichts anzufangen.
Als ich dann in Salzburg angekommen war, gerade aus dem Zug aussteigen wollte, fragte mich eine junge Frau, ob ich ihr nicht helfen könnte, den Koffer hinauszutragen. Aber kaum hob ich ihr diesen auf den Bahnsteig grinste sie mich nur dämlich an und machte sich auch noch darüber lustig, wie einfach es doch gewesen wäre, mich nun reinzulegen und ihr zu helfen. So sind sie eben. – Alle!
Nun wusste ich nun nicht was ich tun sollte.
(2021-10-31)