„Der Chef würde gerne einmal Rücksprache halten mit Ihnen“
Linz, Donnerstag, der 18. Juni 2009:
Zufrieden hatte ich mich kurz nach drei Uhr nachmittags alleine im Café des Hotels, welches wir in den letzten Monaten errichteten, in den Garten gesetzt und meinen Kaffee genossen. Die Kollegen waren noch beschäftigt. Denn im Bereich der Haustechnik liefen immer noch nicht alle Fan Coils, also jene kleinen Lüftungsgeräte, welche in einem Hotelzimmer nicht nur für die Belüftung der Zimmer sorgen, sondern auf für die Temperierung der Zimmer installiert sind. Zudem gab es auch immer noch Probleme mit der Sanitärinstallation, denn gelegentlich wurden noch undichte Leitungen in der Wasserversorgung des Hotels festgestellt, welche teilweise sogar für kleinere Überflutungen in vereinzelten Räumen sorgten. Zudem war auch die Terrasse noch immer nicht fertiggestellt, sodass auch mein Vorgesetzter, zumindest bei diesem Projekt, Markus L., auch noch mehr als genug zu erledigen hatte. Meine Anlagen, also alle Anlagen im Bereich der Elektrotechnik, funktionierten allerdings soweit, sodass ich lediglich nur mehr mit der Unterstützung des neuen Personals in der Funktion der Anlagen beschäftigt war. Dies hatte allerdings für nicht unerheblichen Unmut unter den Kollegen, sowie auch beim Projektleiter Markus L. gesorgt, sodass ich den Tag über auf der Baustelle meist kaum jemanden von ihnen zu sehen bekam. Daher gingen sie auch zu Mittag essen, ohne mir davon etwas zu sagen. Dies störte mich zwar nicht weiter, tat allerdings der Stimmung nicht gerade gut. Wobei, ich konnte auch nichts dafür, dass meine Anlagenteile bereits alle voll funktionstüchtig waren und ich nur mehr zur Unterstützung des neuen Personals erforderlich war, meine Kollegen allerdings noch sehr intensiv mit Restarbeiten und der Mängelbeseitigung beschäftigt waren. Auch bei der Mängelbeseitigung im Bereich der Elektrotechnik war ich mit den ausführenden Elektrounternehmen mittlerweile soweit, dass nur mehr kleine und unwesentliche Mängel vorhanden waren, welche allerdings die gesamte Funktion der Anlagen im Hotel nicht mehr störten. Dafür konnte ich eben nichts. Ich hatte lediglich der Termin für die Fertigstellung mit Anfang Mai ernst genommen und all die Leistungen, welche dafür im Bereich der Elektrotechnik erforderlich waren, entsprechend eingeteilt und auch dafür gesorgt, dass diese rechtzeitig ausgeführt wurden. Auch wenn es dabei hin und wieder zu größeren Meinungsverschiedenheiten mit dem Obermonteur des ausführenden Elektrounternehmens gekommen war.
Nun hatte ich mich also zufrieden mit meinem Kaffee an einem der Tische im Freien gesetzt, wollte diesen noch genießen und danach wieder nach Wien fahren, da ich ja am folgenden Tag im Büro in Wien zu arbeiten hatte. Aber kaum hatte ich mich an meinen Tisch gesetzt und die ersten Schlucke von meinem Kaffee genommen, läutete mein Mobiltelefon und die Sekretärin des technischen Leiters Dipl. Ing. Peter M., heute besser bekannt unter der Bezeichnung CTO, rief mich an. Sie meinte,
„der Chef möchte gerne einmal Rücksprache halten mit Ihnen.“
Und er würde daher gerne mit mir einen Termin für den folgenden Montag vereinbaren. Da ich an diesem Tag ohnedies im Büro in Wien war, vereinbarte ich mit ihr einen Termin für 13:30 Uhr im Büro. Zunächst dachte ich mir nichts Besonderes dabei, hatte es doch bei den beiden Projekten, welche ich in diesem einen Jahr, in welchem ich nun in diesem Unternehmen tätig war, keinerlei Probleme gegeben. Zudem gab es ja gerade in Linz bei diesem Hotelprojekt überhaupt keinerlei Probleme, wusste ich doch, dass selbst der technische Leiter dieses Konzerns von welchem dieses Hotel betrieben wird, sich sogar äußerst positiv über mich geäußert hatte, war er ja selbst in den Tagen vor dem Pre-Opening am 2. Mai vor Ort. Daher dachte ich mir, es würde vielleicht um ein neues Projekt bei dieser „Rücksprache“ gehen, welche der Chef mit mir halten möchte. Aber dann kamen mir schon leichte Bedenken.
Kaum war dieses Telefonat jedoch beendet und ich kam gerade etwas ins Grübeln, worum es denn bei diesem Termin gehen würde, ging plötzlich ein Mann direkt vor mir am Gehsteig vor dem Hotel, vor dem Tisch, an welchem ich im Freien saß, vorbei und er sagte zu sich, allerdings doch in einer etwas seltsamen Art in meine Richtung,
„das passt jetzt gut, denn dann ist er über den Sommer zu Hause und hat Zeit. Dann kann er etwas tun mit denen und dann ist wieder Ruhe mit denen!“
Dabei lächelte er mich zudem auch noch an!
Nun saß ich auf meinem Tisch und hoffte, dass dies nicht dies sein würde, wofür ich es gerade halte! Denn schon die vergangenen Tage und Wochen dachte ich mir immer wieder, wenn ich bloß nur noch wenigstens bis Ende dieses Jahres in diesem Unternehmen arbeiten könnte, dann wäre ich endlich wieder von all meinen Finanziellen Problemen erlöst und es wäre mir egal, was danach käme. Aber nun kamen in mir ernste Befürchtungen auf, hier würde sich schon wieder etwas im Hintergrund abspielen, welches gänzlich gegen meine eigenen Pläne gerichtet sein könnte. Daher war es mit meiner Zufriedenheit mit meinem Kaffee im Freien an diesem vorsommerlichen Nachmittag schnell zu Ende. Ich trank den Kaffee aus, packte meine Sachen zusammen, ging zum Hauptbahnhof in Linz und fuhr mit dem nächsten Zug nach Wien, wo ich am folgenden Tag noch dazu im Büro arbeiten musste. Stets mit der Ungewissheit, was nun wieder geschehen würde.
(2018-09-25)