Wien, Montag, der 28 Juli 2008:
Richtig zufrieden fuhr ich an diesem Morgen in die Arbeit. Denn seit letzten Freitag, nach dem Ausgang des Gesprächs mit dem Elektrounternehmen, welches den Energieversorger beim CLP vertritt, dachte ich mir, mein Engagement in diesem Immobilienunternehmen musste sich nun für dieses Unternehmen längst angezahlt haben. Daher ging ich auch gleich, nachdem ich an meinem Arbeitsplatz angekommen war, zu Daniel H., um ihn über den verlauf dieses Gesprächs zu informieren. Doch dieser nahm dies seltsam gleichgültig entgegen. Fragte kaum nach, interessierte sich scheinbar überhaupt nicht dafür.
Anfangs dachte ich mir deshalb, er würde eben sonst so viel um die Ohren haben, weshalb er derzeit dafür keine Zeit hätte. Doch als dann im Laufe des Vormittags auch noch eine Mail dieses Elektrounternehmens bei mir eingetrudelt war, welche auch er in CC erhielt, kam er zu mir und meinte, ich sollte nun unbedingt noch gleich einmal die darin angeführten Termine für die vorgesehene Energieversorgung, sowie für die Herstellung der Mittelspannungsanlagen im Betriebsgelände kontrollieren, denn daran würden alle Termine das gesamte Projekt betreffend hängen und, sollte nur einer dieser Termine nicht in den gesamten Terminplan passen, würde das ganze Projekt damit fallen. Doch genau dies hatte ich ihm nur wenige Minuten zuvor erklärt. Ihm erzählt, dass alle geforderten Punkte nun nach meinem Termin in Bukarest erfüllt werden würden und dass somit diesem Projekt nichts mehr im Wege stehen würde. Zumindest die Versorgung mit elektrischer Energie betreffend. Aber auch dies nahm er wieder seltsam regungslos entgegen.
Aber auch mein Kollege Stjepan M. schien überhaupt nicht davon berührt zu sein, dass bei meinem Gespräch letzten Freitag alle Punkte geklärt werden konnten, obwohl er doch zuvor mehrere Wochen mit diesem Unternehmen vergeblich verhandelt hatte und es beinahe so weit gekommen wäre, dass es keine weiteren Gespräche mehr geben könnte.
Ich nahm dies zuerst einfach zur Kenntnis. War ich doch erst wenige Wochen in diesem Unternehmen und wirklich Kontakt hatte ich noch zu keinem der Kollegen in diesem Unternehmen.
Mittags gab es dann auch noch einen kleinen Umtrunk im Unternehmen, da unser Leiter der Haustechnik, Harald Sch., in dieser Zeit Geburtstag hatte und er, da es Montag war, im Büro war. War er doch sonst beinahe ausschließlich bei einem Hotel Projekt in Berlin. Aber auch bei diesem Umtrunk mochte es mir überhaupt nicht gelingen, Kontakt zu den Kollegen auszubauen. Es war vielmehr als wäre ich ein Fremdkörper, ja regelrecht ein Störenfried in diesem Unternehmen. Weshalb ich bei diesem Umtrunk nur im abseits stand. Aber auch dabei dachte ich mir noch nicht besonders viel.
Doch dann meinte ein weiterer Kollege, der in der Ausführung das Projekt in Bukarest übernehmen soll, zurzeit war er dafür noch zu viel in einem Projekt in der Schweiz eingebunden, zu Harald Sch.,
„was machen wir denn da jetzt?“
Und deutete dabei mit dem Kopf ziemlich abfällig in meine Richtung.
Worauf Harald Sch. meinte,
„reden! Reden! Reden!“
Dann ergänzte er weiter,
„denn zerreden kann man alles. Mann muss nur lange genug blöd darüber daherreden!“
Nun wurde ich schon etwas nachdenklicher. Denn dieses Verhalten kannte ich schon aus den Unternehmen, in welchen ich seit 2003 gearbeitet hatte.
Ich nahm es zur Kenntnis. Mehr blieb mir auch nicht übrig. Wobei ich es allerdings überhaupt nicht verstand, weshalb man mir gegenüber nun so reagieren musste. Schließlich hatte ich doch für das Unternehmen etwas erreicht! Dem Unternehmen erspart, dass ein Projekt nicht ausgeführt werden könnte, ein Mieter in einer Immobilie, welche durch das Unternehmen errichtet wurde, auch wenn es bereits verkauft wurde, verloren gehen könnte, da die Energieversorgung, wie im Vertrag gefordert, nicht garantiert werden könnte. – Verkehrte Welt, dachte ich mir zuerst.
Aber dann machte sich die akustisch äußerst ungünstige Architektur des Floridotowerns bemerkbar. Bei welcher in meinem Büro alles zu hören war, was in den umliegenden Büros gesprochen wurde, auch wenn es nur in normaler Lautstärke geschah. Denn da kam unser oberster Chef, Peter M., nach seiner Mittagspause zurück ins Büro. Wobei er, als er sein Büro betrat, meinte,
„jetzt werden wir weitermachen müssen mit dem!“
Worauf ihn Harald Sch. fragte,
„wieso?“
Und ihm er darauf antwortete,
„die sagen, ihr habt den haben wollen, jetzt könnt ihr Euch den auch behalten!“
Schön langsam wurde mir nun klar, was hier gerade los war. Denn diese Besprechung, zu welcher ich in der Woche zuvor gleich zwei Tage lang nach Bukarest geschickt wurde, um mit dem Elektrounternehmen des Energieversorgers zu sprechen, war nichts anderes als ein groß angelegter Generalangriff auf mich. Bei welchem wohl niemand davon ausgegangen war, dass ich diese Besprechung auch positiv bewältigen würde. Dass diese höchst abenteuerlichen Vorstellungen, welche durch Stjepan M. diesem Unternehmen vorgetragen wurden, wie denn die Energieversorgung für diese Druckerei ausgeführt werden könnte, nichts anderes waren, als eine Situation zu schaffen, bei welcher man eigentlich nur mehr scheitern könnte, wenn es diesbezüglich zu einem letztendlich gültigen Gespräch kommen würde, da dieses Unternehmen längst derart verärgert über diese Vorgehensweise sei, sodass es zu keinerlei Zugeständnissen mehr bereit wäre und auf die maximalen Liefer- und Ausführungszeiten bestehen würde. Wobei allerdings Stjepan M. dafür nur vorgeschoben wurde, da längst jedem bekannt war, dass er gerade von der Elektrotechnik überhaupt keine Ahnung hatte. Allerdings stets vorgegeben hatte, mit seiner Ausbildung auch die Elektrotechnik bei einem Projekt abdecken zu können.
Ich hatte mir gedacht, ich träume dies alles wohl nur. Aber es war, wieder einmal, die blanke Realität! – Dies war der erste Generalangriff, welcher gegen mich in diesem Unternehmen unternommen wurde. Es würde allerdings nicht der einzige bleiben! Dabei darf man nicht vergessen, ich war noch in meinem Probemonat und somit jederzeit kündbar!
(2021-08-16)