Wien, Freitag, der 4. Juli 2008:
Kaum war ich an diesem Morgen ins Büro gekommen, erhielt ich einen Anruf der Personalabteilung, welche von diesem österreichischen Baukonzern für dieses Unternehmen zuständig war. Dort müsste ich noch einmal vorbeikommen, da von mir noch Unterlagen für den Personalakt fehlen würden.
Daher verabschiedete ich mich auch gleich wieder, um mit meinem Auto, zu dieser Zeit war ich noch stets mit dem Auto in die Arbeit gefahren und parkte dieses in der Tiefgarage im Florido Tower, in die Personalabteilung des Baukonzerns zu fahren. Dort erwartete mich auch schon jene Kollegin, welche mich am Morgen angerufen hatte, und meinte zu mir, im Personalakt würde noch eine Kopie meines Führerscheins fehlen. Weshalb zu mir sagte und mich fragte,
„Ihren Führerschein bräuchte ich noch! – Haben Sie überhaupt einen?“
Wobei sie mich dabei ganz gespannt und mit einem Grinsen im Gesicht anblickte, sodass mir sofort klar war, auch bis hier her hatte sich offenbar längst mein Erlebnis vom 17. Juni in Erding durchgeschwiegen! Allerdings sicher nicht zufällig. Denn ihr Blick ließ vermuten, als würde sie nun erwarten, dass ich ihr erklären müsste, zwar einen Führerschein zu haben, jedoch derzeit eben gerade nicht. Als möchte sie mich damit regelrecht vorführen.
Doch dem war allerdings nicht so. Schließlich hatte ich diesen ja. Weshalb ich ihn auch gleich zückte und ihr zur Anfertigung einer Kopie übergeben hatte. Wobei ihr jedoch regelrecht anzumerken war, wie ihr die Kinnlade zu Boden fiel und die Enttäuschung darüber, als sie diesen genauest prüfte, ob dieser auch echt wäre und darin nicht irgendwelche Eintragungen vorgenommen wären. – Ich habe mich darüber maßlos geärgert!
Zudem erinnerte mich dies daran, dass ich in nächster Zeit wohl auch noch Post von der Polizei in Deutschland zu erwarten hatte. Weshalb ich mir vorgenommen hatte, mich in diesem Unternehmen erst einmal umzusehen, ob ich bei dieser Tätigkeit, bei den Orten an welchen meine zu betreuenden Bauvorhaben liegen, ich überhaupt ein Fahrzeug und damit einen Führerschein benötige, um dorthin zu gelangen. Denn sollte dies nicht der Fall sein, dann wollte ich nun ohnedies gänzlich, soweit dies möglich ist, auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Gerade eben wegen meinem Erlebnis vom 17. Juni in Bayern.
Wieder zurück in meinem Büro ging schön langsam auch meine erste Woche in diesem immobilienentwicklungsunternehmen zu ende. Wobei diese Woche bereits mehr als mühsam war. Denn mehr als die wunderbare Aussicht von meinem Büro auf Wien, vom Kahlenberg bis zum Bisamberg, die Donau bis nach Klosterneuburg, war nicht zu genießen. Schließlich herrschte sonst in diesem Büro, in der gesamten Etage, totenstille. Eine Totenstille, bei welcher man jede Stecknadel zu Boden fallen gehört hätte. Das war der blanke Wahnsinn und glich beinahe schon Psychoterror. Denn man traute sich beinahe schon gar nicht mehr, sich an seinem Arbeitsplatz zu bewegen, da jedes Geräusch im gesamten Büro zu hören war. Weshalb ich mich auch zu fragen begonnen hatte, was denn die anderen Kollegen, die im Büro waren, den ganze Tag so treiben. Denn kaum hatte sich jemand bewegt, seinen Stuhl am Teppichboden bewegt, schon war dies zu hören. Und erst wenn jemand dann doch gelegentlich zum Telefon gegriffen hatte! Wobei ich wegen meinem neuen Kollegen Stjepan M. schon begonnen hatte, die Hände über den Kopf zusammenzuschlagen. Denn er konnte nur nicht kaum Deutsch, sondern in gleicher Weise auch kaum Englisch. Wobei er allerdings hin und wieder dabei zu hören war, wie er mit jemanden in Bukarest bezüglich der Energieversorgung der Druckerei telefonierte. Aber erst dessen Ansichten, wie diese Versorgung nun zu realisieren sein könnte. Gelegentlich kam er dann zu mir, um mit mir darüber zu sprechen. Das ließ mich bereits daran zweifeln, ob ich in diesem Unternehmen, wie es die Wirtin des Bistros in Baden die Woche zuvor angedeutet hatte, als sie meinte, ich sollte mir dies erst einmal anschauen, ob dies auch etwas sei für mich. – Und danach wieder diese Totenstille! – Stundenlang! – Ich war jeden Abend nach Arbeitsende kaputt davon, den ganzen Tag aufzupassen, nur ja nichts Falsches zu sagen, nur ja keine falschen Bewegungen, keine unnötigen Wege im Büro zurückzulegen! Als ich einmal kurz aufgeschreckt bin, da die Fensterreiniger mit ihrem Fassadenaufzug an meinem Fenster heruntergefahren kamen, wurde dies sofort im Büro registriert und die Sekretärin von Klaus Sch. kam sofort zu mir an den Arbeitsplatz gelaufen, um nachzusehen, was gerade geschehen war. – Wobei ich selbst damit beschäftigt war, mich in die beiden Projekte, welche ich nun betreuen soll, einzuarbeiten.
Was allerdings nicht nur daran lag, dass ohnedies nur sehr wenige Kollegen im Büro waren. Sondern vielmehr daran, dass durch die ovale Bauform des Florido Towers, bei welcher alle Büros an der Außenseite des Gebäudes wie auf einer Schnur aufgefädelt waren, im inneren des Gebäudes sich die Sanitärräume, die Teeküchen, sowie das Treppenhaus und die Aufzüge befanden, in der gesamten Etage jedes Wort, welches in einem der Büros gesprochen wurde, laut und deutlich zu hören und auch zu verstehen war. Selbst wenn am direkt gegenüberliegenden Ende im Büro jemand sich nur halbwegs normal unterhalten hatte, telefoniert hatte, dann war das bei mir im Büro deutlich zu verstehen. Weshalb es den Anschein hatte, als würde sich jeder der Kollegen jedes gesprochene Wort vorher äußerst gut überlegen.
Ich war richtig froh darüber, zu Mittag aus diesem Büro wieder herauszukommen und mich davon nun erst einmal zwei Tage erholen zu können. Denn das war richtig anstrengend. Obwohl man dabei selbst überhaupt nichts tut. Aber vielleicht würde es ab nächster Woche, wenn ich selbst außer Haus und vor Ort bei Bauvorhaben bin, besser werden.
(2021-07-29)