München, Mittwoch, der 9. Juli 2008:
Richtig gespannt war ich nun, worin denn der Anlass für den Besuch meines Kollegen Kurt M. bei seinem alten Projekt, einem Hotel Neubau in München am Leuchtenberg Ring, lag. Denn dazu hatte er mir gar nichts gesagt. Ganz im Gegenteil zu seinen Besuchen in Prag und Pilsen, wo er mir zuvor dramatisch davon berichtete, weshalb er jeweils an den Besprechungen unbedingt teilnehmen müsste.
Aber schon beim Frühstück saß ich alleine am Tisch. Kurt M. war längst beschäftigt, als ich im Frühstücksraum erschien. Er hatte mit einem der im Hotel beschäftigten zu tun und meinte zu mir, als er mich dann auch beim Frühstück entdeckte, er sei noch den Vormittag hier beschäftigt, weshalb ich mich in der Zwischenzeit anderweitig beschäftigen soll. Denn dabei müsste ich nicht mit dabei sein.
Dass war mir nun auch recht. Denn bisher wurde ich, nach jedem Termin, welchen ich mit ihm gemeinsam hatte, immer skeptischer, ob es tatsächlich eine gute Idee war, in dieses Unternehmen zu wechseln. Aber nun war ich eben einmal hier. Deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen. Und wenn das Beste heute eben war, mich anderweitig zu beschäftigen, dann tat ich dies eben auch. Auch wenn ich sonst keine Arbeit mitgenommen hatte und daher die anderweitige Beschäftigung darin lag, die Zeit totzuschlagen. Es blieb mir eben auch gar nichts anderes übrig. Denn hinter ihm her watscheln, wenn er ohnedies zuvor schon nicht wollte, dass ich an seinem Termin teilnehme, dann war dies eben auch das Beste, was ich nun tun konnte.
Gegen Mittag ging es dann wieder zurück nach Wien. Wobei Kurt M. dabei den Weg auf der Autobahn über Salzburg wählte. Dies allerdings offenbar deshalb, da er eben wusste, ich sei eigentlich ein Salzburger und würde dabei an meiner ehemaligen Heimat vorbei kommen. Denn er achtete auf der Fahrt stets besonders darauf, wie ich nun darauf reagieren werde. Doch, abgesehen davon, dass mir das ohnedies egal war, weil ich ja immer noch jedes Wochenende zurück nach Salzburg fuhr, wollte ich mich nun auch gar nicht mehr weiter mit ihm über, zum Beispiel, meine Zeit bei der VA Tech unterhalten. Denn da ich nun wusste, er wäre mit diesem Job in diesem Immobilienentwicklungsunternehmen für seine Taten bei der VA Tech „belohnt“ worden, hütete ich mich davor, noch weiter mit ihm darüber zu sprechen. Schließlich musste ich nun davon ausgehen, dass jedes Wort, wenn erforderlich, sofort in diese Kreise weitergegeben werden könnte.
Drei Tage war ich nun mit ihm unterwegs, in welchen er mich offenbar in das Unternehmen, in die Arbeitsweise im Unternehmen, einweisen wollte, aber ich war einfach nur enttäuscht davon. Denn die Aufgabe, das Unternehmen als Bauherrenvertreter im Bereich der Elektrotechnik zu vertreten, wobei ich zudem der Meinung war und immer noch bin, dass dies auch unbedingt erforderlich ist und nicht einfach nur durch Laien auf diesem Gebiet, durch Architekten und Bautechniker, die am Rande ihrer Ausbildung auch davon gehört haben, erfolgen sollte, sah ich immer noch als „genau meinen Job“ an. Aber wie dies in diesem Unternehmen, soweit ich dies bisher mitbekommen hatte, erfolgt, das enttäuschte mich einfach nur.
(2021-09-13)