Wien, Montag, der 14. Juli 2008:
An diesem Vormittag zitierte mich Daniel H., der Projektentwickler des CLP in Bukarest, zu sich, um mit mir über die Versorgung mit Elektrizität für die nun in diesem Logistik Park geplante Druckerei zu sprechen. Denn dieses Projekt stand und fiel mit der zugesicherten Leistung des Energieversorgungsunternehmens. Für einen reinen Logistik Park waren ursprünglich 1 MW bis Mitte Februar des folgenden Jahres zugesichert. Nun wäre allerdings eine deutlich höhere Leistung erforderlich, und wenn die für diese Druckerei geforderte Leistung nicht bis zum vereinbarten Zeitpunkt zur Verfügung stehen würde, dann würde dieses Projekt auch nicht ausgeführt werden und diese Druckerei eben in einem anderen Objekt untergebracht werden. Über 3,5 MW lag nun die erforderliche Leistung, die alleine von der Druckerei benötigt werden würde. Allerdings erst zur Fertigstellung des Projektes. Jedoch hatte das Energieversorgungsunternehmen bisher keine Zusage dafür abgegeben, sondern ganz im Gegenteil. Denn das Gebiet, in welchem dieser Logistik Park lag, war bisher beinahe ausschließlich landwirtschaftliche Nutzfläche, erst vor kurzem überhaupt zu Bauland gewidmet worden und der Ausbau des Netzes des Energieversorgungsunternehmen würde, wie mir Daniel H. erklärte, so schnell nicht voranschreiten, damit rechtzeitig die erforderliche elektrische Leistung zur Verfügung stehen würde.
Mein Kollege Stjepan M. hatte sich bisher damit beschäftig, mit dem Energieversorger zu verhandeln, damit vielleicht doch rechtzeitig die erforderliche Leistung zur Verfügung stehen würde. Doch er hatte wahrhaft abenteuerliche Ideen, wie das zu bewerkstelligen sein könnte. Denn da lief eine Hochspannungsleitung quer über das Grundstück, auf welchem dieser Logistik Park lag. Eine 110kV Leitung, wie ich anhand der Bilder, die er mir zeigte, vermutete. Und da hatte er tatsächlich dem Energieversorgungsunternehmen vorgeschlagen, man könnte doch diese Hochspannungsleitung „anzapfen“, ein Umspannwerk errichten, und damit die zusätzlich erforderliche Leistung einfach zur Verfügung stellen. Man müsste lediglich am Nachbargrundstück etwas Grund erwerben, um darauf das Umspannwerk zu errichten. Und dies hatte er nicht nur dem Energieversorger vorgeschlagen, sondern auch bei allen Projektbeteiligten als Vorschlag unterbreitet. Dazu hatte ich ihn in den vergangenen Tagen, wenn ich im Büro saß, auch einige Male telefonieren gehört. Auch mit dem Energieversorger. Weshalb sich nun das Energieversorgungsunternehmen querzustellen begann und nicht nur die rechtzeitige zur Verfügung Stellung der Leistung, sondern auch die rechtzeitige Errichtung der erforderlichen Trafostation am Betriebsgelände in Frage stellte. Vor gar einem dreiviertel Jahr Lieferzeit alleine für die dafür erforderlichen Transformatoren war nun sogar die Rede.
Weshalb nun Daniel H. sein Projekt den Bach hinunterrinnen sah und nun deshalb mit mir als Elektrotechniker über dieses Problem, da ich noch dazu ohnedies auch für dieses Projekt eingeteilt wurde, sprechen wollte. Mir alle Details dazu noch einmal erklärte und meinte, in den nächsten Tagen, vielleicht auch ein, zwei Wochen, müsste ich deshalb nach Bukarest fliegen. Denn dort würde unser Kollege Tudor D. versuchen, einen neuerlichen Termin mit dem Energieversorger zu bekommen, damit dieses Problem gelöst werden könnte. Schließlich ginge es dabei um alles oder nichts. Jedoch wären die Verträge mit der Druckerei bereits alle unterzeichnet. Weshalb ein Scheitern dieses Projektes nicht geschehen dürfte. Schließlich müsste es eben eine Möglichkeit geben, das Problem zu lösen.
Innerlich musste ich darüber regelrecht lachen. Denn wie es sein konnte, dass in solch einem Unternehmen auch solche Lösungsvorschläge kursierten, fand ich doch sehr seltsam. Zudem war es nur verständlich, dass das Energieversorgungsunternehmen, wenn solche Vorschläge unterbreitet werden, auch zu blockieren begann.
So würde ich wohl in den nächsten Tagen auch gleich einmal nach Bukarest kommen.
(2021-09-13)