Wien, Dienstag, der 1. April 2008:
Ich traute meinen Augen nicht, als an diesem Vormittag unser zweiter Geschäftsführer Horst Sch. mit meinem Ex-Chef bei MCE BIS Alois H. im Büro stand und ihn vorstellte. Zuerst dachte ich mir, dieser wäre nur auf Besuch im Büro. Doch dann lief Horst Sch. mit ihm von Kollegen zu Kollegen und stellte Alois H. vor, bis beide dann auch bei mir am platz angekommen waren. Alois H. schien tatsächlich nun als neuer Mitarbeiter in diesem Unternehmen angefangen zu haben.
Anfangs lief es mir eiskalt über den Rücken. Denn es schien in diesem Unternehmen immer noch dubioser zu werden. War die Anstellung von Horst Sch. als zweiten Geschäftsführer mehr als seltsam. Obwohl ich mit Horst Sch. bisher ein ausgezeichnetes Verhältnis hatte und dieser eigentlich ein Lichtblick in diesem Unternehmen war. Aber nun begann Alois H. in diesem Unternehmen als Mitarbeiter in der kaufmännischen Projektabwicklung. Übrigens eine Position, in der er schon bei ABB Installationen, als ich bei ABB arbeitete, sein direkter Arbeitskollege bei INSKA, der kaufmännischen Projektabwicklung bei ABB war. Offensichtlich bis Hirst Sch. aus Gründen, die ich nie in Erfahrung bringen konnte, bei ABB ausgeschieden war, als jener Geschäftsbereich, der später als ABB Gebäudetechnik firmierte, an MCE verkauft wurde.
Ich wollte es gar nicht glauben. Aber es schien tatsächlich so zu sein. Alois H. soll nun wieder ein Arbeitskollege von mir werden. Wobei ich mir allerdings dachte, schön langsam wird es Zeit, mich um eine neue Arbeit umzusehen. Denn dies kann hier nicht gut gehen.
Doch als dann beide bei mir waren, mir Horst Sch. Alois H. vorstellen wollte, dabei aber Alois H. meinte, wir würden uns ohnedies kennen und dann beide wieder zur Tür hinausgingen, hörte ich noch, wie Horst Sch. zu Alois H. meinte,
„wenn der damals mit dabei gewesen ist, dann würde ich allerdings gleich einmal mit ihm reden, denn der gilt hier für die als Hoffnungsträger! – Mit dem kann man übrigens auch ganz gut zusammenarbeiten!“
Was mich dann doch wieder etwas beruhigte. Denn vielleicht hatte es Alois H. mittlerweile eingesehen, was er damals tat und hat auch daraus seine Lehren gezogen. Daher hatte ich mir auch gedacht, dies könnte vielleicht sogar etwas Gutes mit sich bringen.
Hatte mir doch Alois H. einst unbedingt seine parteipolitische Zugehörigkeit aufdrängen müssen und ich dabei feststellen musste, er wird wohl über den ÖAAB parteipolitisch organisiert sein. Was hier bei BEA auch viel anders war. Auch hier meinten schon viele der Kollegen, mir ihre parteipolitischen Präferenzen und Anschauungen unbedingt zeigen zu müssen. Wobei diese hier bisher ausschließlich auf der politisch äußerst linken Seite lagen. Dies könnte nun vielleicht ein wenig für Ausgleich in diesem Unternehmen sorgen.
Somit war ich zunächst wieder etwas beruhigt. Doch kurz nach Mittag hatte ich im Planarchiv des Unternehmens zu tun. Und kaum hatte ich dort alles erledigt, stand plötzlich Alois H. bei mir. Er musste mich regelrecht gesucht haben. Denn dies war für mich selbst das erste Mal, dass ich in diesem Planarchiv war und dort etwas zu tun hatte. Doch als mich Alois H. erblickt hatte, meinte er
„da ist er ja!“
Er wollte offensichtlich mit mir reden. Vielleicht sogar deshalb, weil es ihm Horst Sch., nach seiner Vorstellung im Büro als neuer Mitarbeiter, ihm dies angeraten hatte. Wobei er allerdings nicht lange fackelte, sondern nach einem kurzen Small Talk gleich auf die Zeit bei MCE und vor allem dieses Projekt MCC, bei welchem er als Abteilungsleiter von MCE BISOI auch gleichzeitig die Projektleitung bis zu meinem Abgang Ende Jänner 2006 über hatte. Dabei dürfte er wohl davon ausgegangen sein, dass ich längst wusste, wie es gleich nach meinem Abgang im Februar 2006 weitergegangen sei. Wobei er mir anfangs zwar noch klarmachen wollte, nach seinem Plan wäre alles bestens gelaufen. Aber man wollte ihn eben nicht mehr weitermachen lassen. Doch dann, als er damit herausgerückt war, dass dieses Projekt durch ein anderes Unternehmen weitergeführt und zu Ende gebracht wurde, meinte er,
„und die, die danach gekommen sind, haben gar keine Ahnung gehabt, was da los ist. – Die haben auch überhaupt nicht gewusst, was sie da machen sollen!“
Nun habe ich mir gedacht, ich höre nicht recht. Da steht nun tatsächlich der damalige Projektleiter und Abteilungsleiter, mein Chef bei MCE BIS, vor mir, will mir erzählen, wäre es nach ihm gegangen, wäre alles bestens gelaufen, aber man, Kaufleute, wie er sie nannte, wollten ihn nicht länger weitermachen lassen und jene, die danach gekommen waren, hätten nicht gewusst, was hier los sei und von der Ausführung eines solchen Projektes hätten sie erst gar keine Ahnung gehabt. Ich wusste nicht, was ich ihm darauf antworten sollte. Denn da war auch wieder dieses widerliche Grinsen in seinem Gesicht, welches auf den ersten Blick als ein besonders freundlicher Gesichtsausdruck aussieht. Jedoch wenn man Alois H. kannte – und ich kannte ihn längst – war dies einfach nur als widerliches Grinsen aufzufassen. Ich war richtig froh darüber, als er dann nicht mehr weiter mit mir darüber reden wollte. Offensichtlich hatte er es mir angemerkt, dass ich über seine Ausführungen richtig angewidert war.
Als ich dann endlich wieder zu meinem Arbeitsplatz hochgehen konnte, wäre ich am liebsten sofort davongelaufen. Denn zu allem Übel in diesem Unternehmen, zu einem Vorgesetzten Franz K., der erst im Jänner auch offiziell zum Abteilungsleiter gekürt wurde, der richtig bösartig und in seiner Wortwahl auch noch regelrecht aggressiv sein konnte, zu Kollegen, mit welchen man kein Wort wechseln konnte, ohne nicht dabei ausgehen zu müssen, sie hätten im Hintergedanken irgendetwas vor, sie wollen einen legen, einen reinlegen, die einem mitten ins Gesicht logen, ohne dabei auch nur mit der Wimper zu zucken, obwohl sie wissen mussten, dass ich wusste, es sei gelogen, einem Alkoholiker, der als einzige Aufgabe im Unternehmen hatte, Wohnungen von Wiener Wohnen zu betreuen, wobei jeder Monteur, der eine Steigleitung, also eine Anspeiseleitung vom Zählerverteiler in einem Wohnhaus in eine Wohnung richtig verlegen konnte, schon ein Meister gewesen war, einem dreiköpfigen Montageteam, welches ohnedies nur tun was es will, und dies nur wenn es will, nun auch noch Alois H., der sich in keinster Weise geändert haben kann. Bei dem man jederzeit damit rechnen muss, er haut einem das „Hackl ins Kreuz“. Dies allerdings in einer Weise, sodass, wie ich es zwei Jahre zuvor erlebt hatte, hunderte Kilometer weit das Blut spritzt!
Als ich dann doch zurück am Arbeitsplatz war, wusste ich nicht mehr was ich tun sollte. Ich bekam regelrecht Panikattacken! Daher ging ich dann auch gleich nach Ende der Kernzeit der Gleitzeitregelung nach Hause. Dies schien allerdings Kollegen aufgefallen zu sein, was auch für Freude darüber sorgte.
(2021-01-17)