Wien, Freitag, der 11. April 2008:
Den gesamten Vormittag über wurde im Büro immer wieder über die tags zuvor stattgefundene Auftragsverhandlung bei diesem österreichischen Baukonzern für dieses Hotelprojekt im Bukarest gesprochen. Wobei ich immer wieder davon ausgegangen war, nun würde es keine weiteren Verhandlungen mehr darüber geben, da diese neue Situation, dass die rumänische Niederlassung dieses Baukonzerns der Auftraggeber werden würde, regelrecht ein Ausschließungsgrund für die Annahme eines Auftrages, sollte es einer werde, wäre.
Aber dabei erwischte ich Markus B., unseren kaufmännischen Auftragsabwickler, wie er zu Franz K. an seinen Arbeitsplatz gekommen war und zu ihm meinte,
„den kriegst Du nicht weg! – Der hat alles drinnen! – Wir haben uns alles noch einmal ganz genau angesehen! – Der hat alles kalkuliert, was auch nur im Geringsten passieren könnte bei so einem Auftrag. Auch die wöchentlichen Heimflüge der Leute, auch für ihn selbst, hat er mit kalkuliert!“
Worauf Franz K. etwas in seinen nicht vorhandenen Bart murmelte und beide aus dem Büro verschwanden.
Markus B. erzählte mir sogar selbst davon, noch einmal die gesamte Kalkulation im Auftrag der Geschäftsführung überprüft zu haben, als wir wieder einmal gemeinsam in der Teeküche eine Zigarette rauchten. Aber ich hatte dies keinesfalls als negativ für mich interpretiert. Denn schließlich hatte ich ja auch genügend Mühen in die Kalkulation gesteckt, um nur ja nichts zu vergessen, um nur ja keine böse Überraschung erleben zu müssen, sollte dies tatsächlich ein Auftrag werden. Schließlich wusste ich ja, mit welchem Personal ich auch diese Baustelle, dieses Projekt, sollte es eines werden, abwickeln werde müssen.
Ich wartete eigentlich nur mehr darauf, bis die Anordnung der Geschäftsführung des neuen Eigentümers kommen würde, das Angebot zurückzuziehen, da eben kein Auftrag eines rumänischen Unternehmens, auch wenn es sich dabei um die Niederlassung eines österreichischen Baukonzerns handelt, angenommen werden kann. Denn schließlich wäre dann auch womöglich die Vertragssprache Rumänisch. Spätestens, sollte es bei diesem Auftrag zu Streitereien kommen, die vor Gericht enden, wäre dann jedenfalls die Gerichtssprache Rumänisch. Und dabei ging ich davon aus, würde der neue Eigentümer niemals mitgehen!
(2021-06-17)