Wien, Freitag, der 1. Februar 2008:
Man sollte meinen, nun hätte Franz K. erreicht, was er erreichen wollte, und hätte sich deshalb beruhigt. Aber es war genau das Gegenteil der Fall. Schon am Morgen, ich war erst gerade eben in die Arbeit gekommen, gab es bereits großes Gelächter über Franz K. Denn er hatte an diesem Morgen auch sein neues Firmenfahrzeug übernommen, welches ihm als neuer Abteilungsleiter offensichtlich zustand.
Eigentlich nur ein neuer VW Passat Kombi, wie es sonst auch üblich war. Aber irgendwie konnte Franz K. offensichtlich mit diesem wagen noch nicht so recht umgehen. Denn dieser Tag war auch sein letzter Tag vor seinem Urlaub in den Semesterferien, in welchen er mit seiner ganzen Familie in den Ski Urlaub, gleich nach Arbeitsende zu Mittag, fahren wollte. Weshalb er gleich am Morgen auch den Dachträger für die Skier montieren musste, was ihm allerdings offenbar nicht ganz gelungen war und dies erst nach gemeinsamen Einsatz mehrerer Kollegen gelungen war.
Als sich die Aufregung darüber am Vormittag wieder etwas gelegt hatte, kam dann auch noch unsere „Schöne“ aus der Buchhaltung in unser kleines Großraumbüro, um Franz K. zu seiner Beförderung zu gratulieren. Wobei sie allerdings auch das Gelächter im Unternehmen über die Übernahme des Firmenwagens durch ihn, nicht unerwähnt lassen konnte. Und er dies mit einer außergewöhnlichen psychischen Belastung für ihn, bedingt durch den heutigen gleichzeitigen Urlaubsantritt, begründete.
So reichte ihm unsere „Schöne“ noch offiziell die Hand, um ihm zu gratulieren, und meinte dabei,
„darf ich Dir nun auch offiziell zu Deiner Beförderung gratulieren! – Auch wenn die beiden Projekte als Betätigung zur Berufung als Abteilungsleiter durch Deinen Konkurrenten ausgeführt werden mussten!“
Wobei offensichtlich die beiden Projekte, welche ich bisher in diesem Unternehmen zu leiten hatte: Das „FMZ“ in Wiener Neustadt und diese Psychiatrie in Baden. Aber da wurde ich hellhörig, was nun folgen würde. Worauf Franz K., beinahe schon aufgelöst, meinte,
„ja! Das eine in Baden, das war ja schon von Anfang an …“
Aber dann besonnte sich offenbar Franz K. daran, dass ich nur wenige Meter entfernt davon an meinem Arbeitsplatz saß und all dies mitbekommen hatte. Weshalb er mitten im Satz zu sprechen aufgehört hatte, zu mir zum Platz blickte und danach verstummte. Worauf, nach einer kurzen Stille, beide den Raum verlassen hatten.
Aber nun wurde mir einiges klar! Denn ich war anscheinend tatsächlich als Konkurrent für ihn gehandelt worden. Allerdings war die Pensionierung von Manfred K. ja schon sehr lange vorhersehbar und auch bekannt. Weshalb dies – also mich als Konkurrent für Franz K. ins Spiel zu bringen – offensichtlich auch der Grund dafür war, weshalb ich im Mai des Vorjahres derart einfach in dieses Unternehmen eintreten konnte, als wäre es das Selbstverständlichste. Obwohl ich doch sonst bei all meinen Bewerbungen, wenn überhaupt, nur Absagen erhalten hatte. Zudem, zumindest die Abteilung, in welcher ich nun arbeite, überhaupt keinen Kontakt zum Auftraggeber meines Projektes beim Neubau der Unternehmenszentrale von WienGas hatte. Ganz im Gegenteil, wie mir damals vor knapp einem Jahr, anlässlich einer Besprechung dort, vermittelt worden war, weshalb ich überhaupt erst auf die Idee gekommen war, mich in diesem Unternehmen zu bewerben. Das erklärte nun auch, weshalb meine Bewerbung danach so reibungslos abgelaufen war, denn man brauchte mich eben als Konkurrenten für Franz K., als Bestätigung dafür, dass er der Richtige als Nachfolger von Manfred K. in der Position als Abteilungsleiter wäre. Mich musste man dafür allerdings etwas ran nehmen, denn sonst wäre Franz K. ziemlich doof dagestanden. So auch seine Befürworter. Daher rührte also dieser seltsame Projektverlauf bei der Psychiatrie in Baden. Das schien somit tatsächlich geplant gewesen zu sein. Auch wenn dabei das Unternehmen insgesamt sehr dumm dagestanden war. Aber ich war der Projektleiter bei diesem Projekt! Und nicht, wie es sonst gewesen wäre, wäre ich nicht in dieses Unternehmen eingetreten, Franz K.!
Mittlerweile war ich schon richtig angefressen, um es so auszudrücken, wie es wirklich war! Und nun hatte ich auch noch einen direkten Vorgesetzten, der auch offiziell mein neuer Abteilungsleiter wurde, welcher allerdings schon bei der Übernahme seines neuen Firmenwagens ins Straucheln kommt!
Für mich war klar, nun hätte ich vielleicht nächste Woche, in den Semesterferien in Wien, in denen Franz K. mit seiner Familie im Urlaub sein wird, noch Ruhe haben. Obwohl dies eigentlich nur beschämend für diese Personen in diesem Unternehmen war. Aber dann werden wohl meine Tage in diesem Unternehmen gezählt sein. Wahrscheinlich gerade deshalb! Vor allem bei seiner derart aggressiven Art, welcher er mir gegenüber an den Tag legte.
Franz K. verabschiedete sich an diesem Tag auch relativ früh in der Arbeit, schließlich wollte er noch an diesem Tag mit seiner Familie in den Urlaub über die Semesterferien fahren. Schon vor elf Uhr verschwand er aus dem Büro, denn danach wollte er gleich seine Kinder von der Schule abholen, um danach gleich weiter in den Urlaub zu fahren.
So hatte ich nun die Möglichkeit, am Nachmittag, als wieder einmal Markus B. zu mir gekommen war, um mit mir eine Zigarette zu rauchen, mich mit ihm über die Bestellung von Franz K. als neuen Abteilungsleiter etwas näher und im Detail zu unterhalten. Gehörte doch auch Markus B. zum erlauchten Kreis jener, welcher bei solchen Führungskreis Sitzungen eingeladen war. Obwohl er eigentlich nur kaufmännischer Projektleiter war. Aber da er diese Position als einziger in diesem Unternehmen ausübte, noch dazu für das gesamte Unternehmen, galt er auch als „Abteilungsleiter“, welcher an diesen Besprechungen teilnehmen konnte.
So fragte ich ihn, wie es denn nun mit der Ausübung der Funktion als Betriebsrat bei Franz K. weitergehen würde. Denn nun wäre er schließlich Abteilungsleiter und üblicherweise lässt sich solch eine Führungsposition nicht mit der Ausübung der Tätigkeit als Betriebsrat vereinbaren. Doch dazu meinte Markus B., diese Frage sei zwar noch nicht restlos geklärt, aber Franz K. zeige keinesfalls Interesse, nun deshalb sein Amt als Betriebsrat abzugeben! Er möchte, sofern ihm dies die Geschäftsleitung nicht untersagt, auch weiter Betriebsrat bleiben. Schließich wäre er in der Funktion als Betriebsrat auch weiter unkündbar! Ich hätte die Hände über dem Kopf zusammenschlagen können. Denn nun hatte ich nicht nur einen meiner Meinung nach Psychopathen als neuen Chef erhalten, sondern auch noch einen, der nicht einmal kündbar ist!
Nun gab es noch eine Frage, welche ich an Markus B., bezüglich der gestrigen Bestellung von Franz K. als neuen Abteilungsleiter, hatte. Denn seit Mitte Dezember fiel mir ein neues Fahrzeug auf, welches angemeldet an einem der für leitende Angestellte im Unternehmen reservierte Parkplätze stand. Allerdings nie bewegt wurde. Noch dazu ein Volvo Kombi, in einer schwereren Ausführung. Das aktuelle Modell jenes Wagens, welchen Manfred K. als Firmenwagen hatte. Bisher ging ich davon aus, diesen würde Franz K., sobald er als Abteilungsleiter bestellt werden, erhalten. Doch heute Vormittag hatte sich doch herausgestellt, dass dieser lediglich einen neuen Passat Kombi erhalten hatte, mit welchem er doch etwas seltsame Probleme bei der Übernahme des Fahrzeuges hatte. Worauf mir Markus B. erklärte, diesen hätte Manfred K. als Geschenk zu dessen Verabschiedung erhalten. Neben einem sogenannten „Consulenten Vertrag“, mit welchem auch weiter im Ruhestand für das Unternehmen tätig sein würde! Etwas, dass ich schon aus den Unternehmen in den letzten Jahren kannte. Denn viele „Pensionisten“ aus den Unternehmen „arbeiteten“ mit diesen „Consulenten Verträgen“ für die Unternehmen weiter.
Dass war es, was mich schon damals besonders aufgeregt hatte. Denn nicht nur, dass sich diese Personen gegenseitig alles zugeschoben hatten, weshalb sie schon gar nicht mehr wussten, was sie mit all dem Geld, den Vergünstigungen und all den zur Verfügung gestellten Dienstwagen, Tankkarten, Firmenhandys und dergleichen, anfangen sollten, weshalb sie kaum private Ausgaben dafür hatten, sondern sie sicherten sich auch alles gegenseitig ab. Nun ging es bei Franz K. sogar so weit, sodass er sogar nicht einmal noch seine Funktion als Betriebsrat aufgeben möchte, nur damit er abgesichert ist! Ich hingegen wurde nur ausgenützt und kämpfte nur mehr um mein Überleben und gegen den finanziellen Ruin. Obwohl ich in meinem Leben nur Ruhe haben wollte!
(2021-06-03, 2021-06-05)