Unterach, Sonntag, der 30. September 2007:
Die ganze Rückfahrt nach Salzburg ging mir diese Begehung dieser Kommission nicht mehr aus dem Kopf. Vor allem der Umgang mit mir. Denn eigentlich hätte ich erwartet, dabei regelrecht „zusammengeschiessen“ zu werden. Aber dies war überhaupt nicht der Fall. Daher kam in mir wieder Hoffnung auf, irgendwann vielleicht doch noch in ein geordnetes, ruhiges Leben zurückkehren zu können. Wegen dieser Nachfolge als Abteilungsleiter in diesem Unternehmen machte ich mir ohnedies keinerlei Gedanken. Denn für mich war klar, hier war ich wohl im falschen Unternehmen gelandet.
Nun konnte ich allerdings endlich ein wenig diesen äußerst sonnigen und warmen September doch noch etwas genießen. Wenn er auch nur mehr einen Tag lag dauerte. Daher fuhr ich am Nachmittag in mein altes Heimatdorf hinaus, um mich dort ins Bad zu legen. Eigentlich wäre auch der See noch warm genug zum Baden gewesen, aber dazu hatte ich keine Lust. Daher legte ich mich dort im Strandbad auf eine dieser Holzpritschen und genoss die Spätsommersonne.
Gleich neben dem Badegelände befindet sich dort das Bootshaus der Wasserrettung, in dem im Sommer meist reger Betrieb herrscht. Kann man doch mit dem Boot der Wasserrettung auch in den Sommermonaten Juli und August am See fahren, obwohl doch in dieser Zeit eigentlich ein Fahrverbot für Motorboote gilt. Dies scheinen viele der Mitglieder der Wasserrettung regelrecht zu genießen, um dies einmal so vorsichtig zu formulieren. Aber dieser rege Betrieb beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Sommermonate, sondern auch sonst herrscht dort reges Treiben. Wer hat schon solch ein schönes und, vor allem, großes Motorboot zu Hause. Wobei ich natürlich anmerken muss, es gibt sehr wohl äußerst verantwortungsvolle und tüchtige Mitglieder dieser Wasserrettung und ich keinem hier etwas nachsagen will. Ich gebe auch hier nur wieder, welchen Eindruck man – und unter man verstehe ich Außenstehende, auch Gäste – hier gewinnen könnte und dieser auch oftmals kundgetan wird.
Als ich nun auf meiner Pritsche lag und die Sonne genoss, sah ich, wie zwei Männer sich dem Bootshaus nähern, aufsperren und in und um das Gebäude beschäftigt sind. Ich kannte beide – zwei Brüder. Einer der beiden war einst Schulkollege meines Bruders in der Grundschule, ging danach an die gleiche HTL wie mein Bruder, begann danach in Wien zu studieren und lebt seitdem auch in Wien. Sein jüngerer Bruder, der zudem auch einige Jahre jünger ist als ich, schien den gleichen Weg eingeschlagen zu haben. Da offensichtlich beide nun im gleichen Unternehmen arbeiten und ich vom älteren der beiden weiß, um welches Unternehmen es sich handelt, wusste ich, wo sie in Wien tätig waren. Es handelt sich dabei um ein Unternehmen, welches im Bereich der Sicherheitstechnik tätig ist. Einst war das Unternehmen, in welchen ich nun tätig war und dieses Unternehmen in einem Unternehmen vereint. Diese Trennung fand erst in den 1980er Jahren statt, daher gab und gibt es noch ausreichend Verbindungen.
Da hörte ich, wie sich diese beiden Brüder unterhielten, als sie mich auf meiner Pritsche liegen sahen. Da meinte der ältere,
„da stehen wir jetzt aber schön blöd da! Der ist ohne irgendeinen Schaden davongekommen und unsere Leute stehen da, als würden sie überhaupt nichts zusammenbringen! – Da können wir uns jetzt etwas einfallen lassen!“
Hörte dies und dachte mir, dieses Desaster hätten sie sich nun wirklich sparen können. Dies war mehr als eine Blamage. Aber dass die beiden auch zu denen halfen, das irritierte mich doch sehr! Denn ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass auch einer von ihnen auch nur irgendeinen meiner Kollegen, in den Unternehmen, in welchem ich für dieses Projekt tätig war, gekannt hatte!
(2019-04-13)