Baden, Montag, der 2. Juli 2007:
Wie es mir der Chef Manfred K. letzte Woche, gleich nach der ersten Baubesprechung aufgetragen hatte, habe ich für diesen Tag die gesamte Montagemannschaft, immerhin drei Monteure, für diesen Tag auf die neue Baustelle der Psychiatrie in Baden beordert. Damit es nicht gleich am ersten Tag, an welchem wir mit der Montage beginnen mussten, bereits zu Problemen käme, da wir nicht vor Ort sind und den vertraglich zugesicherten Montagebeginn nicht einhalten. Als hätte ich es selbst nicht gewusst, was nun zu tun wäre.
Diesen jungen nun beim „FMZ“ in Wiener Neustadt für den Auftraggeber zuständigen Projektleiter Wolfgang St. hatte ich für diesen Tag mit der Begründung eines dringenden Montageeinsatzes vertröstet, da nun niemand mehr von uns auf dieser Baustelle anwesend war. Aber dieses kleine Projekt lief nun ohnedies gut, zudem lagen wir auch im Terminplan, daher war auch nicht zu erwarten, dass es hier zu Problemen kommen würde.
Zudem hatte ich auch gleich ausreichend Material auf die Baustelle in Baden liefern lassen, damit unsere Monteure auch gleich am ersten Tag mit der Montage beginnen konnten, damit auch gleich etwas geschieht. Doch dabei hatte ein Lieferant Ware bereits am Freitag, und nicht, wie ich es bestellt hatte, erst heute auf die Baustelle geliefert. Doch da von uns noch niemand vor Ort war, musste dieses Material der Bauleiter entgegen nehmen. Weshalb ich gleich am Vormittag eine etwas heftigere kleine Besprechung mit dem Bauleiter hatte. Eine regelrechte Standpauke hielt er mir. Denn er sei, wie er meinte, nicht dazu da, für uns Material entgegenzunehmen.
Dieser Bauleiter mochte mich auch offensichtlich vom ersten Tag an nicht. Obwohl ich zuvor noch nie etwas mit ihm zu tun hatte. Aber es schien, als hätte er bereits längst über mich gehört, weshalb er sich regelrecht aufgefordert sah, mich ständig von der Seite ansprechen zu müssen, mir klarzumachen, wie wenig ich doch Ahnung hätte, welch unmöglicher Mensch ich doch sei. ER wusste eben davon, was ich bisher in den vergangenen Jahren erleben musste und beteiligte sich eifrig daran.
Mittlerweile war auch ein Unternehmen gefunden worden, welche beinahe die gesamten Leistungen, vor allem jene der Grundinstallation, als Subauftragnehmer übernehmen möchte. Es war, wie ich es befürchtet hatte, ein Unternehmen, welches sonst beinahe ausschließlich für Wiener Wohnen tätig ist und ebenfalls, wie wir, einen Auftrag für ein bestimmtes Gebiet in Wien hatte, um die Wohnungen für Wiener Wohnen zu betreuen. Aus Wien Donaustadt stammte dieses Unternehmen und wurde, wie es unser für Wiener Wohnen zuständige Kollege erklärte, auch ausschließlich für solche Aufträge gegründet worden. Dies war offensichtlich ein äußerst ertragreiches Geschäft, solche Wohnungen in Wien zu betreuen.
Ich hatte allerdings äußerst große Bedenken, dass dies gutgehen würde. Denn ein Unternehmen, welches sonst nur soziale Wohnungen betreut, noch nie im Bereich medizinischer Einrichtungen zu tun hatte, das konnte einfach nicht gutgehen. Aber eine Alternative zu diesem Unternehmen schien es nicht zu geben. Es war das einzige Unternehmen, welches sich bereiterklärte, ganze Leistungen für diesen Auftrag als Subauftragnehmer zu übernehmen. Allerdings würde es nun noch einige Tage dauern, bis mit diesem Unternehmen der Vertrag geschlossen sei. Weshalb wir nun diese Zeit mit unseren drei Monteuren vor Ort überbrücken sollten.
Am späteren Nachmittag, mit dem Obermonteur Franz M. hatte ich mittlerweile alle Angelegenheiten für den Montagebeginn durchbesprochen, wollten wir gemeinsam noch eine Kleinigkeit essen gehen. Wobei ich allerdings anfangs erst gar nicht wollte. Denn schließlich könnte auch dies wieder in solch einer „Projektbesprechung“ enden, welche dann bis in die Abendstunden dauern würde und mir danach der Obermonteur schon am zweiten Tag ausfallen könnte. Doch dann ließ ich mich doch dazu überreden.
Aus mangelnden Ortskenntnissen mussten wir allerdings erst einmal ein entsprechendes Lokal finden, um dort eine Kleinigkeit essen zu können. Weshalb wir erst durch die umliegenden Straßen irrten, bis wir jenen „Würstelstand“, welchen Franz M. schon am Morgen entdeckt haben will, gefunden hatten. Dort aßen wir dann auch ein Paar Würstel.
Ich war regelrecht niedergeschlagen und mir wurde beinahe schlecht, wenn ich nur daran dachte, was nun in den folgenden Monaten vor mir lag. Dies würde ein ganz besonderer Sommer werden. Denn an Urlaub wäre dabei ohnedies nicht zu denken. Und in Anbetracht dessen, was ich bisher beruflich in den vergangenen Monaten und Jahren bei jenen Projekten erleben musste, welche ich bearbeitet hatte, da wurde mir angst und bange, wenn ich nur daran dachte, was in den nun folgenden drei Monaten bis zur Fertigstellung Ende September alles geschehen könnte. Daher tat ich mir richtig schwer, mich nun mit meinem Obermonteur bei dieser Baustelle zu unterhalten. Wobei ich Franz M. regelrecht beschworen hatte, bei dieser Baustelle auf diverse Ausfälle nach einer seiner nächtlichen Touren durch das Bahnhofsviertel zu verzichten. Dies könnten wir uns bei diesem Auftrag einfach nicht leisten. Und ich hätte keine Lust, dies danach ausbaden zu müssen. Aber er versicherte mir, dies hier zu unterlassen. Was ich ihm beinahe sogar glaubte. Denn schließlich schien auch er sich mittlerweile dessen bewusst geworden zu sein, was da nun in den folgenden Monaten auf uns zukommen würde.
So kam ich an diesem Montag wenigstens zu einer üblichen Zeit von der Arbeit nach Hause.
(2021-04-09)