Wien, Dienstag, der 19. Juni 2007:
Ich weiß nicht, woran es lag, aber nach einer anfänglichen beinahe Ängstlichkeit der einen, nun da ich seit Anfang Mai in einem neuen Unternehmen arbeitete, könnte sich etwas grundsätzlich ändern, und einer beinahe Euphorie anderer deshalb, hatte sich bald regelrechte Gleichgültigkeit eingestellt. Dazu kam noch, nun hatte ich eine eigene Wohnung in Wien. Weshalb ich auch deshalb nicht mehr so leicht angreifbar war als noch zuvor, als ich noch wöchentlich ein Zimmer in einer Pension mieten musste. Nun hieß es längst wieder, in diesem Unternehmen würde ich ohnedies nicht lange arbeiten, dort würde ich bald hinausgeworfen werden, falls ich auch nur das geringste tun würde, was ihnen nicht passt.
Ich selbst hatte kaum Erwartungen an meinen neuen Job. Mir ging es dabei lediglich darum, mehr Gehalt zu verdienen. Denn sonst, mit dem Gehalt in diesem Elektrounternehmen am Wienerberg, hätte ich mir das arbeiten nicht mehr leisten können. Auch daran, nun in Wien eine eigene Wohnung zu haben, hatte für mich kaum Bedeutung. Sondern begründete sich lediglich darin, eine günstige Wohnmöglichkeit zu haben, falls ich in der Arbeit wieder derart große Probleme bekomme, dass ich Gefahr laufen könnte, meine Arbeit gleich wieder zu verlieren. Denn nun lag regelrecht ein Damokles Schwert über mir, sollte ich meine Arbeit wieder verlieren und in die Arbeitslosigkeit geraten, dann laufe ich Gefahr, deshalb auch mein Grundstück in meinem alten Heimatdorf zu verlieren. Daher hatte ich das ganze Treiben die ganze Zeit über skeptisch betrachtet. Am liebsten hätte ich damit einfach nichts zu tun gehabt. Aber es war eben allgegenwärtig. Egal zu welcher Uhrzeit, bei welcher Gelegenheit, was auch immer gerade geschehen war, wo auch immer, dieses „Gerede“, die aber mehr eine Hetze war, ein gegenseitiges Aufhetzen der „Einen“ und „Anderen“ war allgegenwärtig.
Nun aber änderte sich dies wieder. Denn es sah nun nicht so aus, als würde meine Arbeit so schnell wieder verlieren. Lief doch dieses kleine Projekt dieses „FMZ“ in Wiener Neustadt mittlerweile einwandfrei, hatte ich dort zudem auch bereits zwei zusätzliche Aufträge erhalten. Zudem könnte nun auch noch ein weiteres Projekt in Baden, mit diesem Neubau von zwei Stationen des Klinikums in einem provisorischen Neubau. Zudem war ich auch längst wieder ins Gerede gekommen, in diesem Unternehmen, in welche ich nun seit Anfang Mai arbeitete, auch eine leitende Position übernehmen zu sollen. Wobei ich dies nun gänzlich ignorierte und auch überhaupt nicht darauf einging. Was allerdings nichts brachte.
Auch meine „Freundin“, diese neue Bedienung in diesem Lokal in der Wiener Innenstadt hatte ich ab Anfang Mai kaum mehr gesehen, wenn ich dieses Lokal besuchte. Es war beinahe, als hätte sie den Rat dieses etwas älteren Mannes, welcher sie in der Arbeit Anfang Mai besuchte und dabei riet, sie sollte mich doch gehen lassen, falls ich nicht möchte, was ich mehr als irritierend fand, befolgt. Doch nun an diesem Abend, als ich dieses Lokal wieder einmal besuchte, arbeitete sie wieder. Wobei sie dabei ähnlich euphorisch war, wie schon Anfang Mai. Daher unterhielt ich mich an diesem Abend auch ein wenig. Denn sie war keinesfalls unsympathisch. Allerdings amüsierte mich dies etwas, denn manchmal mochte ich mir gar nicht vorstellen, was sich meinetwegen manchmal abspielt, welche Gespräche über mich geführt werden, von welchen ich überhaupt nichts mitbekomme. Die allerdings dann zu solchen, für mich kaum zu verstehenden Reaktionen mir gegenüber führte.
Zu Hochzeiten änderte sich das Verhalten mir gegenüber beinahe dreimal am Tag von einem Extrem ins andere. Manchmal dauerte es eben einige Wochen. Aber es war nie so, wie ich es erwartet hätte. Nun eben wieder so. Worüber ich aber auch nicht unerfreut war. Denn zu jeder Zeit damit rechnen zu müssen, von irgendjemanden, auch wenn ich überhaupt nichts mit ihm zu tun hatte, ihn, oder natürlich auch sie, vielleicht zuvor noch nie gesehen hatte, auch überhaupt kein Interesse hatte, das setzt einem ganz schön zu. Daher genoss ich beinahe jede auch noch so kurze Zeit, in welcher dies ganz anders war.
(2021-04-30)