Salzburg, Samstag, der 30. Juni 2007:
Seitdem ich in Wien meine eigene Wohnung hatte, musste ich nicht mehr jeden Montag schon früh mit dem Auto nach Wien in die Arbeit fahren, sondern schon gemütlich am Sonntagabend. Denn nun musste ich auch nicht mehr für jede Nacht, für welche ich mir mein Zimmer in dieser Frühstückspension mieten musste, bezahlen. Darüber war ich besonders froh. Weil ich eben kein Morgenmensch bin und daher stets ein mulmiges Gefühl hatte, wenn ich jeden Morgen mit dem Auto eine so weite strecke fahren musste, nur um rechtzeitig in der Arbeit zu sein.
Aber das hatte auch etwas Negatives. Denn zuvor war ich meist am Sonntagabend noch in die Salzburger Innenstadt gegangen, um mir in dieser Bar in der Steingasse noch ein paar kleine Biere zu gönnen und dabei auch stets mitbekommen hatte, was gerade im Laufen war. Worüber hier in Salzburg „geredet“ wurde, welche Intrigen schon wieder im Gange waren.
Nach all dem, was sich nun gerade in den vergangenen Tage in Wien abgespielt hatte, wollte ich allerdings nun wieder einmal wissen, wie denn nun in Salzburg darüber gesprochen wird. Doch dafür extra am Sonntagabend noch in Salzburg zu bleiben, das wollte ich deshalb nicht unbedingt. Daher blieb mr nichts anderes übrig, als mich wieder einmal an einem Samstagabend ins Getümmel in der Innenstadt zu werfen, nur um etwas darüber herauszufinden, ob und wie dies hier in Salzburg angekommen war.
Doch diese Bar, das „Saitensprung“, welches ich nun beinahe ausschließlich in Salzburg besuchte, war an diesem Abend äußerst schlecht besucht. Daher stand ich dort mit nur wenigen anderen Gästen an der Bar. Aber dies hatte auch den Vorteil, sofort mitzubekommen, sobald etwas darüber gesprochen wurde. Worauf ich auch nicht lange warten musste. Denn es sah beinahe so aus, als hätte man mich dort längst wieder einmal erwartet.
Denn neben mir platzierte sich, kaum hatte ich das Lokal betreten, mich an die Bar gestellt und dort mein Getränk bestellt, ein jüngerer Mann neben mich. Der zudem auch genau darauf aufpasste, was ich hier nun tun würde und mit wem ich mich vielleicht unterhalten könnte. Aber ich war ja selbst zum Lauschen gekommen. Daher hatte ich auch keine Lust. Mich mit anderen Gästen zu unterhalten. Sondern wollte aufpassen, was nun hier gesprochen wurde.
Worauf ich ebenfalls nicht lange warten musste. Denn dieser junge Mann fragte, kaum hatte er sich neben mich gestellt, den Barchef „Tom“, was denn nun mit ihm, wobei er auf mich deutete, als würde ich dies ohnedies niemals mitbekommen, sei. Worauf von „Tom“, wie aus der Pistole geschossen kam,
„die hat den gleich aufgegeben! – Die hat auch gleich wegen ihn zum Arbeiten aufgehört!“
Was mein Nachbar an der Bar mit Genugtuung entgegengenommen hatte. Allerdings ergänzte dann „Tom“ weiter,
„ich hoffe nur, dass das gut geht, was wir da machen. – Nicht, dass wir irgendwann mit lauter Leuten dastehen, die wir selbst nicht wollen.“
Aber dazu beruhigte dieser jüngere Mann „Tom“, in dem er meinte,
„ach was! Wir müssen uns nur unser Geld, das wir nun haben, heraushängen lassen! Dann kommen die alle wieder! Hast eh gesehen bei der draußen im B. Die ist, auch wenn sie manchmal richtig angefressen war, bei dem, was sie da tun sollte, auch immer wieder gekommen. Da musste ihr nur einmal jemand ein schönes Auto zur Verfügung stellen.“
Womit eigentlich nur diese „Silly“ gemeint sein konnte. Denn bei ihr hatte ich tatsächlich einmal miterleben müssen, wie sehr sie auf entsprechende Autos reagiert. Wobei ihr auch tatsächlich jemand eines dieser Fahrzeuge zur Verfügung gestellt hatte.
Aber richtig interessant fand ich, wie schnell diese Aktion mit dieser Bedienung in diesem Wiener Innenstadt Lokal hier angekommen war. Und mit welcher Genugtuung und wie erfreut dies aufgenommen wurde, als wäre dies ohnedies eine Selbstverständlichkeit gewesen.
Aber der Mann hörte noch lange nicht auf zu sprechen. Denn er meinte weiter,
„für Euch heißt dies, ihr müsst eben immer viele Getränke ausgeben. – Ihr müsst die ohnedies nicht voll selbst bezahlen. Aber die anderen Gäste sollen auch immer viele Getränke an der Bar ausgeben. – Und wenn einer dabei ist, der nicht dazu gehört, dann blutet er sich ohnedies dabei finanziell aus.“
Dieser Abend hatte sich für mich ausgezahlt. Auch wenn ich dabei nicht mehr erlebt hatte als, wie diese Episode mit dieser Bedienung „Astrid“ im „1516“ in Wien hier angekommen war!
(2021-05-03)