Wiener Neustadt, Montag, der 7. Mai 2007:
An diesem Tag sollte ich nun mein neues Projekt vor Ort kennenlernen. Dabei handelte es sich um ein sogenannte „Fachmarktzentrum“ in Wiener Neustadt. „FMZ“, wie dieses Projekt genannt wurde. Allerdings wurde hier kein Neubau errichtet, sondern lediglich ein Gebäude dieses Fachmarktzentrums, ein Gebäudekomplex von mehrere einzelnen Gebäuden für Shopping, Gastronomie und einem größeren Kino. Wobei in einem der Gebäude ein Baumarkt einer deutschen Baumarktkette eingemietet war, welche sich aus Österreich zurückgezogen hatte und somit dieses Gebäude geräumt wurde. Nun sollten in diesem Gebäude die Möglichkeit zur Einmietung von fünf Einzelhandelsläden geschaffen werden. Also in Wirklichkeit ein Kleinauftrag. Nicht aber in diesem Unternehmen. Schon gar nicht bei diesem Gruppenleiter Franz K., der auch, wie es hieß, als Nachfolger des Abteilungsleiters Manfred K. gehandelt wurde.
So fuhr ich kurz nach Mittag mit Franz K., welcher bisher dieses Projekt betreute, nach Wiener Neustadt. Denn an jedem Montag nachmittags gegen 14 Uhr sollte dort eine Baubesprechung mit dem Auftraggeber stattfinden. Dabei würde ich auch die Vertreter des Auftraggebers gleich kennenlernen. Einem Unternehmen in der Immobilienentwicklung namens UBM Realitätenentwicklung AG. Damals ein Unternehmen, bei welchem der Mehrheitseigentümer ein großes österreichisches Bauunternehmen, die Porr, war. Eine durchaus „lustige Truppe“, wie sich herausstellen wird. Vor allem der technische Abteilungsleiter in der Projektrealisierung.
Daneben sollte ich an diesem Tag auch gleich das Montagepersonal bei diesem Projekt, mit welchem ich in den nächsten Monaten zusammenarbeiten würde, kennenlernen. Drei Monteure sollten dieses Projekt realisieren. Ein Obermonteur, ein kroatischstämmiger Österreicher aus dem Südburgenland, und zwei Monteure, einem vollbärtigen und kahlgeschorenen Waldviertler, der eher einem muslimischen Geistlichen ähnelte, sowie einem weiteren Burgenländler. Wobei ich dies nur der Unterscheidung halber erwähne.
Jedoch fiel an diesem Tag einer der Monteure bereits aus. Er war einfach nicht zur Arbeit erschienen. Ohne sich zu melden, ohne Bescheid zu geben, was mit ihm sei, ohne überhaupt einem Lebenszeichen. Aber dies schien beim ihm öfters der Fall zu sein. Denn Franz K. nahm dies als beinahe schon üblich hin. Wobei er sich zwar darüber ärgerte, den Obermonteur anhielt, mit ihm Verbindung aufzunehmen, damit er sich wenigstens krankmeldet, da er sonst Schwierigkeiten bekommen könnte. Nicht allerdings von Franz K., denn dieser nahm dies einfach hin, als wäre nichts weiter dabei. Er meinte gar, dies wäre ein Mann der Zukunft, wenn er nicht diese Ausfälle hätte. Wobei er bei diesen Ausfällen „mit dem Mond gehen“ würde, wie Franz K. dies bezeichnete.
Aber so hatten wir wenigstens ein Gesprächsthema, worüber wir uns bei der Fahrt im Dienstfahrzeug von Franz K. von Wien Atzgersdorf nach Wiener Neustadt und danach wieder zurück, unterhalten konnten, denn sonst schien sich ein Gespräch, eine Plauderei während der Fahrt zu einer Besprechung als schwierig zu erweisen. Dazu fehlten einfach die Gemeinsamkeiten zwischen Franz K. und mir. Er war tatsächlich ein Typ, wie Erich H., „Hörbi“, von der VA Tech in Salzburg. Auch äußerlich hatte er sehr viel Ähnlichkeiten mit Erich H. Daher tat ich mir mit ihm auch nicht gerade leicht.
Nach meinem ersten Eindruck schien eine einfache Aufgabe für mich zu sein.
(2021-04-02)