Wien, Freitag, der 4. Mai 2007:
An diesem Morgen war nun der Zeitpunkt gekommen, um meiner bisherigen Vermieterin dieses kleinen Zimmers, in welchem ich in den letzten beinahe eineinhalb Jahren, zumindest, solange ich bisher in Wien arbeitete, mitzuteilen, dass ich nicht mehr kommen werde. Ich künftig kein Zimmer mehr in ihrer Frühstücksperson benötige.
Nach allem was ich bisher miterlebt hatte, ging ich schon davon aus, sie wüsste ohnedies längst über meine neue Wohnung in Alterlaa. Doch sie fragte mich tatsächlich, wie lange ich in der folgenden Woche ein Zimmer benötigen würde. Daher musste ich es ihr direkt sagen, dass ich nun nicht mehr kommen werde und kein Zimmer mehr mieten würde. Worauf sie mich regelrecht enttäuscht, aber auch entsetzt ansah und gar nicht verstehen konnte, weshalb ich nun nicht mehr kommen werde.
Eigentlich wollte ich es ihr gar nicht erzählen, weshalb ich nun kein Zimmer mehr benötigen würde. Denn die Unterhaltungen mit ihr, beinahe jeden Abend, aber zumindest jeden Freitagmorgen, wenn ich mein Zimmer bei ihr in Bar bezahlen musste, gingen mir mittlerweile richtig auf den Wecker. Schließlich ließ sie beinahe jedes Mal durchklingen, ohnedies über alles, was ich ihr über die Arbeit, aber auch über mein Privatleben, sogar über mein Anliegen bezüglich der Umwidmung meines Grundstückes in meinem alten Heimatdorf, bescheid zu wissen. Daher war ich nun nur mehr froh darüber, mich nicht mehr mit ihr unterhalten zu müssen. Aber dann erbarmte ich mir ihrer und erzählte ihr, worin die Gründe für meine kleine Wohnung, welche ich nun in Alterlaa gemietet hatte, liegen.
Ich hatte nie mehr von ihr etwas gehört. Dabei hatte sie mir bisher sogar jedes Jahr zu Weihnachten eine Karte gesendet und sogar zum Geburtstag gratuliert.
(2021-04-29)