Wien, Mittwoch, der 4. Oktober 2006:
Im laufen der Baubesprechung für die WEG Zentrale am Tag zuvor wurde ich für diesen Tag zur ersten Baubesprechung eines neuen Projektes bei WienGas eingeladen. Dabei handelte es sich um eine kleine Werkshallte für Installateure der WEG, welche nur unweit der neuen WEG Zentrale am Werksgelände von WienGas errichtet werden soll. Wobei diese Werkshalle von den gleichen zuständigen Personen von WienGas bearbeitet wird, allerdings von einem anderen Architekturbüro.
So fand ich mich an diesem Tag um, ich glaube es war neun, halb zehn Uhr vormittags, ein, um an dieser Baubesprechung teilzunehmen. Doch dabei musste ich feststellen, dass die Planung bei diesem kleinen Projekt schon sehr weit fortgeschritten war und es auch schon einige Gespräche mit dem Elektrounternehmen, für welches ich nun gearbeitet hatte, gegeben hatte. Diese Gespräche wurden allerdings alle mit Michael H., „Michi“, meinem Kollegen, der eigentlich für WienGas zuständig war, zumindest zuvor, bevor er die Bearbeitung des Projektes der WEG Zentrale verweigert hatte, da ihm diese zu groß war, geführt wurden. Allerdings hatte ich nun dabei auch kein schlechtes Gewissen, denn am Tag zuvor hatte mir doch noch mein Chef Franz L. gesagt, in kürze würde ich zu einem weiteren kleineren Projekt bei WienGas hinzugezogen werden, welches ich ebenfalls bearbeiten soll. Daher war dies für mich auch nicht weiter von Bedeutung.
Nach dieser Besprechung sollte ich noch zum Projektleiter des Auftraggebers bei WienGas für die WEG Zentrale kommen, denn auch dieser hätte mit mir noch etwas bezüglich der neuen Zentrale zu besprechen. Dabei sollte es um die Multimedia Ausstattung des neuen Speisesaals der WEG Zentrale gehen, denn dieser soll auch für Veranstaltungen, Vorträge und größere Besprechungen genutzt werden können. Und dem Auftraggeber wäre zu Ohren gekommen, ich hätte auch dabei einschlägige Erfahrungen, weshalb er mit mir über diese Ausstattung sprechen möchte. Selbst war der Projektleiter von WienGas auch bei den Besprechungen jeden Dienstag nachmittags kaum dabei, sondern lediglich sein Stellvertreter, welcher nun auch dieses kleine Projekt dieser Werkshalle am Betriebsgelände betreute.
Doch als ich dann zu Christan A., dem Projektleiter bei WienGas bei der WEG Zentrale kam, interessierte ihr die multimediale Ausstattung des Speisesaals nur am Rande. Es sah eher so aus, als wollte sich dieser einmal mit mir unterhalten. Wobei „unterhalten“ vielleicht auch etwas übertrieben ausgedrückt ist. Denn dieses Gespräch vermittelte mir eher den Eindruck, als wäre nun für mich ein Gnadengesuch abgegeben worden und dem Projektleiter wäre aufgetragen worden, darüber zu befinden, ob dies angenommen werden soll oder nicht. Denn immer wieder sprang er regelrecht von seinem Sessel im Besprechungszimmer auf, lief den Raum auf und ab und musterte mich dabei stets aus dem Augenwinkel. So hatte ich ihn bisher noch nie erlebt. Meist glichen seine Teilnahmen an Besprechungen eher einem kollegialen Zusammenreffen. Doch nun schien ihm tatsächlich eine Aufgabe übertragen worden sein, worüber er entscheiden sollte, allerdings nicht wusste, wie er entscheiden soll. Er, ein junger Mann, wahrscheinlich sogar jünger als ich, fühlte sich etwas unwohl dabei, wenngleich es ihm doch Freude zu bereiten schien, über etwas zu Entscheiden.
Wirklich schlau wurde ich aus dieser „Besprechung“ nicht. Aber schön langsam dämmerte es mir, weshalb sich schon unser oberster Chef, der Eigentümer des Elektrounternehmens, für welches ich nun arbeitete, schon letzte Woche völlig unerwartet mit mir unterhalten wollte. Offensichtlich war man sich nicht klar darüber, ob ich, nach Ende der WEG Zentrale, noch weitere Projekte für WienGas betreuen durfte. Nun schien man es erst einmal mit dieser kleinen Werkshalle am Betriebsgelände zu probieren.
Da ich noch andere Angelegenheiten auf der Baustelle, vor allem mit unserer Montage vor Ort, zu klären hatte, verbrachte ich den ganzen Arbeitstag bei WienGas. Weshalb ich erst wieder am folgenden Tag ins Büro gekommen war. Doch da herrschte regelrecht dicke Luft. Michael H., „Michi“, hatte sich offensichtlich nun bis zum obersten Chef darüber beschwert, da er nun diese kleine Werkshalle bei WienGas nicht mehr betreuen durfte. Dies allerdings zu seinem Kunden WienGas gehören würde. Weshalb er nun auch dieses kleine Projekt wieder selbst übernehmen möchte.
Lästig, auch zu den Kollegen, war Michael H. ohnedies stets. Meist versteckte er alle Aschenbecher irgendwo in seinen Kästen an seinem Arbeitsplatz, welche in der Fluchtstiege, die auch als Raucherplatz genutzt wurde, aufgestellt waren, sodass dort niemand mehr rauchen könnte. Dies war mittlerweile beinahe schon Standard jeden Morgen. Doch an diesem Tag war es besonders schlimm. Bis er dann am späteren Vormittag mürrisch zu seinem Arbeitsplatz stampfte und dort schmollte. Offensichtlich war er zuvor auch beim obersten Chef deshalb gewesen.
Doch dann kam Franz L. zu ihm und meinte, dies mit WienGas würden wir noch klären. Allerdings jetzt nicht. Denn sonst könnte wir wieder das Problem der WEG Zentrale bekommen, welche er dann auch übernehmen müsste! So weit wäre dieses Projekt noch nicht, dass dieses „von selbst laufen“ würde.
Somit war für mich klar, was nun hier los ist. Denn Michael H. würde ohnedies nach Beendigung der WEG Zentrale wieder alle Projekte von WienGas übernehmen. Allerdings ginge dies nicht, denn dies könnte bedeuten, ich würde in diesem Unternehmen wieder kündigen, da ich danach kein weiteres Projekt mehr zur Bearbeitung hätte, weshalb ich nun auch diese kleine Werkshalle am Betriebsgelände von WienGas betreuen soll, damit es nicht auffällt, wenn ich nur für dieses eine Projekt der WEG Zentrale in diesem Unternehmen angestellt wurde!
Na, das waren nun schöne Aussichten für mich! Man hatte mich nun offensichtlich tatsächlich nur wegen diesem einen Projekt der WEG Zentrale in diesem Unternehmen angestellt. Eine weitere Beschäftigung wäre auch erst gar nicht vorgesehen gewesen, da weitere Projekte ohnedies wieder vom Stammpersonal übernommen werden! Ich hätte mich beinahe nicht mehr eingekriegt, als mir dies nun klar wurde!
(2021-02-11)