Wien, Donnerstag, der 31. August 2006:
Nachdem ich mich wieder halbwegs erfangen hatte und auch festgestellt hatte, wenigstens für die nächsten Monate bin ich erst einmal meine größten finanziellen Sorgen los, wagte ich es regelrecht wieder einmal an diesem Abend in die Wiener Innenstadt zu fahren und dort diese Kneipe „1516“ zu besuchen.
Ich hätte es mir allerdings denken können. Dort wurde ich längst erwartet. Vor der gleichen Art von Gästen, wie schon so viele Male zuvor. Und die Stimmung an diesem Abend war gar nicht gut. Wobei ich selbst allerdings in Ruhe gelassen wurde.
Jedoch diese russische Bedienung namens Olga dürfte dafür einiges abbekommen haben. Offensichtlich schon die längste Zeit. Weshalb es ihr offensichtlich nun reichte und sie auch nicht mehr weiter in dieser Kneipe arbeiten wollte. Sie meinte richtig aufgebracht,
„nur weg von hier! – Weg von Österreich! – Weg von Europa!“
Zunächst war ich erst einmal überrascht, sie auch deutsch sprechen zu hören. Denn bisher ging ich davon aus, sie würde wahrscheinlich Russisch und Englisch sprechen, aber eben nicht Deutsch.
Das klang allerdings gar nicht gut. Denn wenn sie deshalb sogar Europa verlassen möchte, dann muss sie wohl sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben. Inwieweit dies nun mit mir etwas zu tun hatte, das kann ich natürlich nicht sagen. Eines kann ich jedoch sagen, ich kann mich an kein einziges Mal erinnern, diese Kneipe besucht zu haben, während sie in dieser Kneipe gearbeitete, offensichtlich auch nur nebenbei, neben einem Studium, ohne nicht miterleben zu müssen, wie sie meinetwegen richtig angegangen wurde. Daher konnte ich es nur allzu gut verstehen, wenn sie nun die Schnauze voll hatte. Obwohl, ich hatte dort überhaupt nichts getan. Ich hatte diese Kneipe nur besucht, um mir dort abends noch ein paar kleine Biere zu gönnen, sonst nichts.
Aber das war eben nicht das erste Mal, dass ich etwas Derartiges erlebt hatte. Seit vielen Jahren kannte ich dies nun ich gleicher und ähnlicher Weise. Und ich hatte mich immer gefragt, woher dies wohl kommen mag und was ich vielleicht dagegen tun könnte. Daher war ich eben mittlerweile froh darüber, dies mit „Silly“ miterlebt zu haben, denn bei „Silly“ dachte ich mir eben einst, dies wäre eine Möglichkeit es einmal zu versuchen, diese Intrigen zu durchbrechen. Aber wie sich eben herausgestellt hatte, dies scheint unmöglich zu sein. Daher hatte ich es hier erst gar nicht mehr versucht. Aber umso widerlicher fand ich es, wenn nun diese russische Bedienung wegen dem gleichen Grund ihre Arbeit aufgeben möchte und gar aus Österreich, vielleicht gar aus Europa wegzugehen. Denn da scheinen Hirngespinste die wahre Ursache für das Verhalten von durchwegs männlichen Gästen zu sein, welche dazu führen.
Mir hatte diese russische Bedienung nun richtig leidgetan. Beziehungsweise tat es mir leid, wenn sie meinetwegen so etwas erleben musste. Aber egal was auch immer ich getan hätte, es wäre ohnedies so ausgegangen. Diese Sicherheit hatte ich nach diesem „Theater“ mit „Silly“, welches immer noch nicht zu Ende sein schien. Wenigstens blieb der Zeitrahmen mit einen dreiviertel Jahr einigermaßen in einem erträglichen Maß. Ein Zeitraum, den ich auch erwartet hätte. Den ich allerdings auch schon bei „Silly“ erwartet hätte, jedoch da nach fünf Jahren immer noch kein Ende war. – Ich nehme es vorweg. Diese Frau hatte ich nie wieder gesehen. Angeblich soll sie danach in die USA gegangen sein, um dort ihr Studium zu vollenden.
(2021-02-08)