Wien, Mittwoch, der 23. August 2006:
Manchmal hätte ich auszucken können, wenn ich abends nach der Arbeit in meinem kleinen Zimmer in dieser kleinen Pension in Oberlaa gewesen war. Denn dieser Sommer war richtig heiß. Ein Tag schöner als der andere, allerdings eine beinahe unerträgliche Hitze. Zudem war mein Zimmer, welches ich meist in dieser Pension erhalten hatte, auch noch nach Westen gelegen. Weshalb gerade am Abend nach der Arbeit die Sonne so richtig ins Zimmer brannte. Die außengelegene Jalousie herunterlassen kam für mich auch nicht in Frage, da dann die Luft in diesem kleinen Zimmer so richtig stickig wurde. Weshalb ich meist einfach mein Fenster geöffnet hatte, um wenigstens etwas frische Luft ins Zimmer zu bekommen.
Da war nun einfach kein Leben mehr. In der Arbeit blickte ich an meinem Arbeitsplatz nur auf eine kahle Betonwand eines Unternehmens, welches Aufzüge herstellte. Dabei brannte ebenfalls die Sonne den ganzen Tag ins Büro auf meinen Arbeitsplatz. Wobei das Öffnen des Fensters auch kaum Erleichterung brachte, denn so kam die erst recht aufgeheizte Luft zwischen unserem Betriebsgebäude und dieser Betonwand des Aufzugsunternehmens ins Zimmer. Abends in meinem Zimmer war es genauso unerträglich. Daneben überhaupt keine Möglichkeit, etwas zu tun, was mir gerade in früheren Jahren viel Freude gebracht hatte. Nach der Arbeit an den See fahren, dort noch eine kleine Runde zu schwimmen. Vielleicht auch eine kleine Radtour mit dem Mountain Bike auf einen der umliegenden Berge. All das war nun einfach nicht mehr möglich. Auch sonst gab es nun nichts mehr, was mir etwas Freude im Leben gebracht hätte.
Zudem kam auch noch dieses ständige „Gerede“ in meiner Umgebung. Aber eben nicht nur von Personen, welche ich vielleicht kannte, oder mit denen ich wenigstens etwas zu tun hatte. Ganz und gar nicht. Den weitaus größten Teil der Personen, welche sich an diesem „Gerede“, diesem Tratsch, auch wenn es gar kein Tratsch mehr war, beteiligten, kannte ich überhaupt nicht. Konnte ich auch gar nicht kennen. Daher war es eben auch kein „Gerede“ mehr, kein Tratsch, sondern bewusst ins Leben gebrachte Informationen, wenn auch Fehlinformationen, welche schon regelrecht eine Hetze gegen mich dargestellt haben.
Richtig schlimm war dies an Abenden, wenn ich in meinem Zimmer in dieser kleinen Pension geblieben bin. Schließlich konnte ich nicht jeden Abend in irgendein Lokal gehen. Das hätte ich mir auch gar nicht leisten können, wie sich längst herausgestellt hatte. Welches ich mir auch gar nicht leisten wollte. An solchen Abenden musste ich miterleben, wie unzählige Gäste von Heurigen Lokalen in Oberlaa von der Straßenbahn Endhaltestelle an der Therme Oberlaa durch die Gasse unter meinem Haus am frühen Abend ins Lokal gingen, sich dabei unterhielten, und dann am späteren Abend den gleichen Weg wieder zurück von den Heurigen zur Straßenbahn. Jeweils direkt unter meinem Fenster. Wobei sie sich nicht einfach nur unterhielten. Sondern es war ja klar, worum es in deren Gesprächen, am späteren Abend unter erheblichem Alkoholeinfluss meist in entsprechender Lautstärke, um mich, um meine Person, und allem was über mich in die Welt gesetzt wurde. Es war manchmal einfach nicht auszuhalten.
Dies erzeugte allerdings auch bei den Bewohnern in der Umgebung für erheblichen Unmut. Aber nicht nur bei diesen, sondern auch bei anderen Gästen der Lokale in Oberlaa. So meinte ein etwas älterer Mann, als er sein Auto nur unweit der Pension unter meinem Fenster parkte, alle Insassen ausgestiegen sind und sich ebenfalls auf den Weg in einen der umliegenden Heurigen begaben,
„Feuer und Schmerz! – Das ist alles, was die bringen! – Da setzen sie sich irgendwo in die Straßenbahn, fahren damit hierher und verbreiten dann ihr Theater und hetzen die Leute auf! – Dann freuen sie sich auch noch, wenn es überall zugeht, wie bei den Verrückten!“
Als ich dies in meinem Bett liegend hörte, dachte ich mir, der hat gar nicht unrecht. Denn das ist es, was die wirklich bringen. Mehr als alles anzuzünden, die Leute gegeneinander aufhetzen und Unmut zu verbreiten tun sie wirklich nicht! – Zudem dachte ich mir, dies wäre eigentlich ein ganz guter Titel für mein Buch, welches ich mir damals schon vorgenommen hatte, darüber zu schreiben. Denn dies bringt es in drei Worten auf den Punkt!
(2021-02-05)