Wien, Dienstag, der 6. Juni 2006:
Jeden Dienstag um 14:00 Uhr sollte nun Baubesprechung bei meinem neuen Projekt der WEG Zentrale, wie die neue Zentrale von WienGas genannt wurde, sein. Die ersten Male sollte mich dabei noch mein neuer Chef, der Abteilungsleiter in diesem Elektrounternehmen Franz L., begleiten.
So fuhren wir gemeinsam mit seinem Firmen Fahrzeug nach Erdberg. Dabei nütze ich auch gleich die Gelegenheit, um mit ihm etwas über meinen beruflichen Werdegang zu erzählen, was ich ihm bei meinem Vorstellungsgespräch noch nicht erzählt hatte. Wobei ich natürlich als erstes meine Erlebnisse bei MCE BIS und dem Projekt, bei welchem ich dort die Planung der Starkstrominstallation als Aufgabe hatte. Ohne dabei natürlich auch zu erwähnen, dass ich dabei dieses Projekt als Projektleiter von meinem damaligen Chef übernehmen sollte, denn war doch die Ausgangssituation bei diesem Projekt nun ähnlich. Aber dabei beruhigte mich Franz L., denn er meinte, er könnte dieses Projekt eben nicht weiter selbst betreuen, weshalb er sehr froh ist, dies so schnell wie möglich an mich ganz zu übergeben.
Aber dabei erzählte ich ihm auch, dass es dabei nicht nur um die Übernahme der Projektleitung ging, sondern Alois H., den er, wie er meinte, nicht kannte, auch durch mich als Abteilungsleiter abgelöst werden sollte. Zumindest gab es diesbezüglich zumindest ausreichend viele Gerüchte, sodass dies an keinem der Kollegen vorbeigegangen war, aber eben auch nicht an Alois H. Wobei ich der Meinung war, so erzählte ich es ihm jedenfalls, dass darin die Ursache lag, mit Alois H. letztendlich überhaupt nicht klargekommen zu sein. Da von seiner Seite keinerlei ausreichender Informationen zum Projekt an mich weitergeleitet wurden und die Fertigstellung der Planung nicht, wie ich ursprünglich dachte, nur einige Wochen dauerte, sondern mit Mühe und Not nach drei Monaten erst fertiggestellt werden konnte. Welche zwar dann für die Freigabe in Ordnung waren. Aber dies und wahrscheinlich auch die deshalb bevorstehende Übernahme der Projektleitung durch mich letztendlich dazu führte, dass ich dann sehr schnell wieder aus dem Unternehmen ausgeschieden bin.
Dabei sprach ich allerdings äußerst vorsichtig mit Franz L. Denn, dass er Alois H. nicht kannte und auch davon nie etwas gehört hätte, das glaubte ich ihm einfach nicht. Und dieses Gespräch führte ich deshalb mit ihm, weil ich eben hier nicht auch gleich wieder Ähnliches erleben wollte. Ein Gespräch, welches ich in den folgenden Tagen und Wochen noch sehr oft führte und dabei immer mehr ins Detail ging, um nur ja nicht mit ihm das Gleiche zu erleben, wie zuvor mit Alois H. Aber Franz L. schien auch ein ganz anderer Typ zu sein, wenngleich auch ihm nicht wirklich zu trauen war.
Mittlerweile hatte ich zudem erfahren, auch er wäre noch gar nicht so lange in diesem Unternehmen, sondern käme ebenfalls von einem ehemaligen Unternehmen der Elektroindustrie im elektrischen Anlagenbau – der AEG. Weshalb es für mich auch sehr einfach war, mit ihm auch über Strukturen in solchen Unternehmen zu sprechen, kannte er diese doch selbst bestens. Zudem schien auch er nicht sehr glücklich zu sein, nun in solch einem Unternehmen zu arbeiten, sollte er doch eine der obersten Führungspositionen inne gehabt haben, als er aus seinem vorherigen Unternehmen ausgeschieden war, und zudem sollte er, so meinte einer meiner neunen Kollegen, dort die oberste Führungsposition in Österreich erhalten, als er dann dieses Unternehmen verlassen musste.
Allerdings musste er deshalb auch Christian M., den stellvertretenden Leiter der Region Ost bei MCE BIS kennen. Denn auch dieser kam aus dem gleichen Unternehmen. Jedoch meinte Franz L. darüber, auch ihn nicht zu kennen. Weshalb ich nicht recht wusste, wie sehr ihm dabei zu trauen war.
War ich bis zum Betreten der Baucontainer auf der Baustelle noch ziemlich beruhigt, nun nicht wieder Ähnliches wie bei MCE BIS erleben zu müssen, so änderte sich dies schlagartig, als wir den Besprechungscontainer betraten. Denn dieser war bereits bestens gefüllt, wobei bei dieser Besprechung nun meist bis zu 20 Personen daran teilnahmen und davon meist mehrere Vertreter des Auftraggebers darunter waren. So betraten wir den Besprechungscontainer, wobei aufmerksam verfolgt wurde, wer denn nun Franz L. dabei begleitete. Worauf schließlich, als auch nun für mich noch ein Stuhl gefunden wurde, einer der Vertreter des Auftraggebers zu seinem Kollegen und den Vertretern des Architekten und des Generalplaners meinte,
„das ist der jetzt! – Der soll den L. ablösen!“
Worauf der Vertreter des Generalplaners meinte,
„ja, dieses Projekt! – Aber nicht mehr!“
Aber dieser Vertreter des Auftraggebers schien mehr zu wissen und meinte weiter,
„nein! Alles! – Auch in der Firma!“
Und schon war ich schon wieder in der gleichen Situation wie zuvor bei MCE, zuvor bei VA Tech in München, zuvor bei VA Tech in Salzburg!
Für mich waren dies nie „Spielchen“ und nun konnten es einfach keine „Spielchen“ mehr sein!
(2021-02-03)