Wien, Montag, der 27. März 2006:
Bezüglich meiner Bewerbung in diesem Personalmanagement Unternehmen in Wien, für eine Stelle als Projektleiter in einem ausführenden Unternehmen, hatte ich mir für diesen Tag gegen Mittag um 11:00 Uhr einen Termin in deren, oder besser sollte ich vielleicht sagen, in dessen Büro, denn dabei schien es sich um ein Ein-Personen Unternehmen zu handeln, in Wien in der Mariahilfer Straße, vereinbart. Daher fuhr ich schon früh morgens, diesmal mit der Bahn, nach Wien, um diesen Termin wahrzunehmen.
Kaum verließ ich den Westbahnhof und ging die wenigen Meter zu diesem Büro in der Mariahilfer Straße zu Fuß, lief mir eine etwas ältere Frau in Begleitung eines älteren Mannes an der Kreuzung über den Gürtel über den Weg. Sie meinte dabei,
„da kannst ja wirklich neidisch werden auf den! – Bei dem was der hat. – Zuerst die bei ihm zuhause, dann die in München, nun schon wieder so eine hier in Wien. – Da ist es kein Wunder, wenn sie alle neidisch werden und sich gegen ihn stellen.“
Nun hatte ich etwas gerätselt was diese Frau damit gemeint haben könnte. Doch dabei konnte es sich bei, „die bei ihm zu Hause“, nur um diese „Silly“ handeln. Noch dazu in Verbindung mit, „dann die in München“, und „nun schon wieder so eine hier in Wien“. Denn schon die letzten Tage hatte ich immer wieder davon zu hören bekommen, es würde an Neid liegen, was ich in den letzten Jahren erleben musste. Und dass sich dabei sehr viele um dieses Theater um „Silly“ kümmerten, auch die Tochter in jenem Hotel in der Umgebung von München, in dem ich mein Quartier in der Zeit bei VA Tech in München hatte, nun offensichtlich auch diese Russin in diesem Lokal in der Wiener Innenstadt bei „solchen“ Personen für erheblichen Gesprächsstoff gesorgt hatten, das war unverkennbar. Wenngleich auch nicht zu verstehen. Aber Tratsch ist nun mal nichts Außergewöhnliches. Allerdings war dies nun längst mehr als nur Tratsch. Und zudem, die räumliche Ausbreitung dieses Tratsches, wobei alles in die gleiche Richtung lief, war schon mehr als üblich. Wobei ich dieses Gerede über diese Russin in Wien nun überhaupt nicht mehr verstanden hatte. Denn hier war ich selbst bisher völlig untätig und nur aufmerksamer und verwunderter Zuschauer.
Das Büro des Personalmanagement Unternehmens war schnell gefunden, befand sich dieses doch nur einige Meter in der inneren Mariahilfer Straße. Daher kam ich auch pünktlich und entspannt, da ich it der Bah angereist war, zu diesem Vorstellungsgespräch.
Bei diesem Gespräch erzählte mir der Eigentümer dieses Personalmanagement Unternehmens etwas mehr über diese Stelle. Wobei es sich bei diesem Unternehmen um ein in Wien sehr bekanntes Elektrounternehmen handelt und nannte mir dabei auch dessen Namen. Dieses Unternehmen kannte ich bereits, hatte ich doch zu Beginn der 1990er Jahre schon einmal, allerdings nur am Rande, bei einem Projekt in Salzburg damit zu tun. Allerdings würde sich dieses Unternehmen nun nur mehr auf den Markt in Wien beschränken.
Dort gälte es die Stelle als Projektleiter der Errichtung von elektrischen Anlagen für den Bereich der Starkstromtechnik zu besetzen. Wobei dieses Unternehmen derzeit einen etwas größeren Auftrag in Wien hätte, welcher von der bestehenden Mannschaft, neben anderen auch teilweise größeren Aufträgen, nicht zu bewältigen wäre, weshalb nun diese Stelle auch dringend zu besetzen wäre.
Allerdings war ich darüber nicht besonders begeistert. Denn, wie ich dem Mann erklärte, es wäre mir bekannt, wie solche ausführenden Unternehmen aus dem Gewerbebereich arbeiten und sich dies doch sehr erheblich davon unterscheiden, wie ich dies bisher bei Unternehmen wie ABB, VA Tech und auch MCE kennen würde. Daher war ich der Ansicht, diese Stelle wäre wohl nicht die geeignete Stelle für mich. Noch dazu nach all dem, was ich in den letzten drei Jahren erlebt hatte.
Doch dieser Personalmanager meinte darauf, diese Stelle könnte allerdings trotzdem äußerst interessant für mich sein, denn dort würde mich ein Abteilungsleiter erwarten, der ebenfalls zuvor in einem ähnlichen Unternehmen, welches der Elektroindustrie zuzuordnen sei, dem Nachfolgeunternehmen der AEG im Bereich des elektrischen Anlagenbaus, erwarten. Jedoch sei der Eigentümer dieses Unternehmens mit diesem Abteilungsleiter nicht besonders zufrieden. Zudem stünde dieser derzeitige Abteilungsleiter kurz vor der Pensionierung. Weshalb es in diesem Unternehmen auch um die künftige Neubesetzung der Stelle als Abteilungsleiter gehen würde, die zudem auch nicht mehr sehr lange auf sich warten ließe.
Am liebsten hätte ich nun dieses Gespräch abgebrochen. Denn die Erzählungen erwecken in mir den Eindruck, als würde mich in diesem Unternehmen gleich wieder die gleiche Situation erwarten, wie ich sie zuvor schon bei MCE BIS und auch der VA Tech hatte. Daher hatte ich schon während des Gesprächs beschlossen, diese Stelle nicht anzunehmen.
Jedoch wurde ich seitens des AMS dazu aufgerufen, mich für diese Stelle zu bewerben. Daher wollte ich nicht, ohne zuvor mit meiner Betreuerin beim AMS darüber zu sprechen, diese Stelle absagen und damit vielleicht den Eindruck erwecken, als würde ich diesen Vermittlungsversuch des AMS verweigern. Deshalb beließ ich es bei diesem Gespräch dabei, erst nach einer Bedenkzeit mich dazu zu entschließen, ob ich diese Stelle annehmen möchte, wobei es danach auch noch ein weiteres Gespräch bei diesem Unternehmen gegeben hätte. Zuvor wollte ich mich noch mit meiner Betreuerin beim AMS in Verbindung setzen, ihr die Situation erklären, ihr klarmachen, welche Befürchtungen ich dabei hätte, wenn ich diese Stelle annehme, und, sollte sie dies verstehen und ich deshalb keine negative Konsequenzen seitens des AMS befürchten müsste, für diese Stelle absagen. Denn ich hatte dazu überhaupt keine Lust, nun gleich wieder in eine ähnliche Situation wie zuvor bei MCE BIS zu kommen. Sonst verlief dieses Bewerbungsgespräch in einer Art, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, dass ich diese Stelle erhalten werde.
Da ich diesen Termin allerdings auch gleich damit, mit meinem ehemaligen Kollegen bei MCE BIS Oliver K. abends noch auf ein Bier zu gehen, verbinden wollte, so wie ich es eine Woche zuvor mit ihm telefonisch besprochen hatte, fuhr ich diesmal nicht nur mit dem Zug nach Wien, sondern hatte mir zudem auch noch ein Zimmer für die Nacht auf Dienstag reserviert.
Doch meine bisherige Vermieterin in dieser kleinen Frühstückspension in Oberlaa wollte mir für diese eine Nacht kein Zimmer geben, da sie meinte, dies würde sich für sie nicht rentieren. Denn es könnte sein, dass ihr deshalb dieses eine Zimmer für die restliche Woche leer bleibt, da die meisten ihrer Gäste Zimmer für die ganze Woche mieten. Wobei ich eher den Eindruck hatte, sie wollte mir einfach kein Zimmer vermieten. Was mich auch nicht weiter störte, hatte ich doch während der Zeit bei MCE schon öfters daran gedacht, mir eine andere Bleibe zu suchen. Nicht nur wegen der doch etwas heruntergekommenen Zimmer und dem modrigen Geruch, welcher im gesamten Haus stets zu riechen war, sondern auch wegen der vielen kleinen Gespräche, welche ich mit ihr am Morgen beim Frühstücken und meist abends, nachdem ich von der Arbeit zurückgekommen war, führte. Bei denen sich herausstellte, diese führte sie meist nur deshalb mit mir, da sie dadurch an Informationen über mich und dem, was ich gerade tat, gekommen war, welche sie dann aber auch gerne weitergegeben hatte.
Allerdings nannte sie mir eine kleine Pension nur unweit entfernt, in der ich sicherlich ein Zimmer für diese eine Nacht bekommen würde. Da ich allerdings noch nach weiteren Alternativen gesucht hatte, allerdings nichts Preiswertes in der Umgebung fand, reservierte ich mir dieses Zimmer in der Oberlaaer Straße erst am Sonntag nachmittags, weshalb ich meinen Kollegen Oliver K. noch nicht kontaktiert und mit ihm ein Treffen am Abend Vereinbart hatte. Wobei ich der Meinung war, wenn ich ihn gleich nach meinem Vorstellungsgespräch anrufe, würde die schon passen, hatte ich ihm doch schon letzte Woche angedeutet, an diesem Tag in Wien zu sein.
Nun hatte ich kurz nach Mittag mein Zimmer in dieser Pension in der Oberlaaer Straße bezogen – und ich war schockiert. Beinahe Substandard. Zudem zum gleichen Preis, wie in meiner bisherigen Pension. Ein Zimmer im Erdgeschoß, direkt an der Straße gelegen, bei dem jedes vorbeifahrende Auto zu hören war, wobei diese Straße ein sogenannter Schleichweg vom Süden Wiens in die östlichen Orte um Umland von Wien, also eine starkbefahrene Straße ist. Aber da ich ohnedies nur eine Nacht blieb, nahm ich dies hin. Mehr konnte und wollte ich mir auch dafür nicht leisten. Allerdings wäre diese Pension keinesfalls eine Alternative zu meinem bisherigen Zimmer, wenngleich dies auch nicht gerade ein Zimmer zum Wohlfühlen war. – Ganz abgesehen davon, dass jedes einzelne Wort eines Passanten am Gehsteig laut und deutlich im Zimmer zu hören war, was für mich nicht gerade angenehm war, hatte es sich offensichtlich längst herumgesprochen, dass cich an diesem Tag in Wien sei.
Seitdem ich mit dem Zug nach Wien unterwegs war, hatte ich versucht, meinen Kollegen Oliver K. anzurufen und mit ihm ein Treffen am Abend zu vereinbaren. Doch ich erreichte ihn einfach nicht, Immer wieder hatte ich es versucht, doch es klingelte einfach nur an der anderen Seite, ohne dass sich jemand meldete. Über zehn Mal hatte ich es versucht, aber ich hatte keine Chance ihn zu erreichen. Daher hatte ich mir schon regelrecht Sorgen gemacht.
Gegen zwanzig Uhr hatte ich es dann aufgegeben, ihn an diesem Tag noch zu erreichen. Wusste ich doch, er stammt aus einem kleinen Dorf in der Umgebung von Wiener Neustadt und wenn ich ihn nun doch noch erreichen würde, dann wäre er sicher längst zu Hause und ein Treffen an diesem Abend wäre ohnedies nicht mehr möglich.
Aber nun hatte ich mir extra dafür ein Zimmer genommen und diesen Abend wollte ich nun wirklich nicht in dieser Abstellkammer verbringen. Allerdings wollte ich nicht auch noch, nachdem was ich bereits kurz nach meiner Ankunft ihn Wien zu hören bekam, in die Innenstadt fahren, denn sonst würde ich womöglich dieses „Gerede“ noch weiter anheizen. Eine Alternative für dieses Restaurant die Straße hinunter hatte ich seit Oktober des letzten Jahres hier auch nicht gefunden. Daher beschloss ich, wenigstens in dieses Lokal im Kiosk an der Endhaltestelle der Straßenbahn Linie 66 hier in Oberlaa zu gehen.
Doch kaum verließ ich mein Zimmer, ging die Oberlaaer Straße entlang, kam mir plötzlich Dietrich F., der Geschäftsführer der MCE BIS, an welchen ich meine Mail am 30. Oktober letzten Jahre geschrieben hatte, entgegen. Was auch immer er dort an diesem Abend zu dieser Zeit tat. Aber als ich an ihm vorbei ging, meinte er,
„den hätten wir nehmen sollen. Der hätte uns das gemacht!“
Das gleiche, was er bereits sagte, als ich ihm am 5. Dezember auf der Stiege begegnete, als ich von der Baustelle MCC zurück ins Büro gekommen war.
Ich hatte ihn zwar gegrüßt, wenngleich ich ihn beinahe nicht sofort erkannt hatte, aber sonst ignoriert. Denn nun wäre es ohnedies zu spät gewesen, sich vielleicht mit ihm zu unterhalten, wenn ich ihn „zufällig“ auf der Straße begegne, dachte ich mir.
Ziemlich enttäuscht vom Verlauf des ganzen Tages, vor allem davon, meinen Kollegen Oliver K. nicht einmal erreicht zu haben, ging ich nun in dieses Lokal am Kiosk der Straßenbahn Endhaltestelle. Doch kaum hatte ich mich darin auch meinen Platz gesetzt, hörte ich, wie eine ältere Frau an einem mir direkt gegenüberliegenden Tisch zu ihren Tischnachbarn meinte,
„wenn der heute mit dem auf ein Bier gegangen wäre, dann hätten sie ihm morgen hinausgeworfen!“
Und sah mich dabei böse an, so wie der ganze Tisch.
Nun war mir klar, weshalb ich meinen Kollegen Oliver K. nicht erreichen konnte! Aber so etwas hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Denn man stelle sich dies einmal vor, da wurde offensichtlich einem ehemaligen Kollegen verboten, sich mit mir abends auf ein Bier zu treffen, denn sonst wäre er tags darauf hinausgeworfen worden!
Ich blieb allerdings dann doch einige Zeit an diesem Abend in diesem Lokal. Denn etwas anderes hatte ich ohnedies nicht vor. Dabei musste ich den ganzen Abend daran denken, was ich der Woche zuvor mein Nachbar in meinem alten Heimatdorf dazu meinte, als ich mit Oliver K. vor meinem ehemaligen Elternhaus telefonierte,
„„das werden wir schnell herausgefunden haben, wer das war! – Da werden wir etwas tun!“
Als ich am nächsten Morgen wieder zurück nach Salzburg fuhr, dabei gerade mit meinem Gepäck die Straße hoch zur Endhaltestelle der Straßenbahn Linie 66 ging, kurz vor der Unterführung durch die Bahnstrecke, standen dort einige Schulkinder. Diese schienen mich auch gleich erkannt zu haben. Wobei ein kleines Mädchen dabei meinte,
„das ist richtig peinlich! Der hat überhaupt nichts zu tun mit denen! – Und die haben gesagt, der wäre ein Nazi!“
Dass ich hier längst einer politisch motivierten Gruppierung zugeordnet wurde, zu welcher ich überhaupt keinen Bezug habe, das war mir längst klar. Hier wurde ich eben vornehmlich als Nazi angesehen. Auch wenn dies schon gänzlich anders war, hieß es doch da, ich müsste einer von denen sein, also ein Linksextremer, denn sonst würde ich nicht bei denen arbeiten, als ich noch bei VA Tech in Salzburg war. Wobei sich schon damals dies in Spitzenzeiten dreimal täglich um 180 Grad drehen konnte.
Ein völliger Reinfall dieser Tag in Wien. Auch wenn ich dabei vieles erfahren hatte. Eines kann ich zudem vorwegnehmen, von meinem ehemaligen Arbeitskollegen Oliver K. habe ich nie mehr irgendetwas gehört!
(2021-01-15)