Wien, Mittwoch, der 2. November 2005:
Nachdem ich mir am Montag freigenommen hatte, war heute mein erster Tag, nachdem ich meine Mail an die Geschäftsleitung gesendet hatte. Daher war ich von dem Moment an, als ich das Unternehmen an diesem Tag betreten hatte, darauf vorbereitet, jederzeit von wem auch immer, gerufen zu werden und auf meine Mail zur Rede gestellt zu werden.
Doch es geschah nicht! Rein gar nichts. Beinahe vergebens saß ich auf meinem Arbeitsplatz und wartete darauf, zum Geschäftsführer, zum stellvertretenden Bereichsleiter Christian M., oder auch gar Alois H. angesprochen zu werden. Abe es war, als wäre überhaupt nichts gewesen. Auch daran hätte ich gedacht, dass mich wenigstens ein Kollege darauf anspricht und meint, was mir denn damit eingefallen wäre, denn dies würde man nun überhaupt nicht tun. Aber nicht einmal dies geschah.
Daher hatte ich schon die Befürchtung, meine Mail hätte vielleicht den Adressaten gar nicht erreicht. Doch als ich kurz nach der Mittagspause bei Andrea S. in unserem Abteilungssekretariat stand, meinte dort plötzlich eine Kollegin zu ihr, als mein Gespräch mit ihr zu Ende war und ich dort nur mehr anwesend war,
„was ist denn heute los? – Heute ist es ganz ruhig!“
Wobei mir dies eben auch schon auffiel. Doch Andrea S. meinte zu ihr, ganz leise, aber nicht so, dass ich es nicht hören konnte, sondern eher in der Meinung, ich wüsste ohnedies nicht was sie meinte,
„eine Mail! – Der hat eine Mail geschrieben! – Jetzt können sie aufhören!“
Darauf die Kollegin ganz entsetzt,
„an wen?“
Andrea S.,
„An den F. (den Geschäftsführer)“
Die Kollegin wieder,
„der wird ja wohl nichts sagen – wen der auch auf die angewiesen ist!“
Andrea S. wieder,
„ja! Aber wer weiß wohin so einer noch so etwas schreibt!“
Wenigstens wusste ich nun, meine Mail hat zumindest den Adressaten erreicht. Auch wenn nun nicht mehr zu erwarten war, dass diesbezüglich etwas geschehen werden wird. – Schade eigentlich. Denn auch wenn ich damit gerechnet hatte, dies könnte auch mein letzter Tag in diesem Unternehmen sein, wäre mir selbst dies lieber gewesen, als dass deshalb nun offensichtlich gar nichts geschieht.
Aber meine Mail hatte doch seine Auswirkungen. Auch wenn diese nicht direkt zu vernehmen waren.
(2020-12-13)