Wien, Freitag, der 28. Oktober 2005:
Schon beinahe täglich hatten wir nun interne Besprechungen bezüglich der weiteren Vorgehensweise beim Projekt MCC. Sogar ein Moderator Richard R., einer der „Isostars“, welcher einst vor vielen Jahren einer der beiden Urväter der Verfahrensanweisungen und Beschreibungen für Projekte im Zuge der ISO 9000 Zertifizierung gut zehn Jahre zuvor war, wurde mittlerweile im Projektteam hinzugezogen.
Dabei war das Problem im Projekt für jeden erkennbar. Es lag einfach am Informationsfluss vom Projektleiter für die Elektrotechnik, Alois H., zu den Projektmitarbeitern, welcher einfach nicht funktionierte. Oder vielmehr nicht funktionieren wollte, da es eben jemanden gab, der diesen nicht zulassen wollte. Und dieser war eben Alois H. Wobei nicht zu verstehen war, weshalb er dies tat. Alleine Unvermögen konnte es nicht gewesen sein.
So endete beinahe jede diese internen Besprechungen ohne Ergebnis. Lediglich Vorsätze, die Informationen, welche vom Betreiber der Anlage ausreichend und ausführlich kamen, auch im Projekt, in der Planung umzusetzen. Aber mehr schon nicht.
Aber deshalb blieb es eben nicht bei diesen internen Besprechungen, sondern sobald diese Besprechungen zu Ende waren, gingen die internen Besprechungen im Projektteam, in der ganzen Abteilung, ja sogar im ganzen Unternehmen weiter. Wobei stets klar war, das Problem liegt einfach am Projektleiter selbst. Daher stand seine Person, seine Position stets unter Kritik. Weshalb auch ein Ruf nach einem Wechsel in der Projektleitung immer lauter wurde. – Und, nachdem es dem stellvertretenden Projektleiter nicht zugetraut wurde, dieses Projekt zu übernehmen, er dies auch überhaupt nicht anstrebte, da er sich dessen selbst offensichtlich nicht gewachsen sah, kam dabei immer mehr, immer öfter ich dafür ins Gespräch. War ich doch für die Planung der gesamten Starkstrom Anlagen, dem größten Teil der Anlagen im Bereich der Elektrotechnik, verantwortlich. Ich hätte das Projekt auch gerne übernommen. Alois H. wäre als Abteilungsleiter ohnedies nicht die richtige Person, welche die Projektleitung bei solch einem Projekt innehaben soll. Allerdings eine Entscheidung in dieser Frage gab es dazu nicht. Nicht einmal ein Versuch wurde unternommen.
Da allerdings diese internen Diskussionen Alois H. nicht verborgen blieben, wurde mein Verhältnis mit Alois H., so sehr ich mich auch bemühte, dies deshalb nicht weiter trüben zu lassen, immer schlechter. Es war beinahe schon unmöglich, in diesem Projekt eine positive Arbeit abzuliefern. War ich Anfang September, als ich zu diesem Projekt dazustieß, der Meinung, binnen ein paar Wochen wäre die Planung für die Starkstromanlagen abgeschlossen, war ich mittlerweile zur Ansicht gekommen, die Planung dafür werde wohl nie abgeschlossen werden. Die Montage werde mit nicht freigegebenen Plänen auf der Baustelle arbeiten müssen, vieles auf Zuruf auf der Baustelle umgesetzt werden, und vielleicht, wenn überhaupt, werden richtige Pläne erst nach Revision der Montagepläne vorhanden sein. Wenn das Unternehmen überhaupt solange diese Auftrag noch ausführen wird und nicht, im Zuge einer Ersatzvornahme, der Auftrag durch ein anderes Unternehmen zu Ende gebracht werden wird.
Dies war allerdings nicht das einzige Problem in der Abteilung, im Unternehmen. Alois H. war ja auch noch Abteilungsleiter. Und in dieser Position stand seine Person ebenfalls ich der gleichen Kritik. Dazu gab es genau die gleichen internen Gespräche, ihn in dieser Position im Unternehmen abzulösen. Aber es fand sich in der bestehenden Belegschaft im Unternehmen eben kein anderer, welcher Alois H. in dieser Position ablösen könnte. Daher kam auch ich dafür immer mehr ins Gespräch. Hatte es doch offensichtlich in den letzten Jahren beinahe jährlich einen Wechsel in der Position des Abteilungsleiters der Abteilung Industrie, in welcher ich tätig war, gegeben. Und zuletzt war es offenbar Alois H., welcher sich „opferte“, da sich kein anderer Kandidat für diese Position mehr fand.
Dies verbesserte mein Verhältnis mit Alois H. auch nicht gerade, sondern verschlechtertes dies noch viel mehr. Auch wenn ich dafür keinerlei Ambitionen hatte. Ich sagte dazu immer, die Projektleitung bei MCC würde ich gerne übernehmen, auch wenn die Situation beinahe schon aussichtslos war, noch einen positiven Projektabschluss zu erreichen, aber für die Abteilungsleitung stünde ich keinesfalls zur Verfügung. Diese könnte aus meiner Sicht ruhig von Alois H. weitergeführt werden. Da bräuchte er nur die Beine hochlagern und sich von mir regelmäßig über den Projektstand informieren zu lassen. Aber Alois H. zeigte überhaupt keine Ambitionen, auch nur irgendetwas im Projekt abgeben zu wollen.
Daraus entstand eine Situation, welche sie durchaus in jedem anderen Unternehmen auch immer wieder auftreten könnte. Wäre nicht dies für mich beinahe die gleiche Situation, welche ich schon zuvor bei VA Tech erlebt hatte.
Aber es war eben nicht das einzige Problem, mit welchem ich in diesem Unternehmen zu kämpfen hatte. Welches zudem beinahe identisch zu meiner Situation zuvor bei VA Tech gewesen ist. Denn da meinte Werner N., unser Angestellten Betriebsrat, welcher auch als Moderator im Projekt fungierte, nach wieder einmal Elends langen Besprechung an diesem Tag zu Alois H., als alle den Besprechungstisch verließen und zu ihren Arbeitsplätzen zurückgingen,
„was machen wir denn, wenn der da doch noch etwas zusammenbringt? – Die eine, wo er in den letzten Wochen gewesen ist, hat gleich wieder aufgegeben. Die hat gemeint, da blamiert sie sich selbst nur viel mehr als er. – Die hat auch gleich aufgehört dort!“
Hätte ich zuvor nicht schon mehr als genug erlebt, hätte ich damit überhaupt nichts anfangen können. Aber mir war sofort klar, es kann sich dabei nur um diese Bedienung in diesem Lokal in der Wiener Innenstadt, in diesem „1516“ handeln. Denn diese hatte, als ich das zweite Mal in diesem Lokal war, tatsächlich ach den Eindruck erweckt, als wäre ihr dies unangenehm gewesen, da sie sich damit selbst blamieren würde, weil ich einfach überhaupt nicht darauf reagierte.
Zudem meinte Werner N. weiter,
„wenn wir da, wo der jetzt wohnt, nicht jemanden gekannt hätten, dann wäre er da auch gleich wieder unterwegs gewesen. – Und die waren gar nicht negativ beeindruckt von ihm als er das erste Mal dort war.“
Und dann weiter,
„am Mittwoch ist er zudem auch für den einen Tag extra wieder nach Hause gefahren. – Was machen wir denn, wenn sich das wieder beruhigt, dort wo der zu Hause herkommt!“
Jetzt war mir klar, hier in diesem Unternehmen erlebe ich genau das Gleiche, wie zuvor schon in der VA Tech! Auch wenn ich mich mit Kollegen, gerade mit Werner N. grundsätzlich sogar sehr gut verstanden hätte, ich werde das gleiche Erleben, wie zuvor bei VA Tech. Was nichts anderes bedeutet, als dass ich überhaupt keine Chance habe. Egal was auch immer ich tue.
Es war einfach auch ein Zeichen dafür, dass in Wirklichkeit niemand in diesem Unternehmen ein Interesse daran hatte, die aktuelle Situation zu ändern, das Problem zu lösen. Auch wenn die Prognose für das Projekt, und aufgrund der Größe des Projektes, für das ganze Unternehmen, gar nicht gut aussah. – Als wollte man diese Situation absichtlich so haben!
Daher hatte ich damit an diesem Tag genug davon. Hier musste es nun eine Entscheidung geben. Denn ich hatte keine Lust mehr dazu, mich weiter in diesem Unternehmen, bei diesem Projekt weiter aufzureiben, mich ausnützen zu lassen und die Planung für die Starkstromanlagen fertigzustellen und danach einfach aus dem Unternehmen wieder entfernt zu werden. Wobei dafür gar nicht viel notwendig wäre, würde doch ohnedies mein Vertrag mit Ende Februar nächsten Jahres enden. Und finanziell blieb mir ohnedies unter diesen Umständen nichts von meinem Gehalt übrig. Ich arbeitete also nur dafür, um mir das Arbeiten überhaupt leisten zu können!
Zudem war nun auch klar, ich erlebe hier nicht nur eine Kopie dessen, was ich zuvor schon bei VA Tech erlebte, sondern ich habe es mit dem Gleichen zu tun – was auch immer dies sein sollte!
(2020-12-10)