Wien, Dienstag, der 6. September 2005:
Pünktlich, wie vereinbart, um acht Uhr erschien ich an meinem neuen Arbeitsplatz bei MCE. Mein neuer Chef, Alois H., war zu dieser Zeit nicht anwesend, was allerdings auch so vereinbart war, denn schließlich sind an einem ersten Arbeitstag in einem neuen Unternehmen ohnedies erst einmal sehr viele organisatorische Angelegenheiten zu erledigen, wofür nun auch genügend Zeit blieb.
Dabei ging es zunächst einmal um meinen Arbeitsvertrag, welchen ich erst heute Morgen erhalten hatte, da für eine Versendung in dieser kurzen Zeit seit meinem zweiten Vorstellungsgespräch kaum mehr Zeit geblieben war. So war einer meiner ersten Wege in diesem Unternehmen zu meinem tatsächlichen Arbeitgeber, diesem Personalserviceunternehmen innerhalb des Konzerns, bei welchem ich nun angestellt werden sollte und an die Abteilung BISOI überlassen werden sollte. Hier kam allerdings schon mein erster Schock, denn dabei handelte es sich um ein Unternehmen, welches noch bis Mai des Jahres zu VA Tech gehörte und erst kurz vor der Übernahme durch Siemens an MCE verkauft wurde, da Siemens bekanntlich ein eigenes Personalserviceunternehmen im Konzern hat und daher kein weiteres mehr dazu passte, ohne dieses aufzulösen. Weshalb dieses Unternehmen kurzerhand an MCE verkauft wurde. Daher war ich nun tatsächlich eigentlich wieder bei einem Unternehmen der VA Tech angestellt, welches nun allerdings MCE IFAS hieß.
Dort bekam ich dann auch meinen neuen Arbeitsvertrag, welchen ich, nachdem darin ohnedies kaum spezielle Daten enthalten waren, das vereinbarte Gehalt stimmte, auch gleich unterschrieb.
Ein wesentlicher Punkt meiner Vereinbarung mit Christian M. und Alois H. vom Mittwoch der Vorwoche, die Übernahme nach Ablauf dieses Vertrages von einem quasi befristetes Dienstverhältnis in ein unbefristetes Dienstverhältnis, allerdings in meiner tatsächlichen Abteilung der BIS stand hier nicht einmal geschrieben. Weshalb ich darüber natürlich auch gleich noch einmal mit Christian M., und danach auch mit Alois H. darüber sprach, denn schließlich hätte ich sonst erst gar nicht die Möglichkeit gehabt, mich nun hier in Wien niederzulassen, nach dem, was hier im Vertrag niedergeschrieben stand. Aber beide versicherten mir, dies würde, so ich mich für diese Stelle eignen würde, auch wie vereinbart eingehalten werden. Schriftlich hatte ich allerdings dazu nichts in der Hand, was mich schon einmal mehr als irritierte!
Dazu erhielt ich auch noch eine Überlassungsmitteilung von diesem Personalservice Unternehmen an die MCE Building & Infrastructure Solution GmbH, wie dieses Unternehmen, für welches ich nun tätig werden sollte, tatsächlich hieß.
Dies war schon einmal ein Anfang, wie ich ihn mir überhaupt nicht vorgestellt hatte. Denn schließlich wollte ich eigentlich nun ein neues Leben in einer neuen Stadt mit einer neuen Arbeit bei einem neuen Dienstgeber beginnen. Vertraglich hatte ich dazu allerdings nichts in der Hand. Aber gut. Schließlich arbeitete ich nun in einem Unternehmen, für welches ich eigentlich, zwar unter einem anderen Namen und unter ganz anderen Umständen schon einmal gearbeitet hatte. Damals von 1990 bis 1995 hieß dieses Unternehmen ABB Installationen Ges.m.b.H. und ich arbeitete in der Niederlassung in Salzburg in der Abteilung INSSZ, wie dies damals hieß. Jene Abteilung, für welche ich nun arbeiten sollte, hieß damals noch INSZ1, daher war meinerseits doch ein Vertrauen darauf, dass man sich hier an die Vereinbarung hält, gegeben.
Gegen Mittag, als ich bei unserer Abteilungssekretärin Andrea S. auch alle anderen für einen ersten Arbeitstag erforderlichen Angelegenheiten erledigt hatte, traf ich bei ihr auch Alois H., meinen neuen Chef, der gerade, wie er es mir am Mittwoch der Vorwoche angekündigt hatte, gerade von der wöchentlichen Baubesprechung jenes Projektes zurückgekommen war, bei welchem ich ihn nun tatkräftig bei der Erstellung der Planung, wie er meinte, unterstützen sollte. Er sprach dabei von einem wöchentlichen „Panoptikum“, an welchem er unsinniger Weise wöchentlich teilzunehmen hatte, welches ohnedies sinnlos wäre. Was mich doch etwas aufhorchen ließ, denn dies schien so, als würde Alois H. zu jenen gehören, welche gänzlich über allen Dingen stünde und nur mit für ihn unbedeutenden Belanglosigkeiten dabei beschäftigt werden würde. In der Abteilung von den Kollegen hörte sich dies doch schon am ersten Tag etwas anders an.
Dann führte mich Alois H. auch gleich in meine Aufgaben in diesem Projekt ein. Dabei handelte es sich um ein Projekt, welches unter der Bezeichnung „MCC – Mega Cooking Center“ lief. Dem Neubau einer Industriehalle für eine Großküche von „Gustana“, einem Unternehmen des „Österreichischen Verkehrsbüros“, welches halbfertige Speisen herstellte, die danach in diversen Küchen und Kantinen in Wien fertiggestellt und verteilt werden. Circa 100.000 Essen pro Tag sollte dieser Betrieb in dieser Werkshalle herstellen. Einen Betrieb, welchen es bereits im 3. Wiener Gemeindebezirk gab, dort allerdings in einem mittlerweile äußerst alten und heruntergekommenen Gebäude untergebracht war, und Mitte des folgenden Jahres in den Sommerferien ein neues Gebäude nur unweit des Unternehmenssitzes der MCE einziehen soll. Mein neues Projekt lag also gleich in der Nachbarschaft. Fußläufig in wenigen Minuten durch überqueren einer Straße und einer Kreuzung zu erreichen.
Bei diesem Projekt sollte ich nun die Planung Herstellung jener Unterlagen für die Starkstromtechnik übernehmen, nach welchen danach auf der Baustelle gearbeitet werden soll. Bei der Erstellung dieser Unterlagen gab es offensichtlich bisher die größten Defizite bei diesem Projekt, weshalb dafür eigens eine Stelle ausgeschrieben wurde, für welche ich mich auch beworben hatte. Allerdings handelte es sich bei der ausgeschriebenen Stelle um jene eines Projektleiters, nicht allerdings um die eines Projekttechnikers, der für diese Tätigkeit eigentlich ausgereicht hätte. Doch Alois H. erklärte mir dies so: Wäre dafür die Stelle eines Projekttechnikers ausgeschrieben worden, hätten sich dafür sehr viele beworben, welche allerdings die tatsächlichen Anforderungen niemals erfüllt hätten und dies wäre dem Projekt zum Schaden geworden. So wäre dafür allerdings ein Projektleiter eingestellt worden, also ich, der danach auch weitere Projekte übernehmen könnte. Daher war ich damit auch zunächst zufrieden.
Für den Bereich der gesamten Schwachstromtechnik gab es einen eigenen Projektleiter namens Nikolaus R. genannt „Niko“, welcher auch als Stellvertreter von Alois H. im Projekt angegeben war. Zudem gab es einen weiteren Kollegen, der für die Konstruktion der Schaltanlagen zuständig war, Christian L., ein junger Kollege aus dem Burgenland.
Somit sollte ich mich nun in den nächsten Wochen und Monaten um die Planung der Starkstromanlagen bei dem Projekt MCC in Wien kümmern.
Als ich am Abend zurück in mein Hotel kam, mich dort ins Restaurant setzte, wo ich der einzige Gast war, hörte ich, wie sich zwei der Kellner unterheilten und einer dabei meinte, nachdem er meine Bestellung aufgenommen hatte,
„jetzt wird es da weiter gehen mit ihm!“
Also, hier schien ich schon einmal „bestens“ bekannt zu sein, auch wenn ich dort überhaupt niemanden kannte!
(2020-11-05)