Wien, Mittwoch, der 31. August 2005:
Wie in der Woche zuvor vereinbart, begab ich mich heute Früh zu meinem zweiten Vorstellungsgespräch bei MCE auf den Weg nach Wien. Um 11:00 Uhr sollte dies mit dem zuständigen Abteilungsleiter Alois H, sowie dem Leiter der Region Ost stattfinden.
Kaum hatte dieses Gespräch begonnen, stellte sich der zweite Mann Christian M., als stellvertretender Leiter der Region Ost vor. Ich hatte es also nicht mit dem Leiter der Region Ost zu tun, sondern lediglich dessen Stellvertreter. Allerdings war es auch er, der angeblich im Urlaub war und weshalb dieses Gespräch nun erst so spät zustande gekommen war. Er war also bereits längst als mein zweiter Gesprächspartner vorgesehen. Worüber ich schon etwas verwundert war, denn weshalb musste ich auf dieses Gespräch, wenn es ohnedies nur mit dem stellvertretenden Leiter der Region Ost stattfinden würde, so lange warten. Da hätte zumindest dieses erste Gespräch nicht schon im Urlaub von Alois H. stattfinden müssen. Auch die Dringlichkeit der Besetzung der Stelle, wovon Alois H. im Café Museum in Innsbruck gesprochen hatte, fand ich nun etwas übertrieben. Zudem, Christian M. war ein Typ, den ich bei VA Tech sofort erwartet hätte, nicht allerdings hier. Er passte einfach nicht zu all den Kollegen, die ich noch aus meiner Zeit bei ABB in Erinnerung hatte. Zudem war er noch ein sehr junger Mann, gerade mal vielleicht Mitte, Ende 30 Jahre alt. Und warum war er nur stellvertretender Leiter der Region Ost, wo doch der Leiter der Region Ost gleichzeitig der Leiter des gesamten Bereichs der Elektrotechnik in Österreich war? Aber dies fand ich noch nicht so entscheidend.
Nun hatte ich allerdings auch ein richtiges Vorstellungsgespräch, in der ich auch über meinen bisherigen beruflichen Werdegang erzählen sollte. Auch wenn, so wie Christan M. meinte, ich die Zeit, in der ich bei ABB arbeitete, dabei auslassen könnte, denn hier wäre ohnedies jedem bekannt, was ich hier zu tun hatte. Also begann ich, wie üblich in solch einem Fall, ab meiner Ausbildung an der HTL in Salzburg zu erzählen.
Doch besonders interessierte Christian M. meine Zeit bei VA Tech, jenem Unternehmen, bei welchem ich zuletzt tätig war. Wobei ich ihm dabei erzählte, diese Zeit wäre zweigeteilt gewesen. In einen ersten Teil, in welchem ich in Salzburg tätig war, bei welchem ich nicht wusste, weshalb es hier überhaupt nicht funktionierte. Es, wie ich meinte, wohl eine Vorgeschichte geben würde, von der ich allerdings nicht wusste, worum es sich dabei handeln könnte, und ich daher hier von Anfang an nicht Fuß fassen konnte in diesem Unternehmen. Ich daher in dieser Zeit in Salzburg auch keine nennenswerten beruflichen Erfahrungen sammeln konnte. Meine Erkenntnisse über diese Zeit, meine Gespräche mit diversen Leuten in diesem Unternehmen konnte ich ihm natürlich bei einem Vorstellungsgespräch nicht erzählen.
Weshalb ich, nach einem Angebot eines sehr hohen leitenden Angestellten in diesem Unternehmen, für ihn in einem anderen Bereich des Konzernes tätig zu werden, nach Linz wechselte. Dort allerdings für den Aufbau der neunen Zweigniederlassung in München entsendet wurde, und eine Entsendung eben nur zeitlich begrenzt möglich sei, welche nun mit Ende August zu Ende wäre, weshalb ich nun eben auf der Suche nach einer langfristigen Stelle wäre, in jenem Bereich, in welchem ich auch bereits am Anfang meiner beruflichen Laufbahn tätig war. Weshalb ich mich auch gleich, nachdem ich diese Stellenausschreibung auf deren Internetseite gelesen hatte, gleich beworben hatte, da ich in diesem Unternehmen, als es noch zu ABB gehörte, ja schon einmal tätig war. Ich konnte ihm ja bei diesem Gespräch nicht sagen, dass ich zur Ansicht gekommen war, es bei VA Tech mit lauter Verrückten zu tun zu haben. Weshalb ich dies eben so umschrieben hatte, damit dies auch kein schlechtes Bild auf diese Zeit werfen würde. Für mich war diese Zeit nun ohnedies erledigt und ich sah eigentlich mit Zuversicht in die Zukunft. Wobei bei diesem Gespräch trotzdem diverse Seitenhiebe auf VA Tech fielen. Aber nicht nur von meiner Seite, ganz im Gegenteil. Daher war ich nun erst recht zuversichtlich.
Zudem hatte ich auch den Eindruck, es hätte sich ohnedies längst herumgeschwiegen, dass diese Zeit bei VA Tech für mich ein totaler Reinfall gewesen war. Schon bei der ersten „Plauderei“ mit Alois H. in Innsbruck war ich zu dieser Ansicht gekommen. Noch ließ in der Zeit, als ich noch für ABB arbeitete, niemand im Unternehmen ein gutes Haar an diesen beiden Unternehmen, aus welchen sich jenes Unternehmen, für welches ich bei VA Tech arbeitete, zusammensetzte. Als Begründung, weshalb ich mich überhaupt dazu entschlossen hatte, 2003 in dieses Unternehmen zu wechseln, erzählte ich, ich wollte eben wieder zurück in jenen Bereich gehen, in welchem ich nach meinem Schulabschluss in Salzburg bereits tätig war, es allerdings mittlerweile eben nur mehr dieses Unternehmen als einziges in Salzburg übriggeblieben war.
Da aber Christian M. der Ansicht war, ich hätte wohl nicht auch in München nur die Zeit totgeschlagen, wollte er wissen, worin dort meine Aufgaben lagen. Worauf ich ihm gerne erzählte, dort in erster Linie für die Kalkulation und Ausarbeitung von Angeboten zuständig war. Wobei ich dabei ein Angebot besonders hervorgehoben hatte – jenes für „Slowa-Kia“, für dieses Unternehmen, welches Lackieranlagen in der Automobilindustrie errichtete. Ich dabei zudem erwähnte, wie besonders professionell dabei die Ausschreibung erstellt gewesen war und auch bei der ersten Auftragsverhandlung eine höchst professionelle Auftragsabwicklung vorgestellt wurde und auch vom Bieter eine ebensolche erwartet wurde.
Dabei wollte Christian M. ganz genau wissen, um welches Unternehmen es sich dabei gehandelt hatte, denn davon hatte er offensichtlich noch nichts zu hören bekommen. Weshalb ich ihm noch einmal den Namen des Unternehmens nannte, für welches ich dieses Angebot erstellt hatte und dafür auch einen Auftrag erhalten hätte können, wäre dies nicht konzernintern abgeblockt worden. Doch Christian M. fragte noch einmal bezüglich des Namens des Unternehmens nach. Und ich erklärte ihm noch einmal, um „Dürr Anlagentechnik“ aus Stuttgart handelte es sich bei diesem Unternehmen. Doch da es den Anschein hatte, als würde Christian M. diesen Namen mit einem anderen Unternehmen verwechseln, meinte ich, also nicht „Balke Dürr“, wie jenes Unternehmen, welches sich im Erdgeschoß dieses Unternehmens befinden würde, sondern eben „Dürr Anlagentechnik“ aus Stuttgart. Denn als ich in das Gebäude ging, sah am Eingang ein Schild mit den einzelnen Unternehmen, welche sich alle in diesem Gebäude befinden und dabei war eben auch ein Unternehmen, welches ich als „Balke Dürr“ in Erinnerung hatte, das ich zudem selbst nicht kannte, und ich daher der Meinung war, dies wäre der Grund dafür, weshalb Christian M. gleich mehrmals wegen des Namens nachgefragt hatte. Doch als ich den Namen noch einmal erwähnte, die Professionalität dabei noch einmal hervorhob, und ich erklärte, dieses Unternehmen hätte nichts mit einem sonst in Österreich ansässigen Unternehmen zu tun, meinte Christian M. in Richtung Alois H. darauf,
„was? Sind wir etwa zum Falschen gegangen?“
Worauf ich erst recht verwundert war und ich mit der Reaktion von Christian M. überhaupt nichts anfangen konnte.
Nun ging es bei diesem Gespräch auch darum, wann ich denn nun mit meiner Arbeit hier beginnen könnte. Wozu mich Christian M. allerdings anfangs erst gar nicht fragte, wann ich denn zu arbeiten beginnen könnte, sondern gleich meinte, da würde sich doch der 1. September anbieten, wenn an diesem Tag ohnedies der letzte Tag wäre, bei welchem ich bei VA Tech offiziell angestellt wäre. Doch nun war ich schon sehr irritiert. Denn es mag sein, dass sich Vieles aus meiner Zeit bei VA Tech längst herumgeschwiegen hatte. Doch dass Christian M. deshalb auch gleich davon ausgegangen war, ich könnte daher auch gleich am folgenden tag in deren Unternehmen mit meiner Arbeit beginnen, fand ich äußerst seltsam. Daher erklärte ich ihm, so schnell würde dies nun auch wieder nicht gehen. Schließlich käme ich aus Salzburg und wäre heute nur für ein Bewerbungsgespräch nach Wien gekommen, daher könnte ich nun heute nicht gleich hier in Wien bleiben, nur weil ich ohnedies sonst keine Verpflichtungen hätte, nach all dem, was sich in den letzten Jahren, gerade in der Zeit bei VA Tech abgespielt hatte. Weshalb ich als Arbeitsbeginn den nächsten Dienstag, den 6. September 2005, vorgeschlagen hatte, welcher dann auch etwas widerwillig angenommen wurde. Wobei nun wieder die Dringlichkeit der Besetzung der Stelle zur Sprache gekommen war. Doch nachdem ich erwiderte, schon am 5. August mit Alois H. im Café in Innsbruck deshalb zusammengesessen wäre, nun allerdings am letzten Tag im August erst das zweite Gespräch stattfinden würde, könnte es auf die paar Tage auch nicht mehr ankommen.
Zuletzt erklärte mir Christian M. noch, meine Anstellung würde nicht gleich bei „MCE BISOS“, wie die Abteilung im Detail hieß, bei der ich nun zu arbeiten beginnen sollte, erfolgen, sondern in der Zeit, in welcher ich ohnedies den anfangs für ein halbes Jahr befristeten Dienstvertrag erhalte, über ein Personal Service Unternehmen des Konzerns laufen. Dies passte mir zwar überhaupt nicht. Doch, da ich mittlerweile schon den Eindruck hatte, hier vielleicht sogar etwas Ähnliches wie zuvor bei VA Tech erleben zu können, angesichts dieses Vorstellungsgespräches und der Ansichten dieses Christian M., dachte ich mir, es wäre vielleicht sogar besser so. Denn sollte es soweit kommen, dass mir dieser Vertrag nicht verlängert werden würde, dann wäre ich wenigstens nicht in jener Abteilung direkt angestellt gewesen, für welche ich, nach meinen Erinnerungen an die Zeit bei ABB gerne gearbeitet hätte. Daher nahm ich dies einfach zur Kenntnis.
So verblieben wir, dass ich am folgenden Dienstag, den 6. September 2005 um 8:00 Uhr in diesem Unternehmen zu arbeiten beginnen werde.
Besonders begeistert war ich nun über diese Stelle nicht mehr. Schon gar nicht über diesen späten Gesprächstermin. Denn hätte ich noch etwas länger Zeit gehabt, darüber nachzudenken, dann könnte durchaus sein, dass dich diese Stelle erst gar nicht angenommen hätte. Aber Alternative dazu hatte ich eben keine. Zudem, es schien gerade Christian M. gar nicht in den Sinn zu kommen, ich könnte mich noch gegen dieses Jobangebot entscheiden. Als hätte ich ohnedies keine Wahl!
Aber da ich doch sehr viele der nun für mich neunen Kollegen schon kannte, dachte ich mir, dies wäre wohl einer der Neuen. Und wenn ich mich mit meinen alten Kollegen, welche nun wieder meine neunen Kollegen werden würden, verstehe, dann würde sich dies schon geben.
Ich fand es einfach seltsam. Für eine Alternative zu diesem Job ergab sich überhaupt keine Chance. Egal was ich auch immer probierte. Hier lief dies, wenn auch nicht wirklich nach meinen Vorstellungen, doch sehr glatt und einfach ab. Doch dies sah ich eben als eine der Auswirkungen meiner Zeit bei VA Tech an, mit denen ich wohl in nächster Zeit noch öfters zu kämpfen haben werde, wie ich es eben schon vermutete. Hier hatte ich eben den Vorteil, bereits in diesem Unternehmen, wenn auch unter ganz anderen Voraussetzungen gearbeitet zu haben.Wenigstens wurden meine Gehaltsvorstellungen erfüllt.
(2020-11-02)