Ismaning, Freitag, der 13. Mai 2005:
Am Vortag dürfte es bei diesem kleinen Empfang im Büro, welcher für die Verstellung der neu eingerichtete Zweigniederlassung in München für Geschäftspartner abgehalten wurde, etwas länger geworden sein. Allerdings sollen weniger Gäste gekommen sein als ursprünglich angenommen.
Einige der Kollegen aus Linz, welche daran teilgenommen haben, sind auch heute noch im Büro. Auch wenn, so wie Karl Pi., die meisten schon am Morgen wieder nach Linz zurückgefahren sind. Doch gerade einer, meines Erachtens war es der Abteilungsleiter der Abteilung, in der auch Gerhard G. tätig ist, schien gefallen an dieser neuen Zweigniederlassung gefunden zu haben. Denn er befand sich beinahe den ganzen Vormittag im ehemals großen Besprechungszimmer, in welchem sich die Kollegen der technischen Bearbeitung des Fußballstadions eingenistet hatten. Dies dürften auch dessen Mitarbeiter gewesen sein. Denn mir kam sein Gesicht bekannt vor, obwohl ich ihn hier in Ismaning noch nie zuvor gesehen hatte. Aber ich glaube, ich hatte ihn bereits bei meinem „Vorstellungsgespräch“ in Linz am 22. November letzten Jahres als einen der Gesprächspartner kennengelernt.
Dieser Mann unterhielt sich äußerst ermuntert mit seinen Mitarbeitern über diese Zweigniederlassung, den Empfang des Vorabends – allerdings auch über mich. Wobei ihm sicher nicht bewusst war, dass man auch mehrere Zimmer weiter noch beinahe alles hören konnte, was in einem Raum gesprochen wurde.
Dabei meinte er auch,
„jetzt muss ich einmal nachfragen, was wir mit dieser Werkshalle in Südafrika tun!“
Daher war klar, es ging um diese Werkshalle einer neuen Lackieranlage in diesem Automobilwerk in Südafrika, wofür ich ein Angebot erstellt hatte und diese Woche auch, zusammen mit Karl Pi. Und „Adi“ in der Autostadt bei einer „Auftragsverhandlung“ waren.
Nun begann der Mann zu telefonieren. Leider hatte ich dabei den Namen seines Gesprächspartners nicht verstanden. Aber aus dem folgenden Gespräch ging heraus, dessen Gesprächspartner hatte sich darüber bereits mit dem Vorstand, wie es hieß, dies konnte nur D. I. Herbert K. gewesen sein, unterhalten. Und da sich eben nicht einfach jeder mit einem Vorstandsmitglied unterhalten kann, nehme ich an, sein Gesprächspartner war Harald W., „Harry“, wie er genannt wurde.
Dabei meinte nun dieser Mann:
„Was geschieht denn nun mit dem Werk in Südafrika?“
„Was? Nichts?“
„Du hast darüber schon mit dem Vorstand gesprochen?“
„Und was geschieht dann mit dem anderen in der Slowakei?“
„Auch nicht!“
„Und wieso?“
„Und was hat der gesagt darauf?“
„Das wird dem aber nicht taugen (gefallen)!“
Dann war das Gespräch zu Ende.
Nun begann dieser Mann sich mit den Kollegen im Großraumbüro darüber zu unterhalten. Dabei erklärte er ihnen, dass seitens des Vorstandes es abgelehnt wurde, bei beiden Angeboten für diese elektrotechnische Grundausstattung dieser Werkshallen, sowohl in Südafrika als auch in der Slowakei, mit den Auftragsverhandlungen fortzufahren. Es schien also so zu sein, dass wir bei beiden Angeboten auch den Zuschlag erhalten könnten, diese aber vom Vorstand abgelehnt werden.
Dann meinte dieser Mann zu den Kollegen noch wörtlich,
„und weißt‘ was der gesagt hat weswegen? – Das ist halt im Projektgeschäft so!“
Na, das fand ich nun richtig toll, dies auf solch einem Wege zu erfahren!
Nun wurde es allerdings schon späterer Vormittag und meist verließen die Kollegen der technischen Auftragsbearbeitung des Fußballstadions gegen 11 Uhr das Büro, um nach Hause zu fahren. Als nun Gerhard G. und dieser Mann durch den Gang zum Ausgang des Büros gingen, meinte dieser noch, während er zu mir ins Zimmer einen Blick warf und dabei „lächelte“,
„es ist eh besser so! Der treibt das Kalkulationsprogramm in die Sättigung und wir müssen schon froh sein, wenn wir damit umgehen können!“
Offensichtlich wurde ich tatsächlich bei der Kalkulation meiner Angebote bisher „online“ beobachtet. Wobei es offenbar keinen Gefallen gefunden hatte, was sie dabei zu sehen bekamen!
Besonders viel Aussicht auf eine Zukunft in diesem Büro in „München“ schien es somit für mich nicht mehr zu geben, das war schon klar zu erkennen. Aber wie von diesen Personen mit einem umgegangen wird, das ließ einem den kalten Schauer über den Rücken laufen!
(2020-10-05)