Ismaning, Dienstag, der 12. April 2005:
Ein Problem hatte ich nun allerdings bei der Erstellung dieses Angebotes für diese Werkshalle für eine Lackieranlage in Südafrika. Die gesamte Ausschreibung lag nur in elektronischer Form vor. Dies betraf nicht nur die Leistungsbeschreibung selbst, sondern eben auch die Pläne für diese Anlage. Wobei diese Pläne mit der bereits eingetragenen Entwurfsplanung noch dazu im DWG-Format vorlagen – und nur im DWG-Format.
Nun hatte ich allerdings auf meinem Rechner im Büro kein Programm, mit welchem ich diese Pläne öffnen konnte. Daher benötigte ich wenigstens einen DWG-Viewer, damit ich mit diesen Plänen wenigstens arbeiten konnte. Also fragte ich den neuen EDV-Verantwortlichen für das Büro in Ismaning. Dies war seit Anfang April mein Tischnachbar Karl K. Denn er hatte sich doch so vorbildhaft um die Herstellung der notwenigen Netzwerkverbindungen im Büro gekümmert, als klar war, dass ab Anfang Februar Manfred B. als neuner Zweigniederlassungsleiter im Büro anfängt. Wobei er dafür keinen Finger rührte. Dies hatte eigentlich alles ich erledigt. Aber dazu meinte er zu mir,
„so ist das eben!“
Wobei ich zur Ansicht kam, mehr als das Papier am Kopierer zu tauschen, sollte man ihm im Bereich der EDV nicht überlassen. Aber nun war er eben „Leiter der EDV“ in der Zweigniederlassung in „München“, wie er es mir selbst erklärte. Dies geschah zudem sicher nicht, ohne ihn dafür finanziell zu entschädigen, um dies einmal so zu bezeichnen. Ich habe zu ihm scherzhaft dazu einmal gesagt, stehen drei Mitarbeiter der VA Tech zusammen, dann stehen dort mindestens fünf Leiter, also Mitarbeiter in leitender Position zusammen, denn jeder bei der VA Tech muss mindestens ein Leiter von irgendetwas sein.
Aber als ich ihn nun fragte, wie ich denn zu einem DWG-Viewer käme, damit ich mit den beigefügten Plänen für diese Ausschreibung arbeiten könnte, wusste er dafür keine Antwort. Als ich ihm dann vorschlug, dafür die EDV-Zentrale in Linz anzurufen, meinte er, dies wäre sicher eine gute Idee.
Also rief ich nun in der EDV-Zentrale in Linz an, erklärte dort meinem Gesprächspartner am Telefon kurz mein Problem, dass ich für eine Ausschreibung ein Angebot kalkulieren müsste, dieser Ausschreibung auch Pläne beigefügt wären, ich allerdings dafür kein entsprechendes Programm auf meinem Rechner installiert hätte, damit ich mir diese Pläne wenigstens ansehen konnte.
Da meinte dieser EDV-Administrator, mit welchem ich dabei telefonierte, er würde mir dann gleich eine AutoCAD Vollversion installieren, denn diese würde ich dann ohnedies auch bei der Ausführung benötigen. Zudem könnte ich diese auch sicherlich bei weiteren Ausschreibungen gut verwenden.
Der Satz war noch nicht einmal zu Ende gesprochen, da sah ich, wie sich mein Mauszeiger auf meinem Bildschirm meines Rechners im Büro in Ismaning, wie von Geisterhand bewegt, auf meinem Bildschirm zu wandern begann. Ohne dass ich dabei sonst auch nur irgendeine Änderung auf meinem Bildschirm feststellen konnte. Dies auch ohne dass ich diesem Administrator meinen Rechnernamen, mit welchem dieser am Netzwerk angemeldet ist, sagen musste, auch sonst benötigte dieser Mann keinerlei weitere Informationen, schon begann er von Linz aus auf meinen Rechner zuzugreifen, installierte mir auf meinem Rechner eine AutoCAD Vollversion, von einem Laufwerk des Servers in Linz aus, und vielleicht eine dreiviertel Stunde später hatte ich diese voll funktionstüchtig auf meinem Rechner zur Verfügung.
Nun war mir klar, weshalb sich keiner für meine Kalkulationsblätter, welche ich bisher für all die Angebote erstellt hatte, im Detail interessierte, als ich diese zur Freigabe vorgelegt hatte. Denn, wenn dieser Mann sofort auf meinen Rechner zugreifen konnte, ohne dass sich dabei eine nur erkennbare Wartezeit ergab, dann kann es wohl nur so sein, dass dieser Mann auch schon zuvor auf meinen Rechner zugreifen konnte. Wahrscheinlich sogar zuvor zugegriffen hatte.
Mir dabei eine Vollversion von AutoCAD auf meinem Rechner in Ismaning von einem Laufwerk in Linz installieren konnte, als wäre diese Installationsdatei dafür an einem Server hier in Ismaning installiert, dann muss dafür zudem auch eine äußerst gute Internetverbindung zur Verfügung stehen. Und was mich dabei am meisten verwunderte war, dass ich dabei auf meinem Bildschirm überhaupt keine Änderung feststellen konnte. Dass Windows selbst solch eine Remote Desktop Verbindung anbietet, das wusste ich bereits. Diese hatte ich mir bei meinen beiden Rechnern zu Hause, beides Sonderangebote von einem großen Elektronikladens, wobei einer davon schon beinahe 10 Jahre alt war, selbst hergestellt. Dabei konnte ich allerdings jeweils eine Änderung an jenem Rechner am Bildschirm feststellen, auf welchen ich zugegriffen hatte. Dies war an einem kleinen gelben Dreieck mit einem schwarzen Rufzeichen zu erkennen. Allerdings solch eine Verbindung von einem anderen Rechner kannte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Nun war mir klar, was in diesem Unternehmen gespielt wird. Denn dies ist auch mehr als unangenehm, zu wissen, dass jederzeit jemand auf meinen Rechner in der Arbeit zugreifen kann und ich dies nicht einmal mitbekomme. Man fühlt sich dabei einfach beobachtet. Aber ohne, dass man jemanden auch nur erkennen könnte, der einen beobachtet.
Zudem auch hilflos. Denn an wen sollte ich mich denn nun deshalb wenden? Wie sollte ich jemanden erklären, es sei mir unangenehm, wenn ein EDV-Administrator mir binnen einiger Minuten eine ganze Vollversion von AutoCAD auf meinem Rechner installieren kann, dabei das Kommando auf meinem Rechner übernimmt, ohne dass ich dabei eine Änderung auf meinem Bildschirm feststellen kann.
Programme, wie Team Viewer oder AnyDesk etc. kannte ich damals eben noch nicht. Woher auch. Allerdings wurde mir dabei regelrecht übel, wenn ich nur daran dachte, was man damit alles tun könnte, wenn man einen Mitarbeiter, wie mich, einfach nicht im Unternehmen haben will!
(2020-09-29)