Salzburg, Samstag, der 26. März 2005:
Von einem Neustart im Leben, wie ich es noch im vergangenen Herbst geplant hatte, konnte schon längst nicht mehr die Rede sein. Ganz im Gegenteil. Alles, was mir das Leben so richtig mühsam hat werden lassen, seitdem ich im August 2003 bei VA Tech zu arbeiten begonnen hatte, wurde nun noch viel schlimmer. Gerade einmal einen Monat, den Dezember 2004, hatte es gedauert, indem vielleicht noch so etwas wie Hoffnung darauf hätte aufkommen können.
Zudem kam nun noch eine Umherfahrerei dazu, welche ich so auch nie erwartet hätte. Montag morgens in die Arbeit nach München, Freitag nachmittags davon wieder zurück nach Salzburg. Dazu kam noch, meine damalige Partnerin arbeitete selbst in Linz, stammte jedoch aus Kärnten, wohin sie selbst regelmäßig nach Hause fuhr. Mein Leben wurde, seitdem ich für diese VA Tech mit eigentlichem Dienstsitz in Linz arbeitete, nicht einfacher, sondern noch viel komplizierter.
Da war es nur mehr als angenehm, wenn sich an manchen Tagen wenigstens die Wege meiner Partnerin und mir einmal kreuzten. So wie zu diesem Osterwochenende. An welchem wir von Freitag bis Samstag bei mir in Salzburg verbringen wollten und danach bei ihr zu Hause in Kärnten.
Doch am Samstagfrüh war ich plötzlich alleine in meiner Wohnung in Salzburg und schaute erst einmal nicht schlecht. Nachdem ich sie angerufen hatte, was denn los sei, meinte sie, es wäre ihr mittlerweile regelrecht unheimlich bei mir in der Wohnung in Salzburg zu sein. Denn als sie nicht nur einmal vom Balkonfenster auf die Straße blickte, musste sie erkennen, dass an der Straßenseite gegenüber, nur unweit des Hauseinganges zum Wohnhaus gegenüber, stets ein Auto stand, in welchem sich ein Mann befand, der offensichtlich nichts anderes zu tun hatte, als darauf aufzupassen, was in meiner Wohnung passiert. Mir selbst war dieses Auto mit diesem Mann darin auch aufgefallen und ich hatte mich darüber maßlos geärgert, denn dies war bei Gott nicht das erste Mal, dass ich dort ein Auto stehen sah, in welchem jemand stundenlang saß und offensichtlich alles registrierte, was sich in meiner Wohnung abspielte. Von diesem Platz konnte man auch weit in meine Wohnung hineinsehen, wenn die Balkontüre offenstand und in der Nacht auch noch Licht in meiner Wohnung brannte. Zudem konnte man von diesem Platz auch jedes Mal erkennen, wenn in meinem Schlafzimmer Licht an oder ausging.
Aber dies war nicht einmal das einzige, was nun an seltsamen Überwachungen meiner Wohnung zu bemerken war. Beinahe unzählige Personen schlichen regelrecht um dieses Haus, in welchem ich in Salzburg wohnte, sodass ich selbst jedes Mal, wenn ich das Haus verließ, oder zurück in meine Wohnung ging, darauf achtete, wer sich denn um das Haus herum befindet. Gerade am Parkplatz hinter dem Haus war dies mehr als unangenehm, denn dieser war zudem nicht beleuchtet.
Zudem betraf dies nicht nur mein Wohnhaus in Salzburg, dies war in der ganzen Stadt in Salzburg so, War ich zu Besuch bei ihr in Linz, dann versteckte ich dort mein Auto, fuhr die letzten Meter mit der Straßenbahn und ging dann auch noch ein, zwei Stationen zu Fuß. Nur damit ja niemand draufkommt, wo ich in Linz bin. Aber auch in meinem alten Heimatdorf musste ich immer wieder mehr als dubiose Gestalten erkennen, welche sich stets darum kümmerten, was ich denn gerade dort tat. Aber auch in Mondsee, nun auch in München, beziehungsweise in den Orten im Umland von München, in welchen ich nun arbeitsbedingt war. Gerade in diesem Hotel, in welchem ich nun wochentags mein Quartier hatte etc. Eigentlich überall! Es gab eigentlich keine Möglichkeit mehr, mich irgendwo unbehelligt von diesen Gestalten zu bewegen. Und war ich bei meiner Partner in Kärnten, bei ihren Eltern, Freunden und Bekannten, dann war ich dort eben auch nicht gerne gesehen. Denn wer wollte schon damit etwas zu tun haben! Das war kein Spaß mehr, das konnten keine „Spielchen“ mehr sein!
Dies war mehr als unangenehm, es war schon angsteinflößend. Denn man weiß eben nicht, wer diese Personen sind, was sie vorhaben und wer dahintersteckt. Schließlich befand sich nur wenige Meter, vielleicht zweihundert Meter Luftlinie entfernt, dieses Bordell, dessen Betreiber dem „verrückten Wirt“ die finanzielle Möglichkeit gab, als sein eigener Geschäftsführer das Lokal in Mondsee zu betreiben. Auch von diesem Etablissement waren stets Personen zu erkennen, welche sich an diesen mehr als unangenehmen Überwachungen meiner Wohnung beteiligten. Und nachdem es sich bei diesem Bordell um einen Teil einer ganzen Bordellkette, der größten in ganz Europa, handelte, war dies auch äußerst beunruhigend.
Daher konnte – und musste – ich es nur allzu gut verstehen, als mir eine Partnerin am Telefon mitteilte, als ich sie gleich am Morgen anrief, sie würde nie mehr in meine Wohnung nach Salzburg kommen wollen, denn hier sei es ihr mehr als unheimlich und ich zudem dagegen etwas unternehmen müsste, denn dies sei so nicht mehr erträglich – sie hätte keine Lust darauf, dass ihr vielleicht einmal etwas in oder um das Haus meiner Wohnung passiert, nur weil sie mit mir zusammen wäre.
Daher war nun eines klar, so könnte es einfach nicht mehr weitergehen! Sonst würde ich binnen kürzester Zeit gänzlich allein im Leben dastehen und auch sie noch verlieren. Da niemand mehr mit mir etwas zu tun haben möchte. Dies war nicht mehr nur unangenehm oder unheimlich, sondern dies war schon richtig angsteinflößend. Weil man eben nicht weiß, wer dahinterstecken könnte. Nur ein „Spaß“, nur „Spielchen“, bei denen man es eben auch mit „Spinnern“ zu tun hätte, konnten dies längst nicht mehr sein! Niemand treibt einen derartigen Aufwand, nur um des „Spaßes“ wegen, oder weil er eben einen nicht mag und nicht leiden kann!
So beschloss ich nun, gleich nächste Woche mit Karl Pi., meinem Chef in München, zu sprechen. Denn dieser schien mir damals noch einer der vernünftigsten aller relevanten Personen zu sein. Zudem war dies mein direkter Vorgesetzter bei VA Tech. Ihm dies zu erklären, ihm zu erklären welche Auswirkungen dies auf mein gesamtes Leben hat, wie ich dies eigentlich schon bei meinem Vorstellungsgespräch letzten November in Linz teilweise tat, damit wenigstens diese „Spielchen“ der VA Tech aufhören. Zudem wollte ich auch noch einen Versuch unternehmen, diese Angelegenheit mit „Silly“, da sich nun schön langsam die Sommersaison wieder näherte, wenigstens im Sommer nicht noch weiter hochkommen zu lassen. Aber erste einmal wollte ich mit Karl Pi. sprechen. Wie auch immer dieses Gespräch ausgehen möge. Selbst wenn dies eine Kündigung zur Folge hätte, denn so wollte ich nun sowieso nicht mehr weiterarbeiten.
Sollte danach keine Änderung erkennbar sein, dann wollte ich dies bei der Polizei wenigstens melden, denn so konnte es nun einfach nicht mehr weitergehen! Schließlich meinte die Sekretärin von „Harry“, dieses unscheinbare blonde Püppchen, eine Person, von der man annehmen müsste, ich könnte ihr völlig egal sein, ich wäre nur einer von hunderten Mitarbeitern ihres Chefs in der Abteilung, Anfang Jänner völlig unbeeindruckt direkt neben mir, man wolle mich nun meiner endgültigen Bestimmung zuführen. Und bei allem anderen, was ich in diesem Zusammenhang erleben musste, diese direkten und indirekten Drohungen, sogar Morddrohungen, welche ich schon erhalten habe, blieb eben als „endgültige Bestimmung“ nur mehr der Friedhof übrig. Eine anderen Möglichkeit gab es da nicht mehr. So lange konnte ich nun wirklich nicht warten, bis in dieser Angelegenheit etwas geschieht!
(2020-09-10)