Ismaning, Mittwoch, der 1. Dezember 2004:
Heute sollte also mein erster Arbeitstag für die VA Tech in Linz an meinem neunen Dienstsitz in München sein. Daher fuhr ich schon kurz nach sechs Uhr morgens weg, um nur ja rechtzeitig an meinem neunen Arbeitsplatz zu sein.
Allerding befand sich dieses Büro, diese Zweigniederlassung der VA Tech in Linz, nicht in München selbst, sondern in einer Vorstadt von München in Ismaning. Dort war das Büro in einem großen Bürogebäude untergebracht. Angeblich soll dieses Bürogebäude ursprünglich von IBM errichtet worden sein, allerdings schon vor einigen Jahren aufgegeben und nun vermietet werden.
In diesem Bürogebäude befanden sich also auch andere Unternehmen, welche dort eingemietet waren. Die VA Tech hatte dort eine ganze Etage im 1. Obergeschoß gemietet. Dort selbst hatte ich allerdings zunächst nur drei Kollegen. Eine Sekretärin, die aus der Gegend stammte, einen Gruppenleiter, welcher für mich in den nächsten Monaten als Mentor zur Seite stehen sollte, und einen Kollegen, welcher mit mir zunächst im gleichen Zimmer sitzen sollte.
Meint „Mentor“, Adolf H. – kein Scherz, der Mann hieß wirklich so, auch wenn sein Familienname ausgeschrieben natürlich nicht Hitler hieß – ungefähr in meinem Alter. Vielleicht ein paar Jahre älter als ich, stammte aus Hartheim in Oberösterreich, hatte sein eigenes Büro, gleich neben jenem Zimmer, in welchem ich nun sitzen sollte. Er war es auch, der offensichtlich dieses Büro für VA Tech als Zweigniederlassung einrichtete und ausstattete.
Daneben hatte ich nun auch noch einen neunen Kollegen, Karl K. aus Schärding. Ein etwas jüngerer Mann, groß gewachsen, war einst Monteur und hatte im zweiten Bildungsweg seinen Fachhochabschluss absolviert, und war nun von VA Tech Linz nach München entsendet. Auch mich wirkte er etwas behäbig, hatte dabei auch eine Art ganz langsam, dafür sehr laut und deutlich zu sprechen.
Auch ich hatte ja eigentlich meinen Dienstsitz in Linz, arbeitete nun allerdings in München. Daher war auch ich nun „entsendet“. Was für mich, vor allem, finanzielle Vorteile hatte. Denn dies bedeutete, dass ich bei meinem Gehalt auch jenen Teil, welcher sonst an die Sozialversicherung abgezogen werden würde, mir ausbezahlt wurde.
Mein erster Arbeitstag war sonst von den üblichen Formalitäten, welche man an seinem ersten Arbeitstag in einem neuen Unternehmen über sich ergehen lassen muss, geprägt. Allerdings kam am späteren Nachmittag auch noch mein neuner Chef Karl P. in das Büro. Denn an diesem Tag soll ich auch gleich an der Weihnachtsfeier dieser Abteilung in der Zweigniederlassung teilnehmen. Wobei an diese Weihnachtsfeier nicht nur mit den Kollegen stattfinden sollte, sondern auch mit einem Unternehmen, welches in der Montage für diese Abteilung sehr häufig tätig ist. Ein Unternehmen mit ausschließlich Slowenen. Wobei ich den Eindruck hatte, dabei handelt es sich um ein sehr kleines Unternehmen, welches allerdings im Falle des Falles auf viele weitere Monteure zugreifen kann, welche ausschließlich auf Basis von Werkverträgen für diese Unternehmen tätig werden. Karl P. erzählte mir dazu, dieses Unternehmen wäre für ihn sehr wichtig, würde es doch für einen sehr günstigen Stundenlohn in der Montage von gerade mal 20 Euro arbeiten. Zudem sollte es darauf ankommen, würde dieses Unternehmen auch für 8 bis 12 Euro arbeiten.
Mit diesen Kollegen, meinem neuen Chef, meinem Mentor, sowie mit zwei Männern dieses slowenischen Unternehmen sollte heute Abend also auch gleich die Weihnachtsfeier stattfinden, bei der auch ich dabei sein sollte. Daher benötigte ich für diesen Tag auch noch kein Quartier. Denn dazu meinte mein neuer Chef, nach der Weihnachtsfeier können mein direkter Kollege und ich in der Wohnung, welche sich mein Chef und Adolf H., von allen „Adi“ genannt, in München Milbertshofen gemeinsam gemietet hatten, verbringen.
An diese Weihnachtsfeier war nichts weiter besonders. Zuerst ein gemeinsames Abendessen in einem Restaurant, danach ging es noch in eine Car Arena in der Innenstadt Münchens, gleich in der Nähe des Hauptbahnhofes. Ich fand es nur doch etwas seltsam, dass für eigentlich alte, oder ältere Männer, dieses Cart Fahren eine derartige Faszination ausübte.
Mein erster Arbeitstag dauerte gleich einmal bis nach Mitternacht.
(2020-08-09)