Salzburg, Freitag, der 24. September 2004:
An Schlaf war die ganze Nacht ohnedies nicht zu denken. Kein einziges Mal habe ich ein Auge zugebracht. Daher war ich schon am frühen Morgen wieder auf und zudem hätte ich auch damit gerechnet, mein Chef aus Innsbruck, Herbert N., der Abteilungsleiter und stellvertretende Geschäftsführer der Region West, würde mich gleich am Morgen anrufen, um mich zu fragen, oder zumindest den Anschein zu erwecken, er würde sich dafür interessieren, weshalb ich im gestern am späten Nachmittag diese SMS mit meiner Kündigung gesendet habe und ihm dabei auch gleich mitgeteilt habe, das Unternehmen nicht mehr betreten zu wollen. Schließlich war es dabei erst gut 17:30 Uhr gewesen und es hätte auch durchaus sein können, er würde diese Nachricht noch in der Arbeit erhalten. Aber darauf wartete ich vergebens! Den ganzen Tag über! Und ich kann es vorwegnehmen, darauf wartete ich auch die folgenden Tage vergebens! Dies hat er wohl einfach nur zur Kenntnis genommen!
So überlegte ich mr den ganzen Morgen über – ja auch schon die Nacht über, da ich ohnedies nicht schlafen konnte – wie ich heute mit dem Bereichsleiter Dipl. Ing. Herbert St. sprechen soll. Denn eine Alternative als den Bereichsleiter nun zu fragen, ob ich denn auf sein Angebot von Anfang August zurückkommen könnte und für ihn in einem anderen Bereich im Konzern zu arbeiten, hatte ich nun auch nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, wie oft ich an diesem Tag in meiner kleinen Wohnung in Salzburg auf und ab gelaufen bin, aber es hätten auch leicht Spuren darüber im Parkett entstehen können.
Gleich am Morgen wollte ich ihn deshalb aber auch nicht ansurfen, weshalb ich damit bis ca. halb elf Uhr wartete. Dann rief ich ihn allerdings an seinem Mobiltelefon an du erzählte ihm, gestern gekündigt zu haben und dieses Unternehmen hier in Salzburg auch nie wieder betreten zu wollen. Wobei ich ihm auch erklärt habe, dass es dafür in diesem viel zu viele „Kollegen“ gäbe, welche mit allen Mitteln und allen sich bietenden Gelegenheiten, mit Hilfe aller sich anbietender Personen, mir mein Leben zerstören zu wollen und dafür habe ich diesen Dienstvertrag bei VA Tech nicht unterschrieben, ihnen dazu die Möglichkeit geben zu wollen.
Doch der Bereichsleiter antwortete mir einfach nur,
„geht`s nicht mehr!“
Dies auch nicht als Frage formuliert, sondern einfach als Feststellung! Worauf er, bezüglich seines Angebotes, für ihn in einem anderen Bereich im Konzern tätig sein zu können, nur kurz meinte,
„ich werde schauen! – Ich melde mich dazu!“
Dann legte er wieder auf! Dieses Gespräch hat vielleicht gut eine Minute gedauert!
Auch dieses Gespräch war für mich, auch wenn ich es zum Zeitpunkt, als ich mit ihm telefoniert hatte, auch die Tage, Wochen, vielleicht sogar Monate darauf, nicht so recht wahrgenommen hatte, oder einfach auch nicht erkennen wollte, mehr als seltsam. Denn auch er fragte keineswegs in irgendeiner Form nach, wie es denn dazu nun gekommen sein konnte, was denn vorgefallen wäre, weshalb ich ihn, und er musste bei diesem Gespräch erkannt haben, dass ich mehr als niedergeschlagen war. Er nahm dies einfach nur zur Kenntnis und meinte, er würde schauen und sich bezüglich seines Angebotes bei mir wieder melden! Es hatte ihn nicht im Geringsten interessiert, wie es nun dazu gekommen sein könnte! Auch sonst, keiner Regung dazu – einfach nur die Feststellung „geht`s nimma“, wie er dies wörtlich im Dialekt ausdrückte!
Also, es kann mir niemand erzählen, er hätte nicht vollumfänglich darüber bescheid gewusst, bereits zum Zeitpunkt, als ich mit ihm an diesem Tag telefoniert habe, was sich gestern und in den Tagen und Wochen zuvor im Unternehmen und auch mit allem drumherum, was auch immer damit zu tun hatte, auch in meinem persönlichen Umfeld, abgespielt hatte! Dabei darf man nicht vergessen, bei einem Bereichsleiter der VA Tech handelte es sich um eine von vier Personen der zweiten obersten Führungshierarchie im gesamten Konzern! Eines Konzerns an der Börse notiert, eines bunt zusammengewürfelten Mischkonzerns aus allesamt ehemaligen verstaatlichten und nun privatisierten Betrieben, mit damals mehr als 20.000 Mitarbeitern – nicht nur in Österreich, sondern weltweit agierend!
Dies kann mir schon deshalb niemand mehr erzählen, da ich ja Anfang August bei ihm in seinem Büro in Linz war und mit ihm darüber sprechen wollte. Wobei er offensichtlich aber bereits darauf vorbereitet war und von sich aus darüber zu erzählen begann, die VA Tech wäre eben ein bunt zusammengewürfelter Haufen, von überall her, wo man eben manchmal etwas tun müsse, damit dieser Haufen zusammenhält!
(2020-07-22)