Salzburg, Dienstag, der 24. August 2004:
Da „Zucki“ in der Vorwoche Urlaub hatte und nur letzten Montag wegen der Führungskreissitzung, an der offensichtlich auch die drei Vorstände der VA Tech teilgenommen hatten, extra in das Büro gekommen war, hatte ich von ihm noch gar nichts über den Verlauf dieser Besprechung zu hören bekommen. Tags zuvor war dafür auch keine Zeit, den gleich nachdem ich in die Arbeit gekommen war, musste ich mich bereits wieder auf den Weg nach Vomp zur Baubesprechung bei diesem kleinen Projekt in dem dortigen Baumarkt begeben. Nun war endlich Zeit dafür, ihn, sollte er nicht von selbst darüber zu sprechen beginnen, etwas darüber zu befragen.
Allerdings hatte auch Richard B., mein Gegenüber am Arbeitsplatz großes Interesse, etwas darüber zu erfahren. Daher genügte es schon, dass „Zucki“ zu mir meinte, ich müsste nun unbedingt Sorge dafür tragen, dass das Unternehmen auch den Auftrag für dieses Autohaus erhalten, denn dies wäre für das Unternehmen und dessen Zukunft von großer Bedeutung, schon sprang Richard B. darauf auf und begann „Zucki“ auszufragen, wie denn diese Besprechung letzten Montag verlaufen wäre. Zudem war gestern bereits wieder eine dieser Führungskreissitzungen gewesen, von der es mit Sicherheit auch Neuigkeiten zu erfahren gäbe.
Da meinte „Zucki“ bezüglich der Besprechung in der Vorwoche mit den Vorständen,
„da ist es hoch hergegangen!“
Dabei blickte er mich regelrecht vorwurfsvoll, beinahe schon drohend an! Dann ergänzte er noch, bis spät am Abend hätte diese Besprechung gedauert.
Mir war zwar klar, dass die drei Vorstände nun nicht meinetwegen nach Salzburg gereist wären, um an dieser Besprechung teilzunehmen, auch wenn ich vor zwei Wochen diesen Termin beim Segmentleiter hatte. Jedoch kann man mit Sicherheit davon ausgehen, auch dies muss dabei ein Thema gewesen sein. Sonst hätte mich „Zucki“ auch nun nicht derart vorwurfsvoll angesehen, als er dies sagte. Zudem, mir viel damals schon immer wieder auf, bei solchen Besprechungen, egal ob Bau- oder Planungsbesprechungen, aber auch Besprechungen im Kreis von Führungskräften, hat man den Eindruck, als würde man gleichzeitig an zwei verschiedenen Besprechungen teilnehmen. Einerseits geht es dabei um das eigentliche Thema, weshalb diese Besprechung überhaupt stattfindet, daneben wird allerdings auch ein zweites Thema behandelt, meist mit den gleichen Personen, wobei es dabei allerdings auch um ein gänzlich anderes Thema gehen kann. Wird beim eigentlichen Thema der Besprechung auch hart verhandelt, so sind die gleichen Personen beim zweiten Thema auch gerne schon mal die besten Freunde. Wobei es für einen Unbeteiligten oft äußerst schwer ist, überhaupt herauszufinden, worum es in dieser zweiten, parallel stattfindenden Besprechung eigentlich geht – wenn er dies überhaupt mitbekommt!
Daher war ich mir sicher, es musste letzten Montag auch um mich gegangen sein. Auch wenn „Zucki“ darüber kein Wort verloren hatte. Die Blicke der Vorstände mir gegenüber, als sie letzten Montag plötzlich im Büro standen, trugen dazu ihr Übriges bei. Außerdem war es nun derart auffällig ruhig um die Intrigenspielchen mich betreffend geworden, sodass ich es mir einfach nicht mehr anders erklären konnte, als dass auch ich letzten Montag ein Thema der Besprechung gewesen sein musste.
„Zucki“ meinte allerdings auch, es würde um die Zukunft des Unternehmens, der Region West, nicht besonders gut aussehen, denn der Auftrag für das Autohaus wäre unbedingt notwendig, um überhaupt die erforderlichen geplanten Zahlen für Auftragseingänge und Umsätze in diesem Jahr erreichen zu können. Sollte dies nicht der Fall sein, so könnte die Region West durchaus auch aufgelöst werden. Worauf Richard B. meinte,
„ich habe eh schon einmal gesagt, ein Sozialplan muss her!“
Ich höre nicht recht, dachte ich mir. Denn dies sah Richard B. ähnlich, keinerlei Ambitionen zu haben daran mitzuarbeiten, um die geforderten Zahlen im Betrieb zu erreichen, aber einen Sozialplan fordern, sollte das Unternehmen gar geschlossen und aufgelöst werden. Darüber hatte ich mich schon damals geärgert, als er diesen Vorschlag im Zimmer Josef H. vom Einkauf vorbrachte.
Was mich dabei noch viel mehr ärgerte war, mich, der gerne und bereitwillig an der Erfüllung der geforderten Budgetzahlen mitgearbeitet hätte, dies soweit mir dies möglich gewesen ist, auch tat, mich wollte man hier unbedingt kleinkriegen, hatte mich anfangs gar völlig kaltgestellt und unternahm alles, um mir Schaden zuzufügen, bis in mein persönliches Umfeld, gar bis in mein Privatleben hinein. Von den „Spielchen“, ich sollte in diesem Unternehmen eine Führungsposition übernehmen, gar neuer Geschäftsführer der Region West, oder Abteilungsleiter in der Gebäudetechnik zu werden, einmal ganz abgesehen! Ehrlich gesagt, ich hätte es ihnen damals schon gegönnt, wären montags der Vorwoche die drei Vorstände nur deshalb in Salzburg gewesen, um ihnen mitzuteilen, mit Ende des Jahres würde dieses Unternehmen geschlossen und dieses Geschäftsfeld einer anderen Organisation zugeordnet werden. Derartige Gerüchte kursierten schon seit längerem im Büro. Vor allem, dass die Region West direkt Linz unterstellt werden sollte und danach dieses Gebiet von dort aus direkt mit einer kleinen Abteilung bearbeitet werden würde.
Als „Zucki“ mit ernster Miene, auf den Bildschirm an seinem Arbeitsplatz starrend, über die nicht gerade rosigen Aussichten für das Unternehmen berichtete, meinte er dabei,
„wenigstens halten sie nun zusammen! – Früher haben sie danach gestritten als wie, wenn solche Ankündigungen gekommen sind!“
Worauf mir sofort die Erklärung des Segmentleiters wieder eingefallen war! Ich sollte wohl dafür herhalten müssen, egal welche Auswirkungen dies für mich haben würde.
Mir reichte es für diesen Tag bereits wieder und verließ daher bereits um kurz vor zehn Uhr das Büro schon wieder, da ich ja, wie ich zu „Zucki“ meinte, bei der Erstellung der Ausschreibungsunterlagen für dieses Autohaus weiterarbeiten sollte. War doch dieses Projekt nun von größter Bedeutung für die Zukunft des Betriebes. Die Regelung dafür galt zudem ja immer noch.
(2020-03-13)