Salzburg, Freitag, der 6. August 2004:
Als ich am Morgen in die Arbeit kam, traute ich meinen Sinnen kaum, denn da herrschte schon große Aufregung, weil ich mir für Montag nachmittags beim Segmentleiter in Linz einen Termin vereinbart hatte. Dabei wunderte ich mich allerdings, wie dies bereits im Büro in Salzburg bekannt sein konnte. Denn diesen Termin vereinbarte ich erst am späten Nachmittag am Vortag, und zudem, ich vereinbarte ihn, in dem ich den Segmentleiter auf seinem Mobiltelefon angerufen hatte. Dazu hatte er mir ja seine Kontaktdaten gegeben.
Ich saß kaum an meinem Arbeitsplatz, da stampfte schon „Hörbi“ regelrecht an meinen Arbeitsplatz. Zunächst dachte ich mir, nun würde es einen riesen Wirbel geben. Allein schon durch seine Art an meinen Arbeitsplatz zu treten. Doch dann meinte er lediglich, so etwas würden wir hier im Büro in Salzburg nicht tun, sich einfach einen Termin mit einem derart hochgestellten Vertreter des Konzerns zu vereinbaren, ohne dies zuvor hier intern zu besprechen. Dabei verbat er es mir auch gleich, diesen Termin wahrzunehmen. Doch er war nun mal nicht mehr ein Vorgesetzter von mir, der mir dies verbieten konnte – und dies schien ihm auch bewusst gewesen zu sein. Daher blieb er dabei auch relativ ruhig. Doch ich ließ es mir nicht nehmen, ihm zu erklären, noch dazu in Anwesenheit von „Zucki“, ihm zu erklären, der Segmentleiter hatte mir dies doch angeboten, mich mit ihm direkt in Verbindung zu setzen, sollte etwas bei meiner Aufgabe, diesem kleinen Ingenieurbüro bei der Ausarbeitung der Ausschreibungsunterlagen für dieses Autohaus in Salzburg, nicht so laufen, wie es sein sollte. Und genau an diesem Punkt war ich nun mal jetzt angekommen. Daher hatte ich bei ihm um diesen Termin angesucht und ihn auch gleich erhalten! „Hörbi“ verschwand dann einfach wieder.
Doch es verging kaum eine halbe Stunde an diesem Vormittag, in der nicht jemand an meinen Arbeitsplatz kam, ich einen Anruf erhielt, ich sollte diesen Termin nicht wahrnehmen, sondern ihn wieder absagen. Aber gerade deshalb wollte ich ihn nun unbedingt wahrnehmen, denn es zeichnete sich immer mehr ab, hier würde etwas faul sein! Nach der Reihe riefen mich nun Beatrix L. aus der kaufmännischen Leitung, Susanne N. aus dem Chefbüro, der Chef Christian H. selbst, sogar der Montageleiter Andreas S., Josef H. vom Einkauf, nach der Reihe kamen zu meinem Arbeitsplatz und ließen Bemerkungen fallen, ich dürfte keinesfalls diesen Termin wahrnehmen.
Zuletzt meinte sogar „Zucki“, ich sollte dies nicht tun. Doch auch ihm hatte ich noch einmal erklärt, der Segmentleiter hatte mir dies doch selbst bei unserem Gespräch in der Autobahnraststätte Mondsee angeboten. Er war ja selbst mit dabei. Ihm hatte ich dann auch noch erklärt, bisher hatte ich in dieser Angelegenheit überhaupt nichts zu tun, meine Urlaubstage hatte ich alle umsonst genommen, dabei lediglich die Zeit totgeschlagen, und die Notwendigkeit mir dafür überhaupt Urlaub zu nehmen wäre ohnedies nicht gegeben gewesen, denn, wie er an diesem Vormittag selbst miterleben konnte, wusste ohnedies jeder darüber Bescheid, weshalb ich diese Urlaubstage in Anspruch genommen hatte. Auch wenn mir diese Tage danach wieder gutgeschrieben werden sollten würde sich mir nicht erschließen, weshalb ich mir diese dann zuvor überhaupt nehmen musste. – Und welche Intrigenspiele sich deshalb wieder ergeben hatten, das musste ich in den vergangenen Wochen selbst hautnah miterleben. Darüber möchte ich eben mit dem Segmentleiter sprechen, erklärte ich ihm. Denn dies sehe ich als Zumutung an, was daraus wurde!
Schließlich wurde ich kurz vor Mittag sogar auch noch persönlich ins Chefbüro zu Christian H. zitiert. Wo er mir mitteilte, ich dürfte keinesfalls diesen Termin wahrnehmen, denn dies wäre eine widerrechtliche Pflichtverletzung während meines Dienstes, ein unerlaubtes Verlassen meines Arbeitsplatzes, und dies würde disziplinäre Konsequenzen mit sich bringen!
Worauf ich Christian H. kurzerhand erklärte, dann würde ich mir am Montag nachmittags einfach Zeitausgleich nehmen und diesen Termin in meiner Freizeit wahrnehmen! Denn nun wollte ich es unbedingt wissen. So konnte es ohnedies nicht weitergehen. Und zudem, nun wahr klar, hier ist richtig was faul!
Danach war es erst einmal wieder ruhig geworden. Aber an Freitagen verabschiedeten sich ohnedies beinahe alle mittags ins Wochenende, daher hieß dies gar nichts!
(2020-03-05)