Wien, Freitag, der 27. Dezember 2013:
Eigentlich wollte ich an diesem Tag nun wirklich an meinen weiteren Informationen zu schreiben beginnen, aber nachdem was ich tags zuvor erlebt hatte, wurde ich etwas nachdenklich. Denn ich dachte mir, wenn auch vielleicht mein Rechner überwacht wird, dann kann ich meine Informationen auch vielleicht noch mit der Hand schreiben.
Für mich blieb immer noch die Frage, wie es denn so schnell gehen könnte, dass sich mir gänzlich unbekannte Personen, kaum hatte ich etwas auf meinem Mobiltelefon notiert, darüber auch schon unterhalten konnten. Aber im Zeitalter von Social Media erschien mir dies recht einfach erklär zu sein.
Daher wollte ich doch noch nicht gleich zu schreiben beginnen, denn, gegebenenfalls könnte dies ohnedies vergeblich sein, wenn ich noch weitere Informationen zusammenschreibe. Daher begab ich mich am Abend wieder in die Innenstadt und ging wieder in das gleiche Lokal, in welchem ich auch tags zuvor war.
Also fuhr ich am Abend wieder mit der U-Bahn in die Innenstadt, setzte mich in Alterlaa in die U6, fuhr damit bis zur Station Lengenfeldgasse, stieg dort in die U4 um und fuhr damit bis zum Karlsplatz. Dort fuhr ich mit der Rolltreppe hoch in die Opernpassage, von wo ich zu Fuß in die Kruger Straße gehen wollte. Doch kaum kam ich in der Opernpassage an, sah ich, wie ein Mann direkt am Aufgang von der U-Bahn zur Passage stand und mit seinem Mobiltelefon telefonierte. Dabei sprach der Mann Italienisch. Er sah zudem aus, wie eine bekannte Werbefigur aus einem Werbespot für eine bekannte Pizza Marke, daher fand ich den Mann zunächst einfach beinahe witzig. Aber dann hörte ich, wie ein junger Mann aus einer Gruppe von drei Personen, welche nur wenige Schritte vor mir gingen, meinte,
„jetzt haben sie sich Spezialisten aus Italien geholt für die!“
Dabei dachte ich mir, hoffentlich ist das auch wirklich ein Spezialist, denn es fiel mir schon auf, als ich die Treppe hochkam, er verfolgte jeden meiner Schritte ganz genau und nun spürte ich regelrecht seinen Blick im Rücken, als ich die Opernpassage weiter Richtung Kärtner Straße ging.
Nun stellte mich an die Bar des „1516“, bekam dort wortlos mein erstes kleines Bier vor mich an den Tresen gestellt und wartete, was sich tut. Es dauerte nicht lange, da meinte ein junger Mann neben mir an der Bar,
„bin gespannt, ob er uns noch weitere Mails schickt!“
Und lachte dabei.
Daher wollte ich ihn auch nicht länger enttäuschen und begann wieder kleine Notizen auf in einer Mail, in der Mail App meines Smartphones, welche auf den Provider O2 eingestellt ist, allerdings mit Fehlern in der Bezeichnung der Server, zu verfassen und „sendete“ diese Mail an meinen Acount bei Yahoo. Und nur wenige Minuten später reagierte genau jener junge Mann neben mir darauf richtig heftig, begann darüber zu lachen und mit seinen Begleitern neben mir darüber zu sprechen, als wollte er mir zeigen, dass er dies alles, beinahe direkt, mitbekommt. Das Gleiche probierte ich einige Minuten später noch einmal, später noch einmal, und jedes Mal reagierte dieser junge Mann darauf regelrecht heftig, lachte und sprach mit den restlichen Personen seiner Gruppe darüber, worüber ich gerade eine Notiz verfasste.
Nun hatte ich schon viele verrückte Dinge mit ihnen erlebt, aber dies hatte alles Bisherige bei weitem übertroffen. Doch nach meinen üblichen drei kleinen Bieren, welche ich in dieser Bar trinke, wollte ich das Lokal wieder verlassen, zahlte und ging zum Ausgang. Doch gerade als ich zur Ausgangstür kam, an jenem Tisch, welcher dort direkt neben dem Eingang, dieser kleinen hölzernen Zelle, welche beinahe wie eine Telefonzelle aussieht, vorbeikam, meinte ebenfalls ein junger Mann,
„wir müssen nur aufpassen, dass der nichts mehr hinausbringt!“
Und alle seine Begleiter an diesem Tisch lachten. Mittlerweile hatte ich die Ausgangstür erreicht, diese bereits geöffnet, sodass dessen letzte Worte, sowie das lautstarke Gelächter des Rests dieses Tisches nach draußen drang. Nun dachte ich mir, wenn die bloß wüssten, was ich gerade in den beiden Wochen zu Weihnachten vorhätte, dann würden sie nicht so reden. Doch kaum trat ich auf den Gehsteig vor dem Lokal, da sah ich einem Mann, welcher am Rande des Gehsteigs stand und mit seinem Mobiltelefon telefonierte und dabei ins Lokal blickte, da dachte ich mir, diesen Mann kenne ich doch, den habe ich schon einige Male gesehen, das ist doch der Mann vom BND, welchen ich im Zug kurz vor München am 4. August und dann noch einmal am 7. November in Nürnberg am Hauptbahnhof gesehen habe. Nun ging ich aus dem Lokal und wollte eigentlich, sobald ich am Gehsteig bin, eine abfällige Bemerkung über diese Vollidioten, so wie ich sie sehe und bezeichne, fallen lassen, doch dann sah ich diesen Mann und sagte,
„ein Theater mit denen!“
Dabei bemerkte ich, wie dieser Mann sein Telefon von seinem Ohr wegnahm und offensichtlich gemerkt hat, dass ich weiß, wer er ist.
Nun wollte ich allerdings auch nicht direkt am Gehsteig bei diesem Mann stehen bleiben, schließlich hatte ich doch vor, genau an jene Organisation zu welcher dieser Mann gehört, dem BND, weitere Informationen während der Weihnachtstage zusammenschreiben und dorthin versenden, denn ich dachte mir, wenn die mich ohnedies so gut kennen, wissen, wohin ich üblicherweise abends gehe, dann müsste dieser Mann auch wissen, wohin ich nun gehe – ins Lokal „Stadtboden“, dort wäre es ja viel ruhiger. Also ging ich an dem Mann vorbei, lächelte ein wenig und ging dann weiter in die Kruger Straße ins „Stadtboden“. Noch am Weg dorthin dachte ich mir, nun stelle dir das einmal vor, ich überlege mir wochenlang wie ich Informationen über dieses Unding weiter geben könnte, überlege mir, auch wochenlang, wie und wann ich das anstellen soll, und dann steht ein Mann, genau aus jener Organisation, an welche ich diese Informationen schreiben wollte, einfach vor mir am Gehsteig und telefoniert, als ich dieses Lokal verlasse. Der müsste eigentlich den ganzen Wirbel heute Abend mitbekommen haben, denn der Lärm deswegen drang mit Sicherheit auch aus dem Lokal hinaus bis auf den Gehsteig, vielleicht sogar, was dieser junge Mann, als ich das Lokal verlassen hatte, gesagt hatte, mindestens jedoch das lautstarke Gelächter, als ich dieses Lokal verlassen habe.
Nun stand ich also an der Bar des „Stadtbodens“, trank dort mein damals übliches kleines Pils und wartete, ob dieser Mann von BND vielleicht auch nun in dieses Lokal kommt. Aber er kam nicht. Daher fand ich dies schon etwas seltsam und dachte mir, jedenfalls müsste dieser Mann heute Abend mitbekommen haben, dass ich keinesfalls „nur beleidigt“ bin, wegen denen. Gelegentlich schrieb ich auch weitere kleine Notizen auf mein Mobiltelefon und „sendete“ mir diese per Mail. Darunter auch teilweise richtig heftige Notizen, denn ich hatte damals drei Hauptgruppierungen dieses Unwesens ausfindig gemacht, welche ich einfach drei bekannten italienischen Mafien zuordnete, denn schließlich könnte es doch tatsächlich durchaus sein, dass eben jene dahinter stecken, wobei ich die Protagonisten, welche hier vorzufinden sind, ich nicht als besonders bedeutend ansah, agieren sie dafür doch viel zu auffällig und offen, sodass eigentlich jeder, der sich nur ein kleinwenig damit beschäftigt, mitbekommen kann, was und wie sie hier agieren und vorhaben. Dabei dachte ich mir auch nichts weiter, denn diese „Vollidioten“, wie ich sie hier immer bezeichnete, muss man ja deshalb auch einfach nur „einsammeln“, dann ist wieder Ruhe mit denen. Und jene, welche dahinterstecken, welche tatsächlich etwas vorhaben, bei welchen man doch aufpassen muss, was und wie man in deren Umgebung spricht, die bleiben eben dann übrig – ohnedies übrig – sind allerdings dann auch nicht mehr viele.
Nun wartete ich, und wartete, aber es geschah nichts mehr. Daher war ich beinahe etwas, um es umgangssprachlich auszudrücken, angefressen. Schließlich macht es auch keinen Spaß, dieses Ding am Hals zu haben, sich wochenlang zu überlegen, wie ich denn noch etwas unternehmen könnte, nur um nicht niedergerannt und damit zugrunde zu gehen und dann müsste nur einmal jemand mit mir sprechen, damit ich endlich wieder etwas Ruhe hätte, die Gelegenheit wäre zum Greifen nahe, aber es geschieht einfach nichts. Dabei wäre ich fast schon auf die Idee gekommen, man würde nun von mir regelrecht erwarten, dass ich meine Informationen über dieses Unding, welche ich in all den Jahren gesammelt hatte, nun offen im Internet zu verbreiten. Dabei dachte ich mir auch noch, ich habe schon viele verrückte Dinge mit denen erlebt, aber scheinbar wird dies immer noch verrückter. Nach meinen üblichen zwei kleinen Pils im „Stadtboden“ dachte ich mir, nun gehe ich eben auch noch in die gegenüberliegende Bar, vielleicht geschieht dort noch etwas. Aber eines wusste ich mittlerweile gewiss, dieses Zusammenschreiben von Informationen, welches ich eigentlich in den zwei Urlaubswochen zu Weihnachten vorhatte, das kann ich auf jeden Fall schon einmal gut sein lassen.
Nun ging ich also auch noch in diese American Bar, gleich gegenüber. Kaum stellte ich mich dort an meinen gewohnten Platz an der Bar, kam auch schon der Barchef, der Tunesier, welchen ich „den Mohr von Wien“ getauft hatte, da ich mir seinen Namen einfach nicht merken konnte, von der anderen Seite hinter die Bar, sah mich und hob verachtend seinen Kopf, als wollte er mir andeuten, ach du schon wieder, kam zu mir herüber, fragte mich,
„Spritzer?“,
was ich mit einem Nicken bejahte, und gab mir, wie üblich, die Hand. Dabei sagte ich zu ihm, nur um die Situation wieder etwas aufzulockern,
„was ist? Hab‘ ich schon wieder Karriere gemacht? Bin ich schon wieder Agent 08/15?“
Und lachte dabei. Worauf er noch einmal den Kopf verachtend erhob.
Danach servierte er mir meinen „Spritzer“.
Von nun an stand ich alleine an der Bar und er kam auch nicht wieder. Auch von seinen Kollegen sprach an diesem Abend niemand mehr mit mir. Daher blickte ich mich im Lokal um, wer denn sonst noch so aller sich an diesem Abend in dieser Bar eingefunden hat. Und da fielen mir diese beiden Deutschen auf, welche ich schon sehr oft in dieser Bar gesehen hatte und wie üblich an einem der Stehtische im hinteren Bereich des Lokals, kurz vor den niedrigen Tischen, an denen gepolsterte und mit Leder überzogene Couchen standen. Ich hatte diese beiden Deutschen mir als die „Schüssels“, nach dem österreichischen Altkanzler Wolfang Schüssel von der ÖVP gemerkt, denn einer der beiden Männer, sie waren stets zusammen unterwegs, sah dem österreichischen Altkanzler zum Verwechseln ähnlich, trug allerdings stets eine Krawatte, wobei der zweite, er hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit Wolfgang Schüssel, jedoch stets mit einer Fliege um den Hals umher lief, wobei beide stets Anzüge trugen. Und als ich die beiden Männer ansah, meinte einer der beiden auch noch,
„den muss man nicht ernst nehmen! So offen, wie der über das ganze spricht!“
Wobei ich mir dachte, warum den dies, ist mache doch auch nichts anderes als die, nur bin ich eben gegen dieses Unwesen!
In dieser Bar, der Kruger Bar, wie sie heißt, trank ich an diesem Abend lediglich einen Spritzwein. Dieses kostete ohnedies 5 Euro und ich war mittlerweile zudem auch wieder äußerst knapp bei Kasse. Binnen weniger Wochen würde ich mir wieder überhaupt nichts mehr leisten können, daher wollte ich an solch einem Abend nicht auch noch weitere 5 Euro für nichts hinauswerfen!
Als ich wieder nach Hause fuhr war mir eines jedenfalls nach diesem Abend klar, weitere Informationen werde ich in den restlichen zwei Wochen Urlaub, welchen ich nun bis 6. Jänner hatte, nicht mehr schreiben.
(2019-06-21)