Salzburg, Freitag, der 12. September 2003:
Der ganze Vormittag in der Arbeit war bei mir davon geprägt, die Zeit tot zu schlagen, bis ich endlich zu Mittag ach Hause fahren konnte und darauf wartete, bis mich „Silly“ anrufen würde und wir die Angelegenheit endlich klären könnten. Zu tun hatte ich ohnedies nichts, daher war mir eigentlich egal, was um mich herum so geschah.
Pünktlich um 1 Uhr mittags fuhr ich dann von der Arbeit nach Hause und wartete. Aber als es dann halb drei Uhr wurde, mein Mobiltelefon allerdings ruhig blieb, dachte ich mir schon, sie hätte es sich doch wieder anders überlegt und würde mich nicht anrufen. Gewundert hätte es mich nicht.
Dann aber läutete endlich das Telefon und „Silly“ war dran. Ich hatte allerdings plötzlich einen ganz anderen Menschen am Telefon, als noch Tags zuvor, als sie mich in der Mittagspause angerufen hatte. Sie war wie ausgewechselt und meinte, sie wollte mir nur sagen, sie hätte ohnedies niemals von mir etwas wollen, dabei hätte ich mir dabei lediglich etwas eingebildet, denn all die Jahre, welche sie nun den Sommer über in Mondsee gewesen wäre, hätte sie ohnedies durchgehend einen Freund gehabt und daher könnte dies gar nicht sein. Aber wenn ich möchte, dann könnte ich gerne vorbeikommen, egal wo auch immer sie gerade arbeiten würde, dann würden wir zusammen einen Drink nehmen und etwas plaudern. Dazu wäre ich gerne eingeladen.
Ich wäre beinahe in die Luft gegangen, als sie in dieser Art mit mir zu sprechen begonnen hatte. Daher hatte ich ihr auch gleich gesagt, mir wäre dies auch ohnedies egal gewesen, aber ihr verhalten mir gegenüber wäre für mich nicht mehr länger zu ertragen gewesen. Denn genau dies wäre es gewesen, was ich seit langer Zeit nun versucht hätte, mich mit ihr einfach nur einmal etwas zu unterhalten, aber dies wäre überhaupt nie möglich gewesen. Und genau deshalb hätte ich mit ihr am Freitagabend der Vorwoche sprechen wollten, was allerdings wieder einmal überhaupt nicht möglich war und deshalb damit geendet hatte, dass ich sie endlich zu einer Klärung dieses Verhaltens zwingen wollte, ich deshalb allerdings aus dem Lokal geworfen wurde.
Zudem erklärte ich ihr auch, dass es seitdem ich sie kennen würde, kein einziges Mal gegeben hätte, bei dem ich im Vorhinein wusste, was mir geschehen würde, sollte ich sie treffen. Ich erklärte ihr, wie ich sie kennengelernt hatte, dass sie mir dabei von Conny B. am Karsamstag des Jahres 2000 spät nachts vorgestellt wurde, ich drei Wochen später zu ihr kam, nur um dort ein kleines Bier zu trinken, allerdings verjagt wurde, wobei sie sich dies allerdings sehr schnell wieder überlegt hätte, mich tatsächlich zu verjagen. Und eine Woche später, als ich gar nicht mehr an ihre Bar kommen wollte, jedoch dort aufgehalten wurde und sie mir dann regelrecht um den Hals gefallen sei und dies seit genau dieser Zeit ständig in gleicher Weise vor sich gehen würde, es daher noch kein einziges Mal gegeben hätte, wo ich eben im Vorhinein wusste, wie sie mir gegenüber reagieren würde.
Es könnte auch durchaus sein, dass sie die ganze Zeit über einen Freud gehabt hätte, welches mir auch egal gewesen wäre, schließlich bin ich kein kleines Kind mehr, ich allerdings ständig davon hören müsste, egal wo auch immer, „Silly“ würde stets immer darauf warten, endlich mit ihr etwas anzufangen. Ginge ich allerdings dann abends in dieses Lokal, dann wäre es mir eben nicht nur einmal so ergangen, dass ich regelrecht verjagt wurde. Kümmerte ich mich allerdings erst gar nicht um dieses Geschwätz, käme allerdings trotzdem in das Lokal, dann würde ich wieder ganz etwas anderes erleben. Und wenn ich dies dann auch noch etwas beobachten würde, dann müsste ich zudem miterleben, wie Klaus O., der „verrückte Wirt“ in seinem Lokal umherläuft und sich bei anderen Gästen und dem Rest des Personals darüber echauffiert, ich würde so ja alles mitbekommen, was sie hier in diesem Lokal an Intrigen und Spielchen treiben würden.
Und dieses Gerede darüber wäre mittlerweile derart unerträglich geworden, hätte auch zudem bereits große Auswirkungen in meiner Arbeit, sodass dies endlich beendet werden müsste, dies allerdings nur mit ihr funktionieren würde, ohne meine Heimat, und Mondsee würde ich eben auch zu meiner Heimat zählen, verlassen zu müssen. Daher wäre ein Gespräch dringend notwendig gewesen, denn sonst wäre dies wieder einmal den ganzen Winter in gleicher Weise weitergegangen, ich allerdings dagegen überhaupt nichts unternehmen hätte können, was nun allerdings so geendet hatte.
Allerdings fing sie immer wieder davon zu sprechen an, ich würde mir hier etwas einbilden, weshalb ich beinahe wieder wütend geworden wäre, mich aber dann doch immer wieder beruhigen konnte. Denn, es war einfach so, mir wäre dies auch egal gewesen, was auch immer sie in ihrem Leben treiben würde, denn dies wäre eben ihre Sache, was sie tun möchte, dies hatten wir ja bereits einmal Ende Sommer 2001 geklärt, ich allerdings in meinem Leben auch gerne tun möchte, was ich möchte, dies allerdings durch ihr Verhalten leider nicht mehr möglich sei. Daher gelte es dies zu klären.
Ich hatte ihr zudem auch noch erklärt, dass ich sie noch niemals gesehen hätte, wenn sie nicht arbeiten würde und auch überhaupt keinerlei Möglichkeiten hätte, herauszufinden, wo sie denn sonst, abgesehen vom Lokal in Mondsee und im Herbst auf dem Oktoberfest, was ich übrigens auch nur durch Zufall erfahren hatte, arbeiten würde. Dazu erklärte ich ihr, ich hätte den Eindruck gehabt, sie würde zu Beginn des Sommers, als ich sie sogar in Mondsee nicht mehr angetroffen hatte und deshalb feststellen musste, nun könnte ich dies auch nicht mehr dort mit ihr klären, sie hätte hier in Salzburg im „Fürbergs“, welches gerade mal 200 Meter von meiner Wohnung entfernt ist, ich allerdings überhaupt keine Möglichkeit gehabt hätte, dies herauszufinden, ohne selbst dort hin zu gehen. Hätte ich dies allerdings getan, dann hätte mir auch gut und gerne wieder widerfahren können, von ihr verjagt zu werden. Dazu meinte sie allerdings derart bestimmt, sie würde dies nicht glauben, dass ich dies nicht gewusst hätte, daher war ich nun davon überzeugt, sie könne niemals wissen, was ich ihretwegen miterleben muss. Trotzdem spielt sie aber, aus einem offensichtlich anderen Grund, bei diesem Spielchen mit. Und genau dies war eben der Grund dafür, warum ich im Jänner zur Einsicht gekommen war, mit einem Menschen wie sie kann ich in meinem Leben nichts anfangen.
Beinahe eine ganze Stunde lang erzählte ich ihr ein Erlebnis nach dem anderen, welches ich, seit mittlerweile beinahe dreieinhalb Jahren mit ihr erlebe, teils mit ihr, vielfach allerdings ohne ihre Anwesenheit. Immer wieder kam ich dabei zum Ergebnis, hier müsse etwas sein, vielleicht auch nur ein Interesse, welches ja auch durchaus meinerseits gegeben war – dazu erzählte ich ihr auch, ich wäre anfänglich der Meinung gewesen, hätte ich sie nur kurz bevor sie nach Mondsee gekommen wäre, kennengelernt, dann wäre dies ganz anders ausgegangen und niemand hätte mehr dagegen etwas unternehmen können, ich mittlerweile allerdings dazu zu einer ganz anderen Ansicht gekommen wäre, weshalb mir nun egal wäre, was sie in ihrem Leben täte, ich allerdings nun wieder selbst Leben möchte – wenn ich sie dann allerdings treffen würde, dann müsste ich eben schon froh sein, nicht verjagt zu werden. Beobachte ich dies dann allerdings weiter, dann käme ich immer wieder zum Ergebnis, es stimmt voll und ganz, was ich immer wieder zu hören bekomme. Und dies müsste nun endlich ein Ende haben.
Immer wieder begann sie davon, all dies würde überhaupt nicht stimmen und ich dies falsch deuten, ich allerdings trotzdem gerne dazu eingeladen wäre, sie bei nächster Gelegenheit, wenn sie wieder arbeitet, zu besuchen. Zudem warf sie mir auch noch von, ich würde sie verfolgen, was sich ja wegen meiner E-Mail von letztem Sonntag deutlich zeigen würde. Worauf ich ihr auch noch erklärte, wie diese zustande gekommen war, auch wie ich überhaupt zu ihrem Familiennamen kam, weshalb ich erst daraus schließen musste, wohin ich diese Mail schicken könnte, und was ich ihr damit sagen wollte, denn ich möchte eben eine Person, wie diesen „verrückten Wirt“ keinesfalls in meinem Leben haben und daher wäre es für mich unvorstellbar, mich dazu zu zwingen zu wollen, wie dies auch immer wieder den Eindruck erwecken würde. Worauf ich ihr auch noch meine Probleme mit meiner Mobilbox an meinem Mobiltelefon von letztem Sonntag erzählte, wovon sie allerdings offensichtlich, ihrem Lachen zufolge, wusste.
Aber nun reichte es mir und ich sagte ihr Lebewohl. Wobei es mir allerdings egal wäre, sollte ich sie jemals noch einmal treffen, wovon ich allerdings ohnedies nicht ausgehen würde, denn dafür würden schon unzählige sorgen, dass dies nicht mehr der Fall sein würde, ich allerdings niemals mehr in ein Lokal gehen würde, in welchem sie arbeitet. Dies wollte sie allerdings schon wieder nicht akzeptieren und meinte, ich sollte dann doch am Oktoberfest, wo sie auch dieses Jahr wieder arbeiten würde, vorbeikommen. Worauf ich ihr auch noch erklärte, was ich deshalb ein Jahr zuvor erlebt hatte, als ich zwar nicht auf dem Oktoberfest war, jedoch in dieser Zeit von jemandem offensichtlich am Stachus gesehen wurde, und als ich dann deshalb einige Tage später bei ihr im Weinzelt war, erlebte ich wieder nur, dass ich mir die Nase blutig gelaufen hatte. Daher hätte ich mir für dieses Jahr erst auch gar kein Treffen mit meinen Bekannten, mit welchen ich seit vielen Jahren jedes Jahr auch am Oktoberfest war, vereinbart. Aber auch dies wollte sie nicht akzeptieren. Irgendwann wusste ich auch nicht mehr, was ich ihr noch alles erzählen sollte, daher begann ich das Gespräch abzuwürgen.
Während des gesamten Gespräches lief ich in meiner Wohnung im Wohnzimmer auf und ab. Was sich allerdings auch nach dem Gespräch noch tat, derart aufgebracht war ich. Denn ich dachte mir, gibt es das? Tags zuvor hatte ich die gleiche Person in der Arbeit am Telefon, völlig aufgelöst und, wie mir schien, heulend, heute meint sie schon wieder, mit mir tun und lassen zu können, was sie möchte.
Aber ich kam erst gar nicht richtig zum Nachdenken über dieses Gespräch, da klingelte mein Telefon schon wieder. Und schon wieder meinte sie, ich würde doch alles gänzlich falsch sehen und sollte doch am Oktoberfest zu ihr i das Weinzelt kommen. Dort gäbe es auch eine große Bar, an der wir einen Drink nehmen und uns unterhalten könnten. Aber ich sagte ihr noch einmal, ich möchte dies nun ein für allemal beendet haben und ich mit Sicherheit nicht zu ihr beim Oktoberfest kommen würde. Dies schien sie allerdings wiederum erst gar nicht weiter zu interessieren und ging offensichtlich davon aus, ich würde kommen.
Das zweite Gespräch dauerte dann wenigstens erst gar nicht mehr lange und ich sagte ihr noch einmal Lebewohl. Wobei ich allerdings bereits davon ausging, dies würde nun wieder nicht das Ende dieses unsäglichen Theaters sein.
Nach diesem Telefonat lief ich weiter in meiner Wohnung auf und ab. Nun kam ich auch dazu, darüber etwas nachzudenken. Dabei fiel mir auf, es hörte sich dabei gelegentlich so an, als wäre eine weitere Person neben ihr bei diesem Telefonat, beziehungsweise diesen beiden Telefonaten, anwesend gewesen. Dies störte mich nicht weiter, denn ich hatte ohnedies nichts mit ihr zu besprechen, was nicht auch jemand anderer hören könnte. Aber dies wird wohl der Grund dafür gewesen sein, dass ich heute eine gänzlich andere Person als Tags zuvor am Telefon hatte. Was mich dann allerdings doch sehr ärgerte, denn mittlerweile hatte ich die Hoffnung, in ihrer Umgebung auch nur irgendeinen vernünftigen Menschen zu finden, längst aufgegeben.
Eine ganze halbe Stunde lief ich nun in meiner Wohnung auf und ab. Dazwischen wollte ich mich immer wieder vor den Fernseher legen, doch dafür fand ich keine Ruhe. Dann rief ich meine Lebensgefährtin an, erzählte ihr, was ich nun erlebt hatte und dass ich an diesem Tag doch noch nach Linz kommen würde.
Dort angekommen sah ich, dass ihr Besuch aus ihrer Familie nur aus ihrem Bruder und seiner Freundin bestand. Ihr Besuch aus der Familie war der Grund dafür, warum ich eigentlich erst am Samstag zu ihr fahren wollte. Denn besonders gut war das Verhältnis zum Rest ihrer Familie in dieser Zeit nicht, was durchaus auch mit diesem Theater mit „Silly“ zu tun hatte. Aber nun hatte ich wenigstens einmal die Gelegenheit und auch einen Grund dafür, ihrem Bruder all die Details dieses unsäglichen Theaters zu erzählen und auch, was ich an diesem Nachmittag erlebt hatte. Worauf dieser kurzerhand beschloss, noch an diesem Abend mit seiner Freundin nach Mondsee zu fahren, um dort in das Lokal des „verrückten Wirtes“ zu gehen, denn dorthin wollte er ohnedies schon lange wieder einmal fahren.
Dort bot sich ihnen beiden dann die gesamte Zeit ihres Aufenthaltes dort folgendes Bild: „Silly“ alleine, ganz in Schwarz gekleidet, kaum wiederzuerkennen, umringt von den beiden Türstehern des Lokals und einem Kollegen, welche die ganze Zeit auf sie regelrecht aufpassten:
Dieses Foto habe ich im Internet gefunden und stammt von einem mir unbekannten Urheber. Wobei mir in diesem Fall, wie auch in manchem anderen, dessen Urheberrechte egal sind, denn er kann sich gerne bei mir melden, um selbst zu Protokoll zu geben, was er an diesem Abend wahrgenommen hatte, damit ich belegen kann, dass ich hier keinen Blödsinn erzähle. Denn am nächsten Morgen unterhielten wir uns in der Wohnung meiner Lebensgefährtin darüber, welches Bild sich ihrem Bruder und dessen Freundin an diesem Abend in diesem Lokal geboten hatte. Um dies kurz zu beschreiben, es war eine äußerst seltsame Stimmung, die gesamte Zeit ihrer Anwesenheit, beinahe im gesamten Lokal. Zudem auch von mehreren Gästen diverse Unmutsäußerungen über „Silly“ zu hören waren, wobei „dumme Gurke“ noch einer der harmlosesten Bezeichnungen für sie gewesen waren und sie, nicht nur weil sich offensichtlich sonst kaum jemand mit ihr unterhalten wollte, auch mit Recht die Nähe der beiden Türsteher suchte.
(2019-11-07)