Salzburg, Linz, Dienstag, der 5. August 2003:
An meinem dritten Arbeitstag bei VA Tech war die Situation keinesfalls besser – eher sogar noch schlechter.
Kurz vor Mittag kam „Hörbi“ wieder einmal ins Büro, ging zu seinem Arbeitsplatz und meinte dabei zu mir, ohne ersichtlichen Grund,
„mit mir werden Sie leben müssen, wenn Sie bei uns bleiben, zumindest für das erste halbe Jahr!“
Nun saß ich an meinem provisorischen Arbeitsplatz, ihm direkt gegenüber und dachte mir dabei, was, um alles in der Welt, ist das bloß für ein Spinner. Als hätte ich ihm in seinem Leben jemals etwas getan. Daher begann ich darüber nachzudenken, wann, wo, wie, warum und wie oft ich in meinem Leben je mit ihm etwas zu tun hatte. Zuerst hatte ich dazu kaum eine Idee, was jemals vorgefallen wein könnte. Dies kam mir dann erst einige Tage später, als die so weiter ging.
Am liebsten wäre ich sofort wieder nach Hause gegangen und hätte ich es mir leisten können, dann hätte ich sofort wieder bei VA Tech zu arbeiten aufgehört. Denn dies schien keine Zukunft zu haben. Aber was sollte ich tun?
In der Mittagspause rief ich einen guten Bekannten, welchen ich in Linz durch meine damalige Lebenspartnerin, welche ja auch damals in Linz arbeitete, kennengelernt hatte, der zudem auch immer sehr gut über meine Arbeit, noch in der Zeit, als ich für dieses Ingenieurbüro bei „NVD“ gearbeitet hatte, Bescheid gewusst hatte, wobei dies auch alles stimmte, was er mir darüber erzählte, woher auch immer er dieses Wissen hatte, um mich mit ihm zu unterhalten. Vielleicht könnte ich ja doch noch bei diesem Projekt wieder zurückkehren und dort weiterarbeiten. Hier sah ich jedenfalls keine Zukunft. Daher verabredete ich mich am Abend in Linz in einem Lokal mit ihm.
Nachmittags kam „Hörbi“ wieder einmal völlig aufgebracht an seinen Arbeitsplatz, setzte sich kurz daran nieder und verschwand dann auch gleich wieder. Worauf mein neuer Kollege Gerhard F. beinahe fluchtartig seine Sachen zusammenpackte, kurz meinte,
„das kann ja was werden!“
Und sich danach auf den Weg aus dem Büro begab. Als er an mir vorbeikam, meinte er noch,
„manchmal hat er seine Tage, da ist es gut, wenn man viel im Außendienst zu tun hat. – Aber das vergeht auch wieder bei ihm!“
Dabei lächelte er mich kurz an und verschwand dann aus dem Büro. Also Erich H., genannt „Hörbi“, schien offensichtlich regelrecht einen Ruf als Spinner zu haben. Was mich zwar etwas amüsierte, mir allerdings in dieser Situation auch kaum weiterhalf.
Am Abend fuhr ich dann nach Linz und traf mich mit meinem Bekannten in einem Lokal. Irgendwie hatte ich dabei den Eindruck, als wüsste er schon, weshalb ich mich mit ihm treffen möchte. Denn es dauerte nicht lange, da fragte er mich schon,
„na! Wie geht es Dir bei Deiner neuen Arbeit!“
Und lächelte dabei, als wüsste er schon was nun kommt.
Ich habe ihm natürlich sofort erzählt, dass dieser Wechsel für mich nun ein völliger Reinfall gewesen sei. Worauf er mich allerdings gleich unterbrach und meinte, die müsste aber gar nicht sein, denn er hätte da etwas ganz anderes gehört. Es könnte sogar sehr wohl so sein, dass sich dieser Wechsel für mich sehr wohl auszahlen wird. Denn um die gesamte Region West, in der ich nun tätig war, stünde es nicht besonders gut. Hier wäre sogar bereits einmal angedacht gewesen, diese zu schließen und das Geschäft in dieser Region von Linz aus zu bearbeiten. Dazu gäbe es zu viele Leute in Salzburg, welche alles andere als eine gute Arbeit leisten würden. Dieser „Hörbi“ wäre längst hinausgeschmissen worden, hätte er nicht einen der Vorstände, welcher ihm immer wieder zu Hilfe geeilt ist, wenn es eng für ihn wurde.
Und dann meinte er weiter. Beinahe mit der gesamten Führungsebene wäre man
nicht zufrieden, da sie immer wieder streiten, als wären es kleine Kinder.
Daher würden sie für Salzburg einen neuen Geschäftsführer suchen und dies könnte
ich werden.
Worauf ich ihm sagte, was soll denn das für ein Blödsinn sein! Ich habe nun seit acht Jahren als Planer gearbeitet und daher müsste ich mich erst wieder in diese Art der Arbeit einfinden, denn der Schwerpunkt der Arbeit liegt bei einem Planer ganz woanders als in einem ausführenden Unternehmen. Vielleicht wenn ich vier, fünf Jahre in solch einem Unternehmen in Ruhe arbeiten kann und dann kommt solch eine Frage auf, dann vielleicht. Aber heute war erst mein dritter Tag und ich wäre am liebsten längst wieder weg aus diesem Unternehmen. Nach vier, fünf Jahren, wenn dann die Frage nach der Neubesetzung eines Abteilungsleiters gestellt wird, dann könnte ich mich dies gut vorstellen, dass dabei vielleicht auch gar kein Weg an mir vorbeiführen könnte, gab es ja auch in der Zeit, als ich noch bei ABB arbeitete, bereits zehn Jahre zuvor solch eine Diskussion. Und dann, vielleicht noch einmal vier, fünf Jahre, wenn dann die Frage nach der Neubesetzung des Geschäftsführers gestellt würde, dann könnte ich mich dabei auch selbst vorstellen. Aber so! Dies schien mir völliger Blödsinn zu sein!
Dazu zur Erklärung: Diese VA Tech war damals tatsächlich so aufgestellt, dass jede Region, wie auch die Region West, in der ich tätig war, als eigene Gesellschaft geführt wurde, mit einem eigenen Geschäftsführer, und nicht, wie dies sonst in solch großen Unternehmen üblich ist, als reine Niederlassung.
Auch dies stimme zu dem, was mir mein Bekannter hier erzählte. Zudem schien es auch tatsächlich so zu sein, dass dieser „Hörbi“ gar keinen guten Stand in Salzburg hatte, wie er von sich selbst dachte. Denn auch über ihn hörte ich gelegentlich schon äußerst seltsame Kommentare in den drei Tagen, in welchen ich nun in Salzburg arbeitete.
Wie auch immer. Für mich war dies einfach alles Blödsinn, was mir hier mein Bekannter erzählte. Ich war ihm darüber aber keinesfalls böse, denn dies war auch ein wenig amüsant. Aber selbst, wenn mich jemand so etwas gefragt hätte, ob ich für solch eine Position, oder auch nur für die Position eines Abteilungsleiters zur Verfügung stünde, ich hätte dazu klar abgesagt, denn dies hätte nicht meinen Vorstellungen entsprochen, wie ich solch eine Position angehen würde. In vier, fünf Jahren – vielleicht – vielleicht sogar sehr sicher – aber nicht, nachdem ich gerade mal in dieses Unternehmen als Projektleiter, denn um diese Stelle ging es, als ich mich beworben hatte, eingetreten bin und mich erst wieder in die Arbeit in einem ausführenden Unternehmen einfinden musste!
Für mich war dieser Abend wenigstens wieder einmal eine angenehme Abwechslung, auch wenn es beinahe ausschließlich um die Arbeit ging!
(2019-08-28)