Salzburg, Donnerstag, der 12. Juni 2003:
Nun wäre ich beinahe schon euphorisch geworden, wie sich alles in den letzten Tagen entwickelt hatte. Am Dienstag erhalte ich die Zusage für einen neuen Job, tags darauf darf ich in einer Besprechung miterleben, wie meinem derzeitigen Chef der Auftrag für die Bauleitung bei der „NVD“ entzogen wird, heute wurde ich in der Arbeit noch einmal telefonisch darauf angesprochen, ob nicht ich selbst die Bauleitung bei diesem Auftrag übernehmen möchte, und sonst schien sich auch einiges wieder beruhigt zu haben.
Am Abend wollte ich daher, zum Ausgleich, wieder einmal in die Innenstadt gehen, um zu sehen, wie manche nun auf meine Gegenwart reagieren, ist ja ohnedies beinahe alles, was ich derzeit erlebe, vielen bekannt, darunter aber auch sehr viele, welche ich gar nicht kenne, noch nie zuvor wahrgenommen habe, woher auch immer die das wussten, daher wollte ich wieder einmal dieses „Pepe, in der Steingasse besuchen. Es hatte sich ja einiges getan in den letzten Tagen und Wochen. Hier war ich ja bekannt, daher ging ich davon aus, hier würde sich schon niemand daran stoßen, wenn ich vielleicht wieder alleine an der Bar stehe und dort etwas ins Grübeln komme.
Kaum stand ich dort allerdings eine Weile, schien es so, als müsste man nun einen Mindestabstand von zwei Metern mir gegenüber einhalten, damit mir auch ja niemand zu nahekommt. Es war schon mehr als eigenartig, wenn man zusehen muss, wie Leute in solch einem Lokal plötzlich, wenn ich auftauche, beginnen sich absichtlich von mir zu entfernen, einfach ein paar Meter weiter rutschen, stets darauf bedacht, eine große Lücke zwischen mir und anderen Gästen entstehen zu lassen, auch wenn sich diese dann dort beinahe gegenseitig auf die Zehen treten. Und wenn dann einmal jemand an mir vorbeigehen muss, dann dies nur, indem dabei eine abfällige Bemerkung über „den“ fallengelaasen wird. Ich hätte dazu ja nichts gesagt, hätte ich mit solch Personen auch einen direkten Kontakt und sie hätten vielleicht auch einen Grund dafür gehabt. Aber es schien so, als müsste dies nun einfach so sein, egal ob dies gerechtfertigt ist, oder nicht.
Daher, war ich zu Beginn des Abends noch der Ansicht, es könnte vielleicht doch besser sein, wenn ich bei diesem Projekt „NVD“ weiter arbeite, in welcher Form auch immer, nur eben nicht mehr für meinen bisherigen Arbeitgeber, so war mir nach gut einer Stunde klar, hier müssen zuvor andere Angelegenheiten geklärt sein, bevor ich mir über solch ein Vorhaben Gedanken machen kann. Bei allem Abwegen des Fürs und Widers, was ich nun in weiterer Folge beruflich tun sollte, kam ich immer wieder zur Erkenntnis, derzeit ist es für mich einfach besser, in ein neues Unternehmen zu wechseln, dort neu anzufangen, endlich einmal Ruhe im Leben zu finden und dann vielleicht in ein paar Jahren über „größere Brötchen“ nachzudenken, auch wenn ich dabei vielleicht derzeit eine Chance auslasse.
(2019-08-25)