Geschafft! – Abgabe der Ausschreibungsunterlagen für die NVD
Salzburg, Linz, Mittwoch, der 18. Dezember 2002:
Ich hatte es tatsächlich geschafft. Am Tag zuvor, gegen drei Uhr nachmittags, war ich mit der Erstellung des gesamten Leseexemplars für die Ausschreibung fertig geworden. Nun musste ich diese lediglich noch ausdrucken, was allerdings auch dementsprechend viel Zeit in Anspruch nahm, denn alleine die funktionale Beschreibung, diese „B2“, für alle Leistungen umfasste mittlerweile beinahe 140 Seiten. Zusammen mit allen anderen Teilen der Ausschreibung waren dies mehrere tausend Seiten. Und die gesamte Ausschreibung sollte in mehrere Ausfertigungen an den Auftraggeber des Projektes, der Linz AG, so viel ich mich erinnern kann, waren dies fünf Ausfertigungen, übergeben werden, denn all jene Abteilungen des Auftraggebers, welche in dieses Projekt besonders involviert waren, wollten ein eigenes Gesamtexemplar zur Prüfung haben. Verpackt umfasste dies nun mehrere Kartons, in welchen einst leeres Kopierpapier geliefert kam. Als mich mein Kollege, Norbert K., beinahe zufrieden an meinem Arbeitsplatz sitzen sah, meine er zu mir,
„bist‘ fertig?“
Ich,
„Ja!“
Er lächelte etwas und dann noch,
„pass‘ auf, dass Dir nicht noch jetzt jemand beim Drucken in die Quere kommt!“
Alleine das Drucken der gesamten Leistungsbeschreibung nahm mehrere Stunden in Anspruch und so war ich erst gegen 20:00 Uhr damit fertig.
Für diesen Tag hatte ich mir nun lediglich vorgenommen, die Leistungsbeschreibung selbst abzugeben. Dafür wollte ich gleich am Morgen die Ausschreibung in mein Auto verstauen und dann damit nach Linz fahren. Doch kaum kam ich am Morgen gegen 8:00 Uhr ins Büro, sah ich, wie Christa K., die Schwester des Chefs, unzählige Weihnachtsgeschenke, welche ich beim Auftraggeber verteilen sollte, zusammen packte. Kaum an meinem Arbeitsplatz angekommen. Lachte mein Kollege Norbert K. und meinte,
„hast‘ gesehen, was Dir die zusammenstellt?“
Ich darauf,
„Ja, ich habe es mitbekommen, als ich zur Tür hereingekommen bin!“
Dann meinte er,
„da bringst Du Deine Ausschreibung nicht mehr ins Auto, bei dem, was Dir die da zusammenstellt“,
und lachte dabei.
Mir wurde dabei auch ganz mulmig. Aber dann begann ich gleich damit, die Ausschreibungsunterlagen in meinem Auto im Kofferraum zu verstauen. Aber kaum hatte ich damit begonnen, stand auch schon Christa K. bei mir und meinte, ich sollte die Weihnachtsgeschenke, immerhin waren es nur mehr wenige Tage bis Weihnachten, mitnehmen und an all die am Projekt beteiligten beim Auftraggeber verteilen. Dies waren unzählige Weihnachtskarten, viele Kartons mit verpackten Weinflaschen, eine Cognac Flasche für den Projektleiter des Auftraggebers und auch noch unzählige dieser selbst hergestellten Wandkalender, denn der Seniorchef des Unternehmens, er war längst im Ruhestand, betätigte sich auch als Maler und von dessen Bilder wurden jedes Jahr eigene Wandkalender hergestellt und an die Kunden des Büros als Weihnachtsgeschenk verteilt.
Gegen neun Uhr war ich endlich fertig mit dem Einladen in mein Auto und ich fuhr endlich los. Mein gesamter Kofferraum war vollgepackt, die Kalender musste ich schon auf dem Rücksitz verstauen. Denn die hatten im Kofferraum keinen Platz mehr. Ehrlich gesagt, ich war richtig angefressen. Denn nun sollte ich auch noch den Rest des Tages durch das gesamte Gebäude des Auftraggebers laufen und Weihnachtsgeschenke verteilen. Und dies nach den vergangenen zweieinhalb Wochen. Daher hatte ich auf dem Weg nach Linz einen Plan gefasst, wie ich mich dessen entledigen könnte.
Gegen 10:30 Uhr kam ich endlich in Linz an und nun dachte ich mir, als erstes gebe ich die Ausschreibung beim Projektleiter des Auftraggebers ab, denn alleine dafür musste ich mindestens zweimal von meinem Auto in dessen Büro hochlaufen, so viel an Unterlagen waren dies – und die Kartons, in welche die Ausschreibung verpackt war, waren zudem auch noch schwer! Danach wollte ich noch ein drittes Mal zu ihm hochgehen, um ihm die für ihn vorgesehene Cognac Flasche, diese war ausdrücklich für ihn bestimmt, und einen Karton mit Weinflaschen, sowie wenigstens einen dieser Wandkalender abgeben, denn mit ihm hatte ich mich zudem auch von Beginn an, als ich dieses Projekt übernahm, gut verstanden. Den Rest der Verteilung der Weihnachtsgeschenke wollte ich mir einfach sparen!
Zwei Mal war ich nun bereits zu Siegfried L. (Dipl. Ing.) hochgelaufen, um bei ihm die Ausschreibungsunterlagen abzugeben, danach meinte ich noch zu ihm, ich hätte noch einen Teil. Ging wieder zurück zu meinem Auto, holte die Cognac Flasche, den Karton mit sechs Weinflaschen, eine Weihnachtskarte und einen von diesen Wandkalendern und kam wieder hoch zu ihm, wollte ihm dies übergeben und ihm dabei frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen, doch kaum war ich damit bei ihm angekommen, meinte dieser, er wäre selbst froh, wenn ich ihm dies nicht übergeben würde. Nun hatte ich ihm erklärt, dass ich auch noch viele andere Geschenke für all die anderen am Projekt beteiligten Leute des Auftraggebers in meinem Auto hätte, doch er meinte selbst, er fände dies gar nicht einmal so gut, wenn ich dies nun an alle Beteiligten verteilen würde, denn schließlich wäre das Verhältnis zwischen dem Auftraggeber und dem Büro, für welches ich damals arbeitete, ohnedies in den vergangenen Wochen und Monaten, bevor ich das Projekt übernommen hatte, nicht so gut gewesen, sodass sie jeder über diese Weihnachtsgeschenke freuen würde. Zudem meinte er auch noch, er fände dies auch typisch für dieses Büro, dass man nun auch noch mich, nachdem ich die Ausschreibungsunterlagen abgegeben hatte, auch noch die Weihnachtsgeschenke austeilen ließ und nicht einer der Chefs selbst dies übernehmen würde. Ab diesem Zeitpunkt war mir Siegfried L. höchst sympathisch! Denn er hatte es wohl selbst erkannt, dass hier doch zumindest einige menschliche Defizite auf Seiten der Verantwortlichen in diesem Büro vorhanden sein müssten. Wir hatten uns danach auch noch beinahe richtig angenehm unterhalten. Zudem meinte er auch noch, ich sollte auch die Cognac Flasche wieder mitnehmen, denn er wolle die ohnedies nicht und vielleicht hätte ich dafür eine bessere Verwendung, sie vielleicht sogar selbst zu trinken, denn ich hätte sie mir verdient. Den Karton mit den Weinflaschen und den Kalender sollte ich da lassen, denn er würde auch all den anderen Kollegen, welche an dem Projekt beteiligt sind, mitteilen, ich wäre hier gewesen, hätte das Leistungsverzeichnis abgegeben und auch noch Frohe Weihnachten gewünscht und wenn einer seiner Kollegen dies haben wolle, dann könne er die haben sonst würde eben der Karton und der Kalender bei ihm bleiben. Zudem wäre es auch der gesamten Situation nicht sehr einträglich, würde ich auch nun noch den gesamten Tag durch ihr Haus laufen und Weihnachtsgeschenke verteilen, meinte er. Man darf dabei nicht vergessen, dies ist ein doch sehr großes Bürogebäude.
Mit der Cognac Flasche in meiner Hand ging ich danach wieder zurück zu meinem Auto. Ich war richtig sauer. Denn mittlerweile hatte ich festgestellt, bei diesem Projekt wäre eigentlich niemand beteiligt, mit dem man nicht zusammen arbeiten könnte. Und hätte mir der Chef dieses Projekt viel früher übergeben, dann hätte dies auch durchaus auch eine sehr angenehme Zusammenarbeit sein können!
Bei meinem Auto wieder angekommen, setzte ich nun den Rest meines Planes für den heutigen Tag um – ich entsorgte den Rest der Kalender, welche eigentlich als Weihnachtsgeschenke gedacht waren, zusammen mit den vielen Grußkarten in den nächstgelegenen Altpapiercontainer! Ich dachte mir zwar noch, hoffentlich sieht mich niemand dabei, aber dies schien wohl doch der Fall gewesen zu sein, hatte allerdings im Jänner noch für viel Gelächter gesorgt! Die Cognac Flasche wollte ich mir tatsächlich selbst zu Weihnachten gönnen und auch die Weinflaschen nahm ich mit zu mir nach Hause mit.
Danach setzte ich mich in die Straßenbahn, mittlerweile hatte ich einen Ausweis des Auftraggebers, um diese auch kostenlos nützen zu können, fuhr damit in die Innenstadt von Linz und gönnte mir ihm „Klosterhof“ an der Landstraße noch ein ausgiebiges Mittagsessen. Dies hatte ich mir, meiner Meinung nach, auch mindestens verdient.
Danach fuhr ich wieder zurück nach Salzburg. Allerdings nicht ins Büro, sondern gleich nach Hause, denn für mich war für dieses Jahr die Arbeit getan! Ich hatte erstens, keine Lust mehr und zweitens, war ich mittlerweile völlig ausgelaugt, sodass ich nur mehr froh war, wenn endlich der mehr als verdiente Weihnachtsurlaub für mich kommt!