„Na und? – Da war er!“
München, Mittwoch, der 2. Oktober 2002:
Schön langsam wäre eigentlich wieder Ruhe eingekehrt. Oder, viel mehr, dieses Intrigenspiel rund um den „verrückten Wirt“ und dieser „Silly“ ging wieder auf ein erträgliches Maß zurück – dachte ich zumindest. „Silly“ war wieder weg aus Mondsee. Dies lief Ende dieses Sommers sogar ohne größere Aufregungen ab. Mittlerweile hatte auch der „verrückte Wirt“ sein Lokal wieder über den Winter geschlossen. Daher dachte ich mir, pass nur ja auf, damit nicht aus irgendeinem Grund dies wieder von vorne los geht und dieses Theater auch über den Winter weiter geht, ohne dass ich dagegen etwas unternehmen kann.
Zu dieser Zeit hatte ich, schon seit sehr vielen Jahren, relativ gute Bekannte, um nicht zu sagen Freunde, in München. Dort trafen wir uns immer wieder in unregelmäßigen Abständen, zu kleinen privaten Feiern, um Essen zu gehen, auszugehen etc. Kurz gesagt, ich war einfach froh, sie zu kennen und so gut mit ihnen befreundet zu sein, damit wir uns regelmäßig trafen, denn so kam ich aus meiner üblichen Umgebung immer wieder raus und kam dabei nach München.
Üblicher Weise besuchten wir auch in der Zeit des Oktoberfestes in München mindestens einmal im Jahr die „Wies’n“. Aber, um nicht wieder einen Grund dafür zu liefern, dieses unsägliche Theater wieder loszutreten, dem „verrückten Wirt“ und seinen Helferleins einen neuen Anlass zu geben, mit ihrem Intrigenspiel weiter zu machen, ließ ich in diesem Jahr den Besuch am Oktoberfest aus, denn dort arbeitete ja die letzten Jahre auch diese „Silly“, bestimmt wusste ich dies in diesem Jahr zwar nicht, aber ich hatte auch niemanden danach gefragt, denn mir stand das Ganze ohnedies längst bis zum Hals. Meine Bekannten in München waren auch froh darüber, denn auch ihnen wurde dies längst viel zu viel.
Trotzdem trafen wir uns in der Zeit der „Wies’s“ in München und besuchten an diesem Tag ein Lokal in der Innenstadt – leichtsinniger Weise, wie sich herausstellen wird. Dabei hatte ich alle Vorkehrungen getroffen, nur ja niemandem über den Weg zu laufen und auch sonst keinen Anlass dafür zu geben, ich wegen dieses Intrigenspiels in München. Ich stellte mein Auto weit ab von der Wohnung meiner Bekannten ab. Lief zu Fuß über Umwegen zu deren Wohnung und fuhr später mit ihnen im Auto zu diesem Lokal mit. Das ging auch alles soweit ganz gut und der gesamte Abend verlief, ohne auch nur irgendetwas über dieses ärgerliche Theater zu vernehmen. Auch meine Bekannten waren regelrecht erleichtet, dass dies nun doch wieder ohne Aufregungen möglich war. Aber, da es dann doch etwas länger zu werden schien, ich allerdings am nächsten Tag in Salzburg arbeiten musste, kam der Gedanke auf, ich könnte doch alleine früher gehen nun mit der U-Bahn zu meinem Auto fahren, um so noch damit an diesem Abend zu halbwegs normaler Zeit wieder zurück in Salzburg zu sein. Wir hatten sogar noch überlegt, ob dies schon schlau wäre und es nicht besser wäre, ich würde in deren Wohnung übernachten, um erst am nächsten Morgen wieder zurück nach Salzburg zu fahren, aber da den ganzen Abend von diesem Theater überhaupt nichts zu vernehmen war, verließ ich dann doch vorzeitig das Lokal. Es hatte mittlerweile einfach jeder in meiner Umgebung von dieser Angelegenheit restlos die Schnauze voll.
So lief ich also diesen kurzen Weg von diesem Lokal durch die Innenstadt Münchens zum Stachus, um dort in die U-Bahn zu steigen. Aber kaum kam ich zum Stachus, liefen mir zwei junge Burschen über den Weg, beide hatte ich noch nie gesehen, geschweige denn etwas mit ihnen zu tun gehabt, dabei sahen beide mich an und einer meinte,
„sieht heute nicht so aus, als ob wir hier heute weiter machen könnten, denn der war hier wo anders unterwegs.“
Darauf konterte der andere,
„Na und? – Da war er!“
Ich dachte mir noch, es ist unmöglich, diese unerträglichen und erbärmlichen Idioten schleichen wirklich überall herum und versuchen jede Gelegenheit zu nützen, um ihr Spiel im Laufen zu halten. Noch im Gehen kam mir der Gedanke, am folgenden Tag am Abend nach Mondsee zu fahren, nur um nachzusehen, woher denn dies nun wieder kommen könnte, denn auch dabei schien mir klar zu sein, es könne nur aus der Ecke rund um diesen „verrückten Wirt“ kommen.
Aber kaum ging ich wenige Meter weiter und war kurz vor dem Abgang zur U-Bahn, da fiel mir ein Taxi auf, denn es hatte an der Fahrertür eine Werbung von diesem „Hotel Pascha“ angebracht. Nun war dies noch nichts Ungewöhnliches, denn in Salzburg fuhren zu dieser Zeit sehr viele Taxis mit dieser Werbung herum. Allerdings stand auf dieses Werbeaufschriften in Salzburg als Standorte für dieses „Hotel Pascha“: Salzburg-Linz-München. Doch an diesem Taxi stand: Salzburg-München-Köln!
Nun wusste ich seit Mai, Juni 2001, dass der Betreiber des Hotels Pascha in Salzburg auch der Eigentümer dieses Lokals des „verrückten Wirts“ in Mondsee ist und dieser „verrückte Wirt“ dort lediglich der Geschäftsführer. Dabei hatte ich die ganze Zeit über schon die Bedenken, wenn sich dieses Intrigenspiel auch dort fortgesetzt hat, dann darf es einem auch überhaupt nicht mehr wundern, wenn dies derart riesig wurde. Und jetzt fuhr ein Taxi an mir vorbei mit der Aufschrift: Salzburg-München-Köln. Dabei wurde mir auch klar, auf diesen Werbeaufschriften sind auch gar nicht alle Standorte angegeben, sondern lediglich die für die Region bedeutendsten. Daher kam mir der Gedanke, dahinter müsste wohl eine riesengroße Bordellkette stecken. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, in Köln handelt es sich zudem dabei um das größte Bordell in ganz Europa. Dies hatte ich zufällig zwei, drei Wochen später erfahren, als ich eines Abends vor dem Fernseher saß und auch zufällig auf Pro7 die Sendung Galileo sah und dabei ein Bericht über eben dieses Hotel Pascha in Köln gesendet wurde.
Nun habe ich grundsätzlich mit dem Rotlichtmilieu überhaupt nichts am Hut und meide diese Etablissements. Ich war erst ein einziges Mal in einer derartigen Lokalität und dies bei einem äußerst lustigen Anlass. – Und zwar noch in meiner Schulzeit, bei einer mehrtägigen Exkursion in Wien, als damals ein bereits viel älterer Klassenkollege die gesamte Klasse, inklusive der uns begleitenden Lehrer, uns in ein solches Etablissement führte. Dabei war ich damals Klassenkassier und hatte die Rechnung für die Getränke einiger Schulkollegen zu übernehmen und dabei meinen Schulkollegen erklärte, für weiteres würde der Kontostand der Klassenkasse einfach nicht reichen.
Vielleicht hatte ich mich einfach instinktiv immer von diesem Milieu fern gehalten. Aber, ich denke, dies lag in erster Linie daran, da sich im Umkreis von 3 Kilometern in meinem ursprünglichen Heimatdorf, diesem Unterach, einem kleinen Dorf am Attersee mit gerade mal 1.300 Einwohnern, zu manchen Zeiten bis zu drei Bordelle gleichzeitig betrieben wurden und, obwohl eigentlich so gut wie niemand der Besucher dieser Lokale darüber spricht, meist doch schnell bekannt wird, wer diese Besucher sind. In solch einem kleinen Dorf kennt sich eben so gut wie jeder und daher war mit dieser Umgang immer einfach zu wider.
Und so beschloss ich noch an diesem Abend, am folgenden Abend nach Mondsee zu fahren, um dort zu erkunden, wie nun die Situation ist.