Salzburg, Dienstag, der 8. Oktober 2002:
Nachdem was ich in der letzten Woche in Mondsee und München erleben musste, war mein Bedürfnis, mich mit diesem unsäglichen Theater zu beschäftigen, dafür endlich eine Lösung zu finden, erst einmal gestillt. Aus Mondsee wollte ich mich nun einmal wieder für die nächsten Wochen und Monate weitgehendst fernhalten.
Daher ging ich an diesem Abend, um nicht alleine zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen, wo mir ohnedies die Decke auf den Kopf gefallen wären, in die Innenstadt, um mir dort ein paar kleine Biere zu gönnen. Wie meist zu dieser Zeit ging ich dazu in dieses Irish Pub am Rudolfskai, namens „O’Maley‘s“. Der Rudolfskai war zwar damals bereits eine Ausgehmeile, von der man sich eher fernhalten sollte. Jedoch unter der Woche ging dies und man konnte durchaus auch als Durchschnittsmensch dort unbehelligt ausgehen. Gerade in dieses Irish Pub „O’Maley’s“.
Nun stand ich dort, wie meist, an der linken Seite der Bar, gleich beim linken Eingang in dieses Lokal. Nach einiger Zeit fielen mir zwei Männer in der Mitte der Bar auf, welche immer wieder kurz zu mir herüberblickten und sich offensichtlich auch über mich zu unterhalten schienen. Daher spitzte ich meine Ohren, um zu erfahren, worüber es denn in ihren Gesprächen gehen möge. Diese beiden Männer passten irgendwie überhaupt nicht zueinander, aber irgendwie dann doch wieder. Der eine, ein etwas jüngerer Mann, vielleicht Mitte dreißig, schien dem Akzent nach zu urteilen ein Deutscher zu sein. Der andere Mann, etwas älter, vielleicht Ende vierzig, ein Österreicher.
Da bemerkte ich, wie dieser Deutsche auf diesen Österreicher regelrecht einredete, es müsste doch irgendjemand etwas tun mit denen. Denn hier müsste doch auch etwas dahinterstecken, denn sonst würden sie nicht ein derartiges Intrigenspiel aufziehen. Worauf ich natürlich besonders hellhörig wurde, denn genau so sah ich dies ja auch. Zudem war mir, als ich nun die beiden miteinander sprechen hörte, auch sofort klar, worüber es dabei gehen muss. Allerdings wimmelte der Österreicher ihn immer wieder ab und meinte, was sollte man denn dagegen tun. Dies sei doch lediglich ein dummes Gerede, um welches es sich dabei handelt. Dass daraus Intrigen entstünden, das wäre zwar auch klar, aber dagegen könnte man eben nichts unternehmen. Was ich allerdings auch so sah, denn meist steckte ja tatsächlich nur dummes Gerede dahinter, von welchem so gut wie gar nichts der Wahrheit entsprach. Dies hatte allerdings trotzdem nicht unerhebliche Auswirkungen. Aber ich hatte es ja auch schon selbst unzählige Male versucht, jemanden zu finden, der mir dieses dumme Gerede, welches allerdings äußerst diskreditierend war, zu bezeugen. Allerdings hatte ich erst einmal jemanden gefunden, welcher dieses Gerede, diese Intrigenspiele auch mitverfolgt hatte, sodass er mir dies auch bezeugen hätte können, dauerte es meist nicht sehr lange, bis derjenige oder diejenige davon nichts mehr wissen wollte und damit nichts zu tun haben wollte. Weshalb ich es als beinahe unmöglich ansah, dagegen etwas zu unternehmen. Denn irgendwohin zu laufen, dort zu erzählen, hier gäbe es eine Gruppe von Leuten, welche dummes Gerede veranstalten, wovon kaum etwas der Wahrheit entspricht, dadurch allerdings Intrigen entstünden, welche für mich äußerst unangenehm und diskreditierend wären, das wollte ich mir erst gar nicht antun. Zudem war ich damals auch noch der Meinung, irgendwann würde ich diese „Silly“ einmal antreffen, ohne der Gegenwart eines dieser ominösen Freunde von diesem „verrückten Wirt“, dann könnte man sich dies auch, so wie es sein sollte, untereinander ausmachen und all diese Intrigenspiele würden in sich zusammenfallen.
Wenn es allerdings etwas gegeben hat, was mich an diesem Gespräch der beiden Männer nur unweit von mir an der Bar regelrecht fasziniert hatte, dann war es dieses beinahe unvorstellbare Detailwissen, was beide über dieses unsägliche Theater mit dieser „Silly“, dieses dumme Gerede und die dadurch entstehenden Intrigen hatte. Denn da meinte der Österreicher als Erklärung dafür, weshalb er der Meinung wäre, hier könnte man nichts unternehmen: Wie sollte irgendjemand etwas unternehmen, wenn den jemand in München sieht und die danach ausschwärmen, weil sie Angst hätten, die beiden könnten doch noch zusammenkommen und dann wäre er und sie weg, er danach noch einmal extra nach München fährt und rennt sich dann aber die Nase an, weil sie eben wieder intrigiert hätten. Dagegen könnte man einfach nichts tun, denn dies wäre lediglich „deppert“! – Und dies entsprach genau dem, was ich in der letzten Woche mit dieser „Silly“ erlebt hatte. Als wäre hier jemand, genau wie ich, überall mit dabei gewesen, sowohl in München als auch in Mondsee, und hätte dies hautnah miterlebt. Dies war auch nicht das erste Mal, dass ich in meiner Umgebung andere Leute derart über all dies, mit einem Detailwissen, welches mich regelrecht verblüffte, reden hörte. Daher ging ich auch damals davon aus, auch wenn ich dies niemals mehr mit dieser „Silly“ selbst klären könnte, würden all diese Intriganten damit irgendwann auf die Nase fallen. Daher war ich beinahe regelrecht amüsiert darüber, als ich die beiden da beinahe neben mir an der Bar darüber reden hörte.
Zudem hatte ich auch die Hoffnung, selbst wenn diese Gruppe um diesen „verrückten Wirt“ einmal zu fassen wäre, da ja doch viel mehr hinter all dem steckt, als lediglich Spaß an der Intrige, dann würde auch jemand anderer etwas unternehmen, denn als ich am vorherigen Wochenende erfahren musste, dass hinter diesem Bordellbetreiber, welcher diesem „verrückten Wirt“ die finanziellen Mittel zur Verfügung stellte, um sich sein Lokal zu kaufen, hier eine ganze Bordellkette, welche nicht nur in Salzburg, Linz und Graz ansässig ist, sondern auch, wie ich dies nun von den Werbeaufschriften auf Taxis in München entnehmen musste, auch in München und Köln ansässig ist, war mir klar, ich möchte damit einfach nichts zu tun haben. Dass sich dahinter sogar die größte Bordellkette Europas verbirgt, dies würde ich erst einige Tage später erfahren.
Nachdem die beiden Männer das Lokal verlasen hatten, zahlte ich auch und ging wieder nach Hause. Allerdings frohen Mutes. Denn wusste ich doch nun, all dies würde nicht nur mir auffallen und nicht nur ich würde mich damit beschäftigen. Daher war ich der Meinung, es würde vielleicht gar nicht mehr lange dauern, dann würde dieses gesamte Intrigenspiel dieser Freunde des „verrückten Wirtes“ ohnedies zusammenbrechen und sich alles wieder in Luft auflösen.
(2019-12-13)