Mondsee, Samstag, der 18. Mai 2002:
Nun ging also dieselbe Leier wie in den beiden letzten Sommern zuvor in Mondsee wieder los, obwohl ich dies ohnedies schon längst nicht ehr mochte und am liebsten mit so gut wie niemanden mehr von hier etwas zu tun haben wollte. Denn die letzten beiden Jahre hatten mir eigentlich schon gründlich gereicht. Aber war eben meine alte Heimat, deshalb wollte ich mich auch von dort nicht verdrängen lassen.
Anfangs hielt ich mich noch an diese äußerst attraktive Norwegerin, welche ich am 2. Mai mehr oder weniger zufällig kennengelernt hatte, aber hier stellte sich leider sehr rasch heraus, viel mehr als ein Tritt in den Allerwertesten wäre dabei ohnedies nicht herausgekommen. Sie war zwar keinesfalls dumm, auch nicht unumgänglich, aber eines irritierte mich dann doch etwas. Denn diese hübsche Norwegerin, sie stammte aus Trondheim, war Studentin der Rechtswissenschaften, hatte in ihrer Heimatstadt offensichtlich im Winter einen österreichischen Skispringer namens Andreas Goldberger offensichtlich kennengelernt und war nun, nachdem dieser ja auch hier in Mondsee mittlerweile beheimatet war, hierhergekommen, um ihn näher kennenzulernen, oder was auch immer. Und da muss ich sagen, wenn eine Frau solche Absichten hat, da kann ich einfach nicht mithalten, vielmehr, da will ich auch erst gar nicht mithalten. Somit entwickelte sich hier lediglich eine gute Bekanntschaft, mehr nicht, wenn auch oftmals eine äußerst lustige Bekanntschaft.
Dies hatte allerdings wohl der „verrückte Wirt“ gleich wieder mitbekommen, was mich auch nicht weiter wunderte. Denn schließlich war ja auch diese Denise dabei involviert, und, naja, sie ist eben eine große Tratschtante.
So ging ich an diesem Abend wieder einmal in das Lokal des „verrückten Wirtes“, wollte allerdings gleich durch, an der kleinen Bar, an welcher „Silly“ arbeitet, ins eigentliche Lokal vorbeihuschen, da fing mich wieder dieser „verrückte Wirt“ gleich an der kleinen Bar von „Silly“, direkt am Eingang, die Terrasse war noch nicht ganz geöffnet, ab und wollte mit mir sprechen. Er machte mir dabei regelrecht Vorwürfe, wie ich denn dies zwei Wochen zuvor tun konnte, denn dies wäre ja wohl gänzlich unpassend gewesen. Aber ich erklärte ihm wieder einmal, ich behandle eben jeden so, wie ich ihn das letzte Mal zuvor auch behandelt habe. Und nachdem ich das letzte Mal, als ich „Silly“ zuvor sah, dies war eben im Herbst letzten Jahres, ein halbes Jahr her, am Oktoberfest in München, wo ich lediglich dumm stehen gelassen wurde. Daher hatte ich mir diesbezüglich schon längst keine Gedanken mehr gemacht, auch wenn ich trotzdem den ganzen Winter über ein unsägliches Theater deshalb am Hals hatte. Was allerdings auch kein Wunder sei, denn schließlich würde es ja auch Leute geben, welche extra nach München gefahren waren, um dort im Weinzelt zu verkünden, ohne ihnen ging ohnedies nichts – dies musste ich ihm einfach dabei reindrückten. Doch dies verfolgte auch Carine, die Freundin von „Silly“, welche dazu ein Lächeln aufsetzte, als wären es tatsächlich mehrere Personen gewesen, nicht nur der „verrückte Wirt“, welche dies taten. Zudem hatte ich ihm auch gesagt, er sollte es doch sein lassen, sich hier einzumischen, denn schließlich wäre es ihre Sache, was sie tut, und meine Sache, was ich tue! Aber dies hatte ich ihm ja bereits einmal versucht zu erklären. Außerdem wäre ich kein „Bursche, den man erst normal machen muss“, so wie er dies immer wieder behauptet, denn dies empfinde ich als Frechheit. Höre ich dies doch bereits seit Herbst 1998 immer wieder einmal von ihm und damals konnte er mich überhaupt nicht gekannt haben, wusste er doch nur wenige Wochen zuvor nicht einmal, wer ich bin. Daher kann dies nur eine grundsätzliche Abneigung gegen mich sein, oder er war bereits damals eine zentrale Anlaufstelle für jeden, der gegen jemanden intrigieren will und ihn irgendwo rausdrängen will. Wobei natürlich auch beide Gründe für seine offen gezeigte Abneigung gegen mich ausschlaggebend sein können.
Gerade als ich ihm dies wieder einmal klarmachen wollte, kam nun auch „Silly“ zu ihrer Bar zurück und sah, wie sich, als sie ankam, der „verrückte Wirt“ von mir entfernte. Daher hat sie wohl von dieser Unterhaltung, oder vielmehr, eigentlich war es eine Klarstellung, nicht mehr viel mitbekommen, daher meinte sie lediglich zu ihrer Freundin Carina,
„und? Passt es jetzt?“
Worauf diese meinte,
„noch nicht so ganz, aber die werden schon klarkommen miteinander!“
Was ich allerdings nicht so sah, denn längst hatte ich den Vorsatz, diesen „verrückten Wirt“ in meinem Leben nicht haben zu wollen.
„Das ist ein Wahnsinn mit den beiden!“,
meinte „Silly“ darauf. Worauf allerdings Carina antwortete,
„das liegt aber nicht an ihm hier!“
Und dies waren immer wieder einmal so kleine Äußerungen, welche in mir die Hoffnung aufkommen ließen, in ihrer Umgebung würden sich doch auch durchaus umgängliche Personen befinden. Was mir allerdings an diesem Abend wieder einmal gar nichts brachte, denn ich blieb den Rest des Abends wieder einmal an dieser kleinen bar stehen – und stand dort. Außer gelegentlichen kurzen Wortwechseln geschah nicht viel.
Ich hatte damals schon immer den Gedanken, dieser „verrückte Wirt“ möchte es einfach so haben, dass ich, wie er dies immer wieder behauptet hatte, ich auf diese Frau völlig fixiert wäre und sie lediglich anhimmeln würde, denn dies war wieder einmal so ein Abend, an dem man sich hätte auch durchaus normal über Gott und die Welt unterhalten hätte können. Einfach nur herumalbern, Späße machen und dergleichen. Aber dem war nicht so! – Warum eigentlich! Denn so unzugänglich wäre auch „Silly“ nicht gewesen.
Aber auch dies würde sich bald klären!
(2019-08-06)