Salzburg, Freitag, der 25. Mai 2001:
Als hätte ich es mir zu Herzen genommen, als mir am Montag dieser Woche noch unsere Chefin in diesem Ingenieurbüro gesagt hatte, ich sollte nicht mehr „da hinausfahren“, hielt ich mich die gesamte Woche von Mondsee und diesem „verrückten Wirt“ samt dieser „Silly“ fern. Ich sah ohnedies keine Möglichkeit mehr, dies noch in absehbarer Zeit zu klären. Daher war es mir wichtiger, dass sich dieses Theater nicht auch noch in Salzburg zu sehr ausbreitete.
Allerdings meine „Geschäftsdienste“ im Laden, zusammen mit meinem Bruder in meinem alten Heimatdorf, nahm ich, wie gewohnt, weiter war. Auch wenn sich meine Umsatzzahlen mittlerweile beinahe konstant auf Null hielten und ich immer wieder Kunden dabei beobachtete, wie sie mehrmals am Laden vorbeigingen, oder mit dem Auto daran vorbeifuhren, bevor sie dann, sobald mein Bruder von mir den Dienst übernahm, in den Laden kamen. – Irgendwie war ich allerdings in der Hoffnung, dies würde sich wieder legen. Irgendwann würde mir diese Frau auch so einmal über den Weg laufen und man könnte vielleicht so dies lösen, aber diese Zeit war mehr als aufregend und anstrengend.
An diesem Abend ging ich wieder zu Fuß in die Innenstadt, um dort das Lokal „Pepe Gonzales“ aufzusuchen. Dieses Lokal schien mir in dieser Zeit, unter diesen Umständen, einfach das ideale Lokal für mich zu sein. Kannte ich doch dort wenigstens die Bediensteten, auch die Eigentümer, und so hätte ich wenigstens jemanden, um mich unterhalten zu können, wenn auch sonst schon niemand mit mir etwas zu tun haben wollte. So, wie ich dies schon in den Wintermonaten immer wieder in diesem Lokal tat, obwohl ich bis vor wenigen Wochen in Salzburg so gut wie nichts über dieses unsägliche Theater vernehmen musste.
Aber an diesem Abend hatte ich mich darin grundlegend getäuscht. Kaum betrat ich das Lokal, stelle mich, wie üblich an solch Abenden, gleich an den Beginn der Bar, wurde ich zwar anstandslos bedient, aber es war, als würde ich nun auch hier ein Fremdkörper sein, welcher nicht gerne gesehen werden würde. Zudem dauerte es wieder nur wenige Minuten und ich Umkreis von drei Metern waren alle anderen Gäste verschwunden. Als wollte einfach niemand mit mir etwas zu tun haben.
Selbst ein Kellner, mit welchem ich mich wenigsten sonst an solch Abenden, meist freitags, gut unterhalten konnte, er war lediglich Aushilfe, arbeitete er doch sonst in einem ganztags Job und war meist nur an Freitagen hier, hielt sich auffallend fern von mir.
Nun nah ich dies niemanden zunächst übel, denn dieses Theater war mittlerweile wirklich unerträglich geworden, auch wenn ich selbst dazu nichts beigetragen hatte und ja auch immer wieder versuchte, dies zu lösen, mittlerweile allerdings längst die Nase davon voll hatte, mir bei dieser Frau regelmäßig sprichwörtlich die Nase blutig zu rennen. Ich sah einfach keine Möglichkeit, dies zu ösen, denn ich hätte noch si gut aufgelegt sein können, in nur wenigen Minuten wäre meine Stimmung in diesem Lokal auf dem Nullpunkt angelangt und – es gab noch kein einziges Mal, keinen einzigen Abend, an welchem ich zuvor wusste, was mich vielleicht in diesem Lokal des „verrückten Wirtes“ erwartet, wenn ich dort diese „Silly“ antraf. Dies hatte es bisher niemals gegeben. Die Nase hatte ich mir noch immer wundgelaufen, wenn ich nicht gar verjagt worden war. Aber kaum hatte diese „Silly“ erkannt, dass mir ihre Gegenwart egal ist, dann wurde die plötzlich wieder ganz anders. – Und davon hatte ich einfach die Nase voll! Das wollte ich in diesem Jahr einfach nicht mehr. Und schon gar nicht an Wochenenden! Daher sah ich eigentlich keine Möglichkeit, dies derzeit zu lösen, bewusst und absichtlich zu lösen, sondern dachte mir vielmehr, irgendwann würde sich dies wieder legen Irgendwann würde sich dafür auch eine Gelegenheit ergeben, allerdings nicht im Lokal des „verrückten Wirtes“.
Nun, da ich allerdings mittlerweile auch in Salzburg beinahe völlig isoliert war, schien dies wieder ganz anders zu sein. Denn, es sah nicht danach aus, als würde sich dies irgendwann legen, sondern vielmehr, als würde dies immer schlimmer werden. Und dazu kam auch noch, dass sich dies auch mittlerweile in meiner Arbeit beinahe uneingeschränkt breit machte. Wofür ich allerdings zunächst überhaupt keine Erklärung hatte, welche Rolle dies hier spielen würde. Denn Beeinträchtigungen in meiner Arbeit gab es deshalb überhaupt keine!
An diesem Abend blieb ich nicht so lange, wie sonst gelegentlich, sondern ging relativ früh wieder nach Hause. Hatte dabei allerdings, in Anbetracht dieses Abends, den Vorsatz getroffen, nun einfach so weiter zu tun, wie bisher, denn nun schien ohnedies jede Maßnahme, welche ich getroffen hatte, vergebens zu sein.
Vielleicht war ich auch der Meinung, unter erwachsenen Menschen würde sich doch so etwas doch noch lösen lassen! Aber darin wollte ich mich gründlich getäuscht haben!
(2019-07-17)