Mondsee, Donnerstag, der 12. April 2001:
Den ganzen Winter lang hatte ich mir überlegt, ob ich mir, nach dem vergangenen Sommer, es jemals noch antun soll, in dieses Lokal des „verrückten Wirts“ in Mondsee zu gehen. Immer wieder war ich der Meinung, es sei vielleicht besser, dies nie wieder auszusuchen, nie wieder Kontakt zu ihm, oder seine Freunde zu haben. Nun hatte ich allerdings trotzdem seit Mitte September dieses Theater wegen dieser „Silly“ am Hals, konnte dagegen allerdings überhaupt nichts unternehmen, hatte ich doch auch keinerlei Kontakt zu ihr, wusste auch nicht wo und wie ich sie erreichen könnte, obwohl sie mir eigentlich grundsätzlich jeden Tag in Salzburg, Mondsee, oder auch beim Schifahren, wobei ich dazu allerdings meist nach Flachauwinkel fuhr, um dann in Zauchensee schizufahren, über den Weg laufen könnte.
Ich habe mich damals eigentlich schon richtig über sie geärgert, denn entweder besteht ohnedies kein Interesse aneinander, dann könnte man sich auch gegenseitig egal sein, oder man baut wenigstens einmal Kontakt zueinander auf und tauscht dazu vielleicht schon einmal eine Mobiltelefonnummer aus. – Die Kids in der Schule machen es einem doch vor! Tauschen Telefonnummern gegenseitig aus und niemand weiß, wer mit wem Kontakt hat- wenn sie dies nicht wollen, oder dies kommt eben nur zufällig auf. Hier schien dies allerdings ein offensichtlich unüberwindbares Problem zu sein! Denn diese Balzrituale von testosterongesteuerten Jünglingen in diversen Lokalitäten waren mir immer schon zu wider. Hier hatte ich nun eine Frau kennengelernt, vielmehr wurde sie mir vorgestellt, welche dies offensichtlich genießt und sich dies offensichtlich erwartet.
Nun war mir eines klar. So ein Theater, wie letzten Sommer will ich auf keinen Fall mehr haben. Daher gibt es zwei Möglichkeiten, entweder ich halte mich gänzlich fern von diesen Personen um diesen „verrückten Wirt“, oder es gilt dieses Theater sofort, sobald diese Frau wieder hier in der Gegend um meine alte Heimat ist, in den Griff zu bekommen. Allerdings stellte sich mir die Frage, hängt dies tatsächlich von mir ab, oder entsteht dieses Theater, gänzlich ohne mein Zutun. Das gilt es abzuwarten und dies würde ich erst wissen, wenn dieser „verrückte Wirt“ sein Lokal für diesen Sommer wieder geöffnet hat, denn Kontakt hatte ich zu überhaupt niemanden von seinen „Freunden“ und schon gar nicht zu dieser Frau, welche sie „Silly“ nannten!
An diesem Abend fuhr ich, wie sehr oft zu dieser Zeit, am Abend noch von Salzburg nach Unterach, in mein altes Heimatdorf. Und da sah ich Licht im Lokal, des „verrückten Wirts“ brennen. Nicht allerdings einfach nur Licht, sondern es schien, als würde dort eine Veranstaltung stattfinden, denn es standen auch eine Menge an Fahrzeugen am Parkplatz vor dem Lokal. Nicht, dass ich deshalb umherschnüffelte, nur um herauszufinden, wenn dieses Lokal geöffnet hat, oder für diesen Sommer wieder geöffnet ist, nein, man fährt ja direkt daran vorbei, wenn man an der Bundesstraße durch Mondsee fährt.
Es wurde also spannend. Für den Saisonstart schien es mir zu früh zu sein, denn üblicherweise wurde dieses Lokal, so auch letztes Jahr, erst am letzten Wochenende vor dem 1. Mai für die Sommersaison geöffnet.
Fast aufgeschreckt davon, fuhr ich am Abend, nachdem ich in meinem Elternhaus angekommen war, wieder zurück nach Mondsee und ging dort in die Kneipe im „Schloss“, welche bis vor einem Jahr von Ralph T. betrieben wurde, nun allerdings, seit dem Winter, von einem Einheimischen namens Bernhard B. gepachtet und unter dem Namen „La Sita“ betrieben wurde. Ihn kannte ich ja auch schon relativ lange, wenn auch nicht wirklich gut, allerdings hatte ich früher niemals Probleme mit ihm, daher war ich regelrecht froh, als er diese Kneipe übernommen hatte, denn so konnte ich wenigstens am Abend dort hingehen, in Ruhe ein Bier trinken, ohne mich mit Personen herumschlagen zu müssen, mit welchen ich ohnedies offensichtlich niemals klarkommen würde, aus Gründen, welche ich zwar nie verstand, ich allerdings einfach mittlerweile hinnahm, ohne weiters darüber nachzudenken. Als ich dort am späteren Abend, ich denke, es war mittlerweile längst gegen 23:00 Uhr geworden, schien dort auch wieder alles normal zu sein. Es schien fast so, als würde das Verhältnis zu jenen Gästen, welche dieses Lokal regelmäßig besuchen, nun wieder so zu werden, wie dies bis Anfang letzten Jahres war, als noch Ralph T. hier der Chef im Laden war.
Interessanter Weise schien dies schon seit Anfang März wieder so zu werden, wobei ich zunächst dafür überhaupt keine Erklärung hatte. – Heute, da ich dies schreibe, allerdings sehr wohl! Es blieb mir also nichts anderes übrig, als zu warten, bis der „verrückte Wirt“ sein Lokal für diese Sommersaison wieder geöffnet hat, um zu sehen, wie dies dann ist. – Dann galt es allerdings schnell eine Entscheidung zu finden!
(2019-07-12)