Mondsee, Freitag, der 27. April 2001:
Nun war es also gekommen, dieses Wochenende, an welchem der „verrückte Wirt“ sein Lokal für diesen Sommer wiedereröffnet. Mittlerweile hatte auch ich es mitbekommen, wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist. Es blieb allerdings auch kein anderes Wochenende mehr übrig, denn es war mittlerweile das letzte Wochenende im April und spätestens im Mai war dieses Lokal noch jedes Jahr wieder geöffnet gewesen, daher, auch hätte es mich niemand gesagt, ich hätte es mir einfach denken können. Aber dies zeigt ganz einfach, ich hatte überhaupt keinen Kontakt, zu keinem in dessen Umfeld, Was mich auch nicht weiter störte, gäbe es da nicht dieses unsägliche Theater um diese Person „Silly“.
Und für mich war nun der Zeitpunkt gekommen, mich zu entscheiden, ob ich mich jemals noch in die Umgebung dieses „verrückten Wirtes“ begebe, oder nicht. Denn eines wollte ich keinesfalls, erst Tage und Wochen später mich um dieses Theater zu kümmern, um dies endlich wieder in Griff zu bekommen, wenn dies bereits wieder i vollem Gang ist. Dazu kommt ja noch eines, ich hatte überhaupt keine Ahnung, ob diese Person „Silly“ überhaupt dieses Jahr wieder für den „verrückten Wirt“ arbeiten wird, oder vielleicht gar nicht mehr in der Gegend meiner alten Heimat ist. Ich hatte ja überhaupt keinerlei Kontakt, wusste gerade mal den Vornamen und das war es dann schon!
Was ich allerdings auf jeden Fall vermeiden wollte ist, allein in dessen Lokal zu gehen. Früher war dies für mich kein Problem, hatte ich doch dort immer sofort jemanden getroffen, wen ich kannte. Auch wen ich nicht alleine in dieses Lokal gehen wollte, war dies früher kein Problem, traf ich doch beinahe überall in Mondsee jemanden, den ich schon lange kenne, der danach noch in dieses Lokal gehen wollte. Damals war dies eben so. Allerdings seit Sommer 1999 war dies zum Problem geworden.
Daher fuhr ich am Abend nach Mondsee, ging in das Lokal im „Schloss“ von Bernhard B., nur um zu sehen, wie er und seine Gäste auf meine Gegenwart reagieren, obwohl nun dieses Lokal des „verrückten Wirtes“ wieder geöffnet hat. Nun sollte man meinen, dies dürfte doch überhaupt keine Auswirkungen haben, aber dem war eben nicht so. Denn kaum kam ich in das Lokal im „Schloss“ war es, als wäre ich ein Aussätziger geworden, als wäre ich ein Fremdkörper, welcher hier einfach nicht hingehört, der von niemanden erwünscht ist, den niemand sehen wollte. War ich noch am vergangenen Wochenende in diesem Lokal, ja sogar noch einen Tag zuvor, am Donnerstag, als ich spät abends von Linz nach Salzburg zurück fuhr und in diesem Lokal noch vorbeischaute, traf dort Leute, welche ich schon beinahe ewig kannte, mich mit ihnen heiter und fröhlich unterhalten konnte, so war dies plötzlich, als wäre ich in einer ganz anderen Welt. Von einem Tag zum nächsten änderte sich das Verhalten der Personen um 180 Grad! Als wäre ich plötzlich das Letzte, was es überhaupt geben könnte. Und hier nun nach der Ursache zu forschen, das war gänzlich überflüssig, denn es lag einfach auf der Hand! Es war sonnenklar!
Ich hätte ja nichts gesagt, wäre ich an diesem Abend zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder hier aufgetaucht. Aber selbst dies wäre für mich mehr als verstörend. Aber tags zuvor stand ich noch im gleichen Lokal, unterhielt mich mit Gästen, es war nett und fröhlich, plötzlich – als wäre ich von einem anderen Stern – oder ein Aussätziger eben!
Allein stand ich an der Bar, bekam widerwillig von Bernhard B. mein kleines Bier serviert und musste sogar ihn einmal zu einem anderen Gast reden hören, als er da meinte,
„jetzt haben wir das Problem da!“
Dabei hatte dieses Lokal des „verrückten Wirtes“ noch gar nicht wirklich geöffnet, sondern an diesem Freitag fand, so wie dieser es jedes Jahr tat, eine kleine interne Feier zur Saisoneröffnung statt. Und ob diese „Silly“ heuer überhaupt wieder hier ist, dass wusste ich sowieso noch nicht!
N diesem Abend blieb ich nicht lange in Mondsee, denn eines war mir nun klar geworden, hier muss ich etwas unternehmen – dieses Theater muss bereinigt werden. Und wenn dies im Jahr zuvor auch schon so gewesen ist, dann wunderte es mich nun überhaupt nicht mehr, wie dies letzten Sommer ausgegangen war!
Ich konnte es einfach nicht fassen. Wie kann es sein, dass sich erwachsene Menschen – ob dies tatsächlich Menschen sind und nicht Tiere, welche einfach in der Gestalt von Menschen umherlaufen, war mir da noch nicht so klar – der kindisches, einfältiges, gestörtes, ja regelrecht tierisches Verhalten an den Tag legen konnten. Schließlich waren die meisten in meinem Alter, meist sogar noch etwas älter, und ich war bereits jenseits der dreißig!
(2019-07-12)