Unterach, Sonntag, der 27. August 2000:
An diesem Tag, es war der Kirtag im Dorf, also der letzte Tag der Saison in diesem Jahr, saß ich wieder fest im Dorf. Und das noch dazu am Kirtag. Dem Tag, an welchem so gut wie jeder irgendwann einmal diesen Kirtag besucht. Zumindest sah dies für mich immer so aus.
Daher blieb auch mir kaum etwas anderes übrig, als mich auch in das Getümmel zu begeben. Das Wetter war nun zudem auch nicht mehr so schon, sodass ein Baden am See auch keine Alternative gewesen war. Und da sich dieser Kirtag mitten im Dorf abspielte, also direkt vor meinem Elternhaus, hätte ich mich den ganzen Tag im Haus einsperren müssen, um nicht damit in Berührung zu kommen. Also stürzte ich mich einfach nachmittags ins Getümmel.
Mehr als dass dies ein Tag war, welcher zum vergessen ist, blieb mir darüber auch kaum in Erinnerung. Ausgenommen eines: Denn dabei kam ich an den Tischen auf der Straße des Strandbad Restaurants, oder wie man dies auch immer bezeichnen mochte, vorbei. Dort saß einer meiner Schulkollegen aus der Grundschule, der Volksschule, im Dorf: Bernhard L. Besonders gut verstanden hatte ich mich mit ihm nie. Doch zwei Wochen zuvor, am verlängerten Wochenende, da traf ich eines Abends, wieder einmal, dessen Mutter, Gretl. Die mir ebenfalls wieder einmal die Ohren vollgequasselt hatte und dabei meinte, ich sollte mich doch wieder öfters mit ihrem Sohn, also Bernhard, treffen und mit ihm etwas unternehmen. Worauf ich ihr damals sagte, dies könnten wir gut machen, darüber hatten wir auch schon öfters gesprochen, jedoch sehe ich dann Bernhard einfach nie. Weshalb daraus auch nie etwas geworden war.
Nun saß er mit seiner Frau und weiteren Bekannten an einem der Tische des Strandbad Restaurants, als ich daran vorbeigekommen war. Dabei wollte ich ihn noch grüßen und mit ihm sprechen, doch dazu kam es erst gar nicht. Bekam ich lediglich einen dämlichen Grinser von ihm, wobei seine Frau, ihn dabei regelrecht bevormundend, meinte, als sie bemerkte, dass wir beide uns gesehen hatten,
„mit dem brauchst Du jetzt nichts mehr zu tun haben!“
Was Bernhard nicht mehr als einen Lacher zu seiner Frau entlockte. Kein Gruß, nichts. Nur ein abfälliges Gelächter.
Weshalb ich mir dachte, dann braucht mich aber dessen Mutter Gretl dazu auch nie mehr ansprechen.
Allerdings hatte mich aus das weiter ins Grübeln gebracht. Denn in den letzten beiden Wochen hatte sich etwas geändert: Ich habe meinen Führerschein verloren. Und dies, da ich in eine Kontrolle der Polizei geraten war, da diese offenbar schon darauf gewartet hatte, mich irgendwann einmal zu erwischen. Und was mich dabei ins Grübeln gebracht hatte, war, der Vater von Bernhard L. ist nun mal Gendarm am örtlichen Posten. Wie auch dessen Onkel, der Bruder seines Vaters. Da konnten dieses hämische Grinsen und Gelächter wohl kaum ein Zufall sein. Denn irgendwer musste mich, so dachte ich, doch derart angeschwärzt haben, sodass sie es regelrecht auf mich abgesehen hatten.
Es sollte dann auch für beinahe Jahre das letzte Mal sein, dass ich mit ihm etwas zu tun hatte. Auch mit dessen Mutter hatte ich danach nie wieder Kontakt.
(2023-05-07)