Unterach, Mondsee, Salzburg, Dienstag, der 15 August 2000:
Ein wahrer Schicksalstag in meinem Leben! Denn auch an diesem Abend stand ich wieder einmal gegen zehn Uhr abends an der Schirmbar am Dorfplatz bei der Weinschenke und dachte mir, was mach‘ ich da überhaupt. Was wäre ich froh darüber gewesen, mir dies längst ersparen zu müssen. Aber dem sah es unter diesen Umständen nicht aus.
Eigentlich wollte ich an diesem Abend schon zu Hause bleiben, denn seit Freitagabend war ich nun jeden Abend unterwegs. Daher war ich auch an diesem Abend bereits etwas später ausgegangen. Aber dann dachte ich mir, wann, wenn nicht jetzt in der Hochsaison, bestünde noch eine Gelegenheit im Dorf jemanden kennenzulernen, denn in zwei Wochen ist der Sommer wieder vorüber. Dann verfällt das Dorf wieder in einen Winterschlaf und dann besteht eben auch keine Gelegenheit mehr in diesem Dorf, jemanden, der vielleicht auch in diesem Dorf wohnt, allerdings sonst kaum hier anzutreffen ist, weil eben vielleicht nur im Urlaub hier, anzutreffen. Denn dies hatte ich insgeheim immer noch nicht aufgegeben. Einige kannte ich ja, traf sie leider so gut wie nie. Ab Ende des Sommers blieben dann eben nur mehr die ohnedies immer anzutreffenden übrig, wovon ich mir nicht gerade viel erwartete. Das kannte ich längst viel zu gut.
Daher dachte ich mir, während ich mein erstes kleines Pils, ein „Seiterl“, wie man hier sagt, getrunken hatte, vielleicht sollte ich es doch noch einmal versuchen, in Mondsee frieden zu finden und mit „Silly“ aus dem Lokal des „verrückten Wirtes“ klar zu kommen und diesem ewigen Intrigenspielen, diesem ständig regelrecht belagert zu werden, was ich denn nun schon wieder vor haben könnte, vielleicht doch noch irgendetwas, irgendjemandem auszukommen, dem „Gerede“ entfliehen zu können, ein Ende zu bereiten. Letzten Freitagabend in Salzburg hatte ich es ja wieder einmal gesehen, wie einfach es wäre. Wenn einfach nur Menschen wie Erwachsene miteinander umgehen, ohne eben gerade diesem Herumgetue. Dann hätte ich vielleicht doch endlich eine Chance, aus mein Leben endlich ein Bündel machen zu können und mir dies alles zu ersparen. Mit wem auch immer. Aber in meiner Umgebung sah ich so mittlerweile überhaupt keine andere Möglichkeit mehr. Denn es war ja nicht so, dass mir es Spaß bereitet hätte, abends ständig unterwegs zu sein, mich ständig in irgendwelchen Lokalen regelrecht herumzutreiben, sondern es blieb mir eigentlich gar nichts anderes übrig. Ich war eben in ein soziales Umfeld hineingeboren, in welchem es keine Partnerin fürs Leben für mich gab. Daher blieb mir eben nichts anderes übrig, als auszugehen, in der Hoffnung, jemanden kennenzulernen, eine Partnerin im Leben zu finden, um endlich im Leben zur Ruhe zu kommen.
Daher zahlte ich nach dem ersten kleinen Bier schon wieder und beschloss, doch noch einmal nach Mondsee zu fahren, um es mit „Silly“ zu versuchen, diesem ewigen Herumgetue ein Ende zu bereiten. Wie auch immer dies ausgehen möge.
Doch nun wollte ich nicht gleich in das Lokal des „verrückten Wirtes“ fahren, denn wenn ich dieses Lokal alleine betrete, dann wäre die Chance mittlerweile ohnedies äußerst gering, dies zu erreichen. Deshalb fuhr ich erst einmal in das Zentrum, in den Markt, um dort dieses „K.u.K.“ Beisel zu besuchen. Dies in der Hoffnung, dort jemanden zu treffen, mit welchem ich danach auch noch das Lokal des „verrückten Wirtes“ aufsuchen könnte, nur um dies nicht alleine betreten zu müssen. Ralphs Schlossbar, wie früher, stand mir dazu ja nicht mehr zur Verfügung.
Kaum betrat ich dieses Lokal, traf ich auch schon zwei Bekannte. Noch dazu zwei meiner Schulkollegen aus meiner Schulzeit in Mondsee, Fritz B., den Cafetier vom Marktplatz, sowie Eugen M., der mittlerweile sein Medizinstudium abgeschlossen hatte. Beide hatte ich sonst auch öfters schon am Seefest in meinem alten Heimatdorf getroffen. Doch dieses Jahr traf ich dort nicht einmal die beiden. Weshalb ich zunächst richtig froh war, sie nun hier zu treffen. Beide schienen ebenfalls erst gekommen zu sein, daher bestellte auch ich mir ein kleines Bier, trank und unterhielt mich mit ihnen.
Mittlerweile war es genau Mitternacht geworden und das erste Glas, welches ich mit meinen beiden ehemaligen Schulkollegen trank, neigte sich zu Ende. Daher kam die Frage auf, ob wir nicht noch ein weiteres trinken sollten. Worüber wir uns schnell einig waren, ein weiteres sollte noch folgen. Doch ich musste mittlerweile einmal kurz austreten. Weshalb ich die beiden Bat, mir doch eines mit zu bestellen, während ich am WC bin.
Doch kaum kam ich vom WC zurück in das Lokal, war von meinen beiden Schulkollegen nichts mehr zu sehen. Jedoch stand am Platz an der Rückwand zur Bar, an welchem wir zuvor noch zu dritt standen, ein Glas mit einem kleinen Bier drinnen, wie ich es den beiden aufgetragen hatte, mir eines mit zu bestellen. Daher fragte ich den Kellner, welcher mir mein Glas nun offenbar serviert hatte, ihn kannte ich nur vom Sehen, wohin denn beide gekommen wären, ich wäre doch nur, wie ich es ihnen gesagt hatte, nur kurz am WC? Doch dieser meinte, sie hätten sich doch kurzfristig dazu entschlossen noch ins „Big Bamboo“ zu gehen. Da sie allerdings nicht wussten, ob ich dorthin auch mitgehen möchte, hätten sie mir mein zweites Glas, wie besprochen, noch bestellt. Wenn ich möchte, dann sollte ich danach nachkommen.
Etwas irritiert stand ich nun da, mit meinem kleinen Bier, welches ich gerne noch mit meinen ehemaligen Schulkollegen getrunken hätte. Auch gerne im Lokal des „verrückten Wirtes“, denn deshalb hatte ich ja zuvor dieses Lokal aufgesucht, um vielleicht hier jemanden anzutreffen, mit welchem ich danach noch dieses Lokal aufsuchen könnte, ohne es alleine betreten zu müssen. Daher ärgerte ich mich nun sogar ziemlich darüber. Denn die paar Minuten hätten sie auch noch warten können, um mich zu fragen, ob ich dorthin mitgehen möchte.
Also stand ich nun alleine in diesem „K.u.K.“ und trank dort ebenfalls alleine mein mittlerweile drittes kleines Bier. Was mich noch deutlich mehr ärgerte war, dass ich noch mit dem Auto fahren musste. Also wenn ich danach auch noch das Lokal des „verrückten Wirtes“ aussuchen werde, hatte ich nun noch ein kleines Bier mehr in mir, was mir gar nicht passte. Zudem nun dieses kleine Bier alleine zu trinken, das war auch nicht gerade aufregend. Einfach stehen lassen wollte ich es auch nicht, denn Fritz B. hatte für mich auch schon bezahlt.
Kurz nach halb ein Uhr nachts hatte ich mein zusätzliches kleines Bier im „K.u.K.“ ausgetrunken und ich begab mich auf den Weg ins „Big Bamboo“, in der Hoffnung, dort noch meine beiden ehemaligen Schulkollegen anzutreffen. Denn da beide ohnedies im Markt wohnen, dachte ich mir, wenn sie dieses Lokal schon extra noch aufsuchen wollten, dann würden sie wohl nicht schon nach dem ersten Bier in diesem Lokal schon wieder nach Hause gehen.
Doch kaum betrat ich gegen ein Uhr das Lokal war von den beiden keine Spur mehr zu sehen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich alleine an die Bar zu stellen. Was ich ursprünglich eigentlich gar nicht wollte, denn seit diesem ominösen Abend am Frohleichnahmstag war es für mich nicht mehr so einfach, dieses Lokal alleine zu betreten. Daher fand ich dort auch niemandem zu dem ich mich stellen konnte, um mich mit ihm zu unterhalten. Aber das dachte ich mir schon.
Also bestellte ich mir nun dort alleine an der Bar stehend ein weiteres „Seiterl“, welches ich dann sogar vom Chef selbst, der meist an Sonntagabenden, aber offenbar auch an Feiertagabenden im Lokal war, auch schnell bekommen hatte. Sollte mich irgendjemand in diesem Lokal angehen, weil cih schon wieder hier sei, dann, so dachte ich mir, sage ich einfach, ich wollte eigentlich gar nicht mehr kommen, hätte ich nicht zuvor zwei meiner ehemaligen Schulkollegen getroffen, welche noch dieses Lokal aufsuchen wollten. Aber dazu kam es auch gar nicht. Ich stand einfach nur alleine an der Bar. Wusste allerdings deshalb auch nicht so recht, was ich nun hier tun sollte. Denn „Silly“ reagierte an diesem Abend gar nicht auf mich, was mich auch nicht weiter störte. Wovon ich eher sogar erfreut war, denn dieses mich ewig ihretwegen in diesem Lokal angehen lassen zu müssen, das hing mir eben schon längst zum Hals heraus.
Allerdings war die Situation doch ziemlich angespannt, da ich nun wieder in diesem Lokal anwesend war. Daher wollte ich auch nicht gleich wieder nach dem ersten kleinen Bier das Lokal verlassen, auch wenn dies kaum noch ein angenehmer Abend zu werden schien und ich mit „Silly“ wohl kaum weiterkommen würde, so, wie sie auf mich reagierte. Aber das störte mich auch nicht weiter, denn ich dachte mir, vielleicht wäre in der Zwischenzeit, in welcher ich nicht in diesem Lokal war, etwas geschehen, womit sich dies vielleicht von selbst lösen würde. Auch dies hätte mich keineswegs gestört.
Besonders fiel mir allerdings an diesem Abend der „verrückte Wirt“ selbst auf, der sich immer wieder schon richtig auffallend darum kümmerte, ob bei mir alles in Ordnung sei. Was meinen Verdacht, ei „Silly“ hätte sich in der Zwischenzeit etwas verändert, noch erhärtete. Denn die war regelrecht teilnahmslos an diesem Abend. Der Wirt selbst hingegen saß und unterhielt sich beinahe permanent mit einer Gruppe jüngerer Männer an der Bar, welche mir zuvor noch nicht aufgefallen waren. Ich allerdings deshalb auch immer wieder besonders aufpasste, ob sich nicht darunter jemand befand, mit wem sich „Silly“ nun eingelassen haben könnte. Aber danach sah es nicht aus. Allerdings war dies auch eine Gruppe jüngerer Männer, welche auch schwer einzuschätzen waren. Hatte ich doch seit gut einem Jahr immer wieder nach möglichen Verbindungen von Gästen mit jenem Etablissement in meinem alten Heimatdorf gesucht, welches vor gut einem Jahr ziemlich stark ins Gespräch durch diese Razzia wegen eines Zuhälters und dessen vermutliche Waffenschiebereien gekommen war. Wobei mir doch Andreas M., der Wirt der Weinschenke in meinem alten Dorf erklärte, den „Nokia Club“ gäbe es trotzdem immer noch. Daher suchte ich immer wieder nach Hinweisen darauf, ob bestimmte Personen, welche mir irgendwo auffallen, auch zu diesem Kreis gehören. Doch die jüngeren Männer passten irgendwie gar nicht zu Gästen eines Bordells. Aber dann doch eben irgendwie auch wieder ganz besonders – und dann eben wieder ganz und gar nicht. Diese Gruppe war irgendwie gar nicht einzuschätzen, viel mir aber trotzdem auf, dass sie sich nicht selten über mich unterhielten. Weshalb ich dann kurzerhand noch länger im Lokal bleiben wollte. Es war irgendwie ganz seltsam.
Doch dann, es war mittlerweile halb zwei Uhr morgens geworden, dachte ich mir, ein kleines Bier trinke ich in diesem Lokal noch, und wenn sich dabei dann nichts tut, dann war es das für mich in diesem Lokal. Ich sehe es ja selbst, ich stehe nur mehr oder weniger deplatziert an der Bar herum, rauche eine Zigarette nach der anderen, was mir auch nicht gut tut, zudem ich damals noch starke Zigaretten rauchte, und vor allem, ich nippe ständig an meinem Glas, weil ich einfach nicht weiß, was ich tun soll. Und gerade das entsprach so gut wie überhaupt nicht meinen sonstigen Gepflogenheiten. Denn mittlerweile hatte ich fünf kleine Biere getrunken und unter normalen Umständen wäre ich damit mindestens fünf, wenn nicht sechs oder gar sieben Stunden unterwegs gewesen. Doch an diesem Abend waren es nun gerade mal gut vier Stunden gewesen. Allerdings hatte ich vor allem die letzten vier kleinen Biere relativ schnell in kurzer Zeit getrunken. Weshalb ich mir dachte, dies würde irgendwann nicht gut ausgehen und ich dabei erwischt werden, alkoholisiert mit dem Auto unterwegs zu sein.
Schließlich war ich mittlerweile dreißig Jahre geworden und schon sehr viele Jahre abends unterwegs gewesen. Wobei mir fast nichts anderes übrig geblieben war, als dabei auch mit dem Auto unterwegs zu sein. Ausgenommen ich war in Salzburg unterwegs. Aber üblicherweise hatte ich einen Grundsatz, nicht mehr als ein kleines Bier je Stunde zu trinken, wenn ich mit dem Auto unterwegs war. Und schon gar nicht mehr als drei kleine Biere in einem Lokal zu trinken. Wobei ich sonst üblicherweise auch nicht mehr als zwei Lokale pro Abend aufsuchte. Und wenn es einmal etwas lustiger wurde, dann hatte ich nach jedem kleinen Bier mindestens auch ein Mineralwasser getrunken. Weshalb ich auch noch nie Probleme bei etwaigen Alkoholkontrollen in der Nacht hatte, auch wenn es schon mal vier Uhr früh, oder noch später wurde, als ich kontrolliert wurde. Zudem hatte ich ohnedies die Befürchtung, man hätte es auf mich abgesehen, mich einmal alkoholisiert mit dem Auto zu erwischen. Aber damit hatte ich bisher auch niemals Probleme, wurde ich doch bis Jahreswende beinahe jedes Mal kontrolliert, sobald ich unterwegs war. Allerdings ohne Erfolg, wenn man dies so bezeichnen kann. Denn mit meinen mir selbst auferlegten Regeln beim Ausgehen, wenn ich mit dem Auto unterwegs war, bestand für mich dabei auch kaum Gefahr „erwischt“ zu werden. Denn wenn ich schon mal eine Alkoholkontrolle über mich ergehen lassen musste, dann war der Wert, den das Messgerät angezeigt hatte, so gering, sodass es bisher nie etwas gab.
Nun hatte ich allerdings doch Bedenken. Denn, wie mir mittlerweile einleuchtete, wollten mich meine beiden ehemaligen Schulkollegen offenbar in dieses Lokal locken. Nicht wissend, dass ich selbst gerne mit ihnen hierher gegangen wäre. Denn dies hätte dann auch noch ein recht angenehmer Abend werden können. Aber mittlerweile war mir gegenüber die Stimmung offenbar derart schlecht geworden, sodass dies einfach nicht mehr möglich war.
Also bestellte ich mir noch ein kleines Bier, in der Meinung, dies würde wohl das letzte für mich in nächster Zeit in diesem Lokal sein. Vielleicht auch überhaupt das letzte. Aber zumindest für längere Zeit. Denn so konnte es nicht eitergehen, dachte ich mir. Denn bisher, so dachte ich mir auch, wäre mein Verhältnis gerade zu diesen beiden ehemaligen Schulkollegen aus dem Markt sehr gut gewesen. Aber dies schien nun auch Geschichte zu sein.
Gegen zwei Uhr früh neigte sich nun aber auch das dritte kleine Pils zur Neige und ich nippte nur mehr ganz kurz daran, um es nicht leerzutrinken. Doch als ich dann vom WC zurückgekommen bin, ich wollte mich schon zum Verlassen des Lokals bereit machen, da schoss plötzlich der „verrückte Wirt“ auf mich zu und fragte mich ganz aufgeregt, als ob ich das Lokal nun verlassen zu früh könnte
„willst‘ du noch eins?“
Und hatte dabei schon ein weiters Glas in der Hand, welches er selbst an der Schank befüllen wollte. Aber ich winkte ab. Nein, für heute reicht es. Ich will keines mehr. Doch er fragte mich noch ein weiters Mal, ob ich nicht doch noch eines möchte, was ich aber nun vehement verneinte. Doch da fiel mir auf, gerade dies wird besonders von jener Gruppe jüngerer Männer mitverfolgt, zu welchen sich der „verrückte Wirt“ auch gleich wieder gesellte. Wobei er meinte, dies würde sich gleich wieder ändern und ich auf jeden Fall noch ein weiteres Bier tränke. Was für große Heiterkeit bei den Beteiligten sorgte.
Eines fiel mir allerdings zusätzlich noch an diesem Abend besonders in diesem Lokal auf. Es roch ganz stark nach Alkohol! Doch deshalb dachte ich mir nicht viel, denn ich war der Meinung, dies lag eben daran, dass nun das noch dazu verlängerte Wochenende vorbei war, dort viel Alkohol konsumiert wurde, dabei auch viel verschüttet wurde und eben das Lokal noch nicht ganz sauber gemacht wurde. Die Putzkraft eben erst am folgenden Tag so richtig ihre Arbeit vollbringen würde. Dies fiel mir zudem vorher schon öfters auf, gerade an den Tagen nach einem langen und vielleicht auch intensiven Wochenende. Daher maß ich dem auch weiter keine Bedeutung zu. Doch dies fiel mir zudem auch zuvor schon im „K.u.K.“ auf. Aber da ich dieses Lokal nur sehr selten besuchte, dachte ich mir dort diesbezüglich überhaupt nichts.
Ich wollte nun schon lange das Lokal verlassen. Aber da ich eben mittlerweile mehrere kleine Biere in relativ kurzer Zeit getrunken hatte, zögerte ich das Zahlen und Verlassen des Lokals so lange wie möglich hinaus. Aber irgendwann leert sich jedes Glas, auch wenn man immer wieder nur einmal kurz daran nippt und um halb drei Uhr morgens war mein Glas endgültig geleert. Weshalb ich nun zahlte und das Lokal verlies.
Da ich allerdings von diesem verlängerten Wochenende ziemlich die Nase voll hatte, dachte ich mir, ich fahre nach Salzburg nach Hause und verbringe dort erst einmal ein paar Tage. Denn wirklich erbauend waren diese letzten vier Tage nicht gerade. Wobei mir sehr wohl bewusst war, dass ich mittlerweile Alkohol konsumiert hatte und man damit eigentlich gar nicht mehr mit dem Auto fahren sollte. Wobei mir zudem bewusst war, dass ich heute, sollte ich kontrolliert werden, auch an die Grenze des zulässigen stoßen würde. Aber da ich doch grundsätzlich sehr gut mit Alkohol umgehen konnte, nach Konsum keinesfalls übermütig, schon gar nicht aggressiv wurde, hatte ich mir weiter nichts gedacht. Nach diesem Alkoholkonsum hatte ich schon sehr oft auch Kontrollen durch die Polizei, welche meist so ausgingen, dass ich mich nicht einmal einer richtiger Kontrolle unterziehen musste, da ich keinesfalls alkoholisiert wirkte. Aber dies eben unter für mich sonst üblichen Regeln des Alkoholkonsums, welche nun nicht mehr so ganz zutrafen. – Keine Frage, so setzt man sich keinesfalls noch ans Steuer. Heute würde mir dies im Traum nicht mehr einfallen!
Nun hatte ich immer schon die Angewohnheit, nicht stets die gleichen Wege für die gleiche Strecke zu fahren. Daher nahm ich immer wieder einmal andere Wege von und zur Arbeit, aber gerade am Weg von und nach Salzburg nach Hause nahm ich immer wieder einmal eine andere Route. Daher beschloss ich am Weg auf der Autobahn nach Salzburg, diesmal bis zur Ausfahrt Kaserne, also beinahe bis zur Ausfahrt West, auf der Autobahn zu bleiben, erst dort abzufahren und dann den Weg durch die, wie ich vermutete, mittlerweile ruhige Altstadt zu nehmen. Hätte ich Bedenken gehabt, dann hätte ich keinesfalls diesen Weg genommen, denn dabei würde ich in der Altstadt auch durch den Franz Josefs Kai kommen und dieser war ohnedies längst bekannt dafür, dass gerade an solchen Tagen die gesamte Straße vor dem Landesgerichtgebäude abgesperrt werde, um dort Kontrollen durchzuführen. Hätte ich Bedenken gehabt, dann hätte ich mich erst gar nicht mehr auf den Weg nach Salzburg begeben. Denn in der Stadt ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher in eine Kontrolle zu kommen, als am Weg in mein altes Heimatdorf.
Doch kaum hatte ich die Autobahn bei der Kaserne verlassen, bog in die Innsbrucker Bundesstraße, wollte durch die Flughafenunterführung fahren, da merkte ich, dass ich schon wieder die erst kürzlich eingerichtete 80 km/h Geschwindigkeitsbeschränkung übersehen hatte und mit 100 Stundenkilometer in die Unterführung eingefahren wäre. Hier, bei dieser Flughafenunterführung hatte ich eines meiner ersten Projekte, als ich 1990 bei ABB zu arbeiten begonnen hatte, die neue Energiezentrale des Flughafens. Wobei sich diese gleich neben der Pannenbucht vor der Einfahrt in die Unterführung befand. Wobei ich diese Pannenbucht sehr häufig auch als Parkplatz nutzte, wenn ich gerade mal schnell etwas bei diesem Projekt zu erledigen hatte und deshalb nicht am Flughafen Parkplatz parkte. Daher kannte ich diese Strecke auch sehr gut, weshalb ich nun allerdings auch diese neue 80 km/h Beschränkung schon einmal schnell übersehen hatte.
Da sah ich, wie aus der anderen Röhre der Unterführung ein Auto heraus fuhr und kaum hatte ich es übersehen, waren auch schon die Blaulichter an diesem Fahrzeug zu sehen. Weshalb ich mir auch dachte, dies würde nun mich betreffen. Daher verringerte ich auch meine Geschwindigkeit und kurz darauf war dieses Auto mit Blaulichtern auch schon hinter mir und ließ mich am Ende der Unterführung, ebenfalls in der Pannenbucht, anhalten. Verkehrskontrolle! Hieß es dann an der Seitenscheibe meines Autos. Ich wäre nun wohl etwas zu schnell unterwegs gewesen. Weshalb ich erklärte, diese neu eingerichtete Geschwindigkeitsbeschränkung leider hin und wieder zu übersehen und, wie früher, mit 100 km/h in die Unterführung eingefahren, anstelle der erlaubten 80 km/h. Doch dies wäre eben zu schnell.
Aber dann wurde ich auch noch gefragt, ob ich etwas getrunken hatte. Aber nachdem ich mir nicht viel gedacht hatte, habe ich auch sofort erklärt, was ich an diesem Abend konsumiert hatte. Weshalb es nun auch zu einer Alkoholkontrolle kam. Wobei ich zunächst deshalb nach meinen bisherigen Erfahrungen nicht viel befürchtet hatte. Doch dann zeigte das Gerät 0,61 mg/l an, also 1,22 Promille. Was mich richtig erstarren ließ, ob des hohen Wertes, welchen ich mir nun überhaupt nicht erklären konnte. Daher wusste ich auch überhaupt nicht, was ich sagen sollte. Denn auch wenn es mir nicht geglaubt wurde, was ich an diesem Tag konsumiert haben wollte, ich wiederholte es einfach immer wieder.
Daher ging es zu einer weiteren Alkoholkontrolle an den Posten Lehen. Wobei ich zuvor noch mein Auto ganz am äußersten Rand er Pannenbucht abstellen dufte und das Lenkrad mit einer Diebstahlsicherung gesichert wurde, was mich nichts Gutes erahnen ließ. Ich war völlig weg, ob des Wertes, den ich dabei erreicht hatte. Ich war, wie gelähmt.
Doch kaum hatte ich am Rücksitz des Polizeiautos Platz genommen und das Fahrzeug hatte sich in Bewegung gesetzt, meinte der Polizist, welcher neben mir am Rücksitz saß,
„doch noch erwischt!“
Wobei der Fahrer meinte,
„und wir haben schon geglaubt, den wäre uns entwischt!“
Dies ließ mich erst recht vor Schreck erstarren, was ich da nun zu hören bekam!
Da wurde mir plötzlich klar, dass sie es wohl schon sehr lange auf mich abgesehen haben mussten. Was ich mir auch schon gedacht hatte. Gerade ob der beinahe schon unzählbaren Kontrollen, welche ich bis zum Jahreswechsel über mich ergehen lassen musste. Wobei es dabei allerdings nie etwas gegeben hatte, und ich, da dies plötzlich im Jänner aufgehört hatte, sich dies auch wieder gelegt hatte. Dachte ich mir doch schon, dass wahrscheinlich jemand, vor allem in Mondsee, sehr schlecht über mich sprechen müsste, mich auch dessen Diffamiert haben musste, ich würde stets stark betrunken mit dem Fahrzeug unterwegs sein und dies auch längst zur Polizei durchgedrungen sei. Weshalb ich eben diese vielen Kontrollen hatte. Wobei ich allerdings dachte, dies hätte sich nun erübrigt. Aber dies hörte sich gar nicht gut an. Dies schien so, als wäre ich beinahe ständig diesbezüglich überwacht worden.
Aber was hatte sich um den Jahreswechsel geändert? Ich hatte mich, nachdem ich Anfang Dezember des Vorjahres meinen dreißigsten Geburtstag damit verbrachte, mein Auto mit einem kaputten Vorderreifen nach Hause zu bringen, was mir zudem danach richtig viel Geld gekostet hatte, deutlich aus Mondsee zurückgezogen, da ich einfach die Schnauze voll hatte. Erst recht, als Ralph Anfang Jänner des Jahres verkündete, dass er ab Ostern sein Lokal, „Ralphs Schlossbar“ aufgeben werde, wonach ich danach nur mehr sehr sporadisch in Mondsee unterwegs war. Was natürlich auch jenem, oder jenen, die Möglichkeit nahm, mich in Ermangelung meiner selteneren Gegenwart entsprechend anzuschwärzen.
Am Posten in Lehen wiederholte sich das Ergebnis der Kontrolle ein weiteres Mal, weshalb die Beamten meinten, dies wäre nun amtlich, ich müsste meinen Führerschein abgeben. Alles weitere würde ich dann schriftlich erhalten. Wobei ich allerdings noch einmal gefragt wurde, was ich denn tatsächlich getrunken hätte. Denn so recht wollten sie mir dies auch nicht glauben. Aber ich konnte nichts anderes wiederholen, was ich schon gesagt hatte. Denn dies entsprach auch den Tatsachen. Wobei ich mir selbst diesen Wert immer noch nicht erklären konnte und auch regelrecht an den Messgeräten, vor allem an jenem, mit welchem die erste Kontrolle durchgeführt wurde, gezweifelt hatte. Aber da das zweite Gerät am Posten das gleiche Ergebnis brachte, musste dies wohl stimmen. Daher war ich einfach nur mehr sprachlos, wie gelähmt und wusste auch nicht wirklich, wie ich darauf reagieren sollte. Ich konnte mir den Wert einfach nicht erklären. Wären es knapp über 0,5 Promille gewesen, oder meinetwegen noch knapp über 0,8 Promille, dann hätte ich gesagt, Pech gehabt. Das hätte ich einfach nicht tun sollen! Wobei ich dies unter normalen Umständen auch nicht getan hätte. Doch die außergewöhnlichen Umstände, welche dazu führten, dauerten eben schon viel zu lange an und es war auch kein Ende in Sicht! Aber dies?
Das hätte ich noch zu meinen Befürchtungen, welche ich ohnedies zuvor schon hatte, gepasst. Aber bedenkt man, dass es mittlerweile halb vier Uhr morgens wurde, ich seit 10 Uhr abends unterwegs war, ich somit über fünf Stunden unterwegs war, je Stunde, wie es immer hieß, 0,1 Promille an Alkohol im Körper abbauen würde, dann müsste ich mit meinen sechs kleinen Bieren ja beinahe 1,8 Promille erreichen, um diesen Hohen Wert zu erreichen. Und dafür hatte ich nun überhaupt keine Erklärung. Denn dies würde weiter bedeuten, dass ich mit einem kleinen Bier schon 0,3 Promille erreichen würde und somit ab dem zweiten kleinen Bier bei jeder Kontrolle drangekommen wäre. Aber das war überhaupt nie der Fall. Hatte ich bisher bei einer Kontrolle erwähnt, dass ich zwei kleine Biere getrunken hatte, dann wurde ich nicht einmal weiter kontrolliert, sondern meist durchgewunken. Aber nun?
Wobei ich natürlich schon sagen musste, dass ich mich bei der Fahrt nicht gerade gut gefühlt hatte. Was nun auch kein Wunder mehr war. Aber dies hatte ich zuvor darauf zurückgeführt, dass das Wochenende doch sehr intensiv war und ich, sobald ich die Möglichkeit hatte, am See in der Sonne am Steg oder am Floß im Strandbad meines alten Heimatdorfes lag, was dem Wohlbefinden auch nicht gerade sehr einträglich ist. Und dass sich jeweils am Tag danach so viel Restalkohol angesammelt hatte, sodass es nun diesen Hohen Wert ergab, das ergab für mich auch keinen Sinn. Denn wirklich viel habe ich nie getrunken, auch wenn ich zu Fuß unterwegs war. So viel vertrage ich gar nicht, ohne mich übergeben zu müssen und dann ist der Abend ohnedies gelaufen, auch wenn dies, wenn überhaupt, meist erst nach dem Abend geschah. Daher, ich hatte einfach keine Erklärung dafür.
Zudem schossen mir auch ständig Gedanken durch den Kopf, welche Auswirkungen dies nun auf mich haben könnte. Dabei könnte ich sogar meinen Job verlieren, brauchte ich doch dafür unbedingt mein Auto. Dachte ich zumindest, aber davon ging ich damals auch aus! Dass ich daneben zudem nun dastehen würde, als wäre ich der größte Alki, der endlich erwischt worden war, war nur mehr ein Nebengedanke dabei. Auch wenn man, erst einmal erwischt, danach als chronischer Alkoholiker gilt, der noch dazu anderer Leben gefährdet.
Nun blieb mir nichts anderes übrig, als zu Fuß von Lehen nach Hause zu gehen. Wobei ich mir, wie schon die ganze Zeit über, dachte, wie demütigend solch eine Prozedur doch sei.
ES wird noch acht Jahre dauern, bis mir klar werden würde, was sich an diesem Abend abgespielt haben musste. Aber dann würde auch so vieles andere plötzlich klar werden.
Aber eines vorab noch, es sind Beamte in Zivil, welche einerseits überhaupt nicht in das Schema von „Gästen“ eines entsprechenden Etablissements des Rotlichtmilieus passen, aber eben dann gerade eben wieder doch, da sie es einfach beruflich sind. Und ich gehe jede Wette ein, dass jene Personen dieser Gruppe, mit welcher sich der „verrückte Wirt“ in seinem Lokal auch so angeregt über mich unterhalten hatte, Beamte in zivil waren.
Dies, da mir zudem in der folgenden Zeit, da ich auch diesbezüglich aufzupassen begonnen hatte, aufgefallen ist, dass die Polizei mit Gastgewerbetreibenden gerne eine Art Allianz eingehen, um unliebsame Personen, jene, welche sich nicht an geltende Regeln halten wollen, aus den Verkehr ziehen zu können. Was im Normalfall auch durchaus positiv zu bewerten ist und auch zu begrüßen ist. Allerdings im Fall des Falles sich auch durchaus zu einer unsäglichen, geradezu unheimlichen Allianz entwickeln kann!
(2023-05-04)