Unterach, Montag, der 11. Jänner 1999:
An diesem Morgen gleich der nächste Tiefschlag. Denn als ich ins Büro kam, sah ich am Schreibtisch von „Vroni“ unserer Halbtagskraft für Büro und Geschäft, ihren Zahlschein für den Mitgliedsbeitrag für den Sportverein. Sie hatte ihn wohl mitgenommen, um den Betrag an diesem Vormittag in der Bank einzuzahlen. Einhundert Schillig waren dafür im Jahr zu bezahlen.
Allerdings hatte ich bisher noch keinen erhalten. Der ging mir schon regelrecht ab, da ich auch hier schon wieder etwas befürchtet hatte. Daher fragte ich auch gleich in die Menge, zu meinem Bruder und „Vroni“, als ich am Weg zum Stuhl war, um mich hinzusetzen, ob denn für mich noch kein Zahlschein dafür gekommen war. Doch mein Bruder antwortete darauf derart bestimmt mit nein, Sodass ich gar nicht weiter nachgefragt habe, ob vielleicht er auch noch keinen erhalten hatte.
Eigentlich hätte auch ich längst einen erhalten müssen. Denn am 6. Jänner fand auch jeweils die Jahreshauptversammlung des Sportvereins im Druckerhof statt. Fand doch sonst am Dreikönigstag nachmittags, wenn ausreichend Schnee lag, das Abschlussrennen des Skikurses statt, der in den Tagen von 1. Jänner bis eben dem Dreikönigstag abgehalten wurde, und danach fand die Jahreshauptversammlung des Sportvereines, welche im Dorf ganz eindeutig von der Sektion Ski dominiert wurde, statt. Daher waren dort auch meist nur Vertreter der Sektion Ski anwesend. Obwohl eigentlich jedes Mitglied daran teilnehmen hätte können. Allerdings, vielleicht auch platzbedingt im Druckerhof, nahmen nur Auserwählte daran teil. Danach, ab dem 7. Jänner, wurden die Zahlscheine für den Mitgliedsbeitrag versendet.
Doch dieses Jahr schien es wohl so, dass ich keinen erhalten hatte. Allerdings auch keinen mehr erhalten werde. Als wäre ich einfach von der Mietgliederlist des örtlichen Sportvereins gestrichen worden.
Allerdings schien es nun so, als fiel „Vroni“, welche ebenfalls, da sie meist stark bei der Austragung des Skikurses engagiert war, an diesen Sitzungen teilnimmt, auf, dass ich darüber nicht gerade begeistert war, um dies gelinde auszudrücken. Daher überlegte sie kurz und meinte dann,
„wieso? Hättest Du noch weiter Mitglied sein wollen? Dann rede ich noch einmal mit ihnen! – Aber Du bist doch eh lieber in Salzburg, daher…“
Worauf ich ihr andeutete, dass es zwar durchaus so sein möchte, dass ich lieber in Salzburg wäre. Doch weshalb ich deshalb gleich von der Mitgliederliste des Sportvereins gestrichen werde, verstehe ich nicht ganz. Schließlich gäbe es doch eine Unmenge an Vereinsmitgliedern, welche auch nicht permanent im Dorf leben würden, denn auch viele Zweitwohnungsbesitzer waren Vereinsmitglieder, aber trotzdem werden diese auch nicht gleich aus dem Verein ausgeschlossen. Ganz im Gegenteil. Deren Mitgliedsbeitrag wird gerne entgegengenommen. Allerdings will man von mir nicht einmal diese einhundert Schillinge noch.
Ich wäre schon gerne weiter Mitglied in diesem Verein gewesen. Denn schließlich hatte ich immer noch die Hoffnung, dass ich in meinem Leben zur Ruhe kommen werde und dann eben auch wieder ein normales Leben in diesem Dorf leben zu können. Wobei für mich eben auch die Teilnahme am örtlichen Vereinsleben gehörte. Doch dies schien nun nicht mehr möglich zu sein.
Allerdings war ich von der Idee, „Vroni“ würde noch einmal mit den verantwortlichen im Sportverein sprechen, damit ich weiterhin Mitglied des Vereins wäre, gar nicht begeistert. Denn dies würde bedeuten, dass ich von nun an für jede nur erdenkliche „freiwillige“ Arbeit herangezogen werden würde. Und das wollte ich nun auch nicht. Daher nahm ich dies, zwar deutlich widerwillig, zur Kenntnis.
Wobei, hätte man mich zehn Jahre zuvor aus dem Verein ausgeschlossen, als ich von der Führung in der Sektion Ski äußerst enttäuscht wurde, hätte ich es durchaus verstanden. Vielleicht auch sogar begrüßt. Denn damals hatte ich meinen Unmut darüber auch deutlich zur Sprache gebracht.
Auch vor fünf Jahren hätte ich es noch verstanden, hätte man mich von der Mitgliederliste gestrichen. Aber da gab es weder einen Anlass dazu. Wie übrigens auch jetzt nicht! Da schien es noch so, als würde man meine hundert Schillinge gerne annehmen. Aber mehr schon nicht. Nun allerdings wurde ich einfach hinausgeworfen! Ohne ersichtlichen Grund.
Daher das wirklich seltsame daran war einfach der Zeitpunkt! Gerade nun, da sich scheinbar sehr viele gegen mich verbündet hatten. Es passte eben zu allem, was ich schon im Jahr zuvor im Dorf erleben musste.
(2022-12-06)